Großstadtvergleich 2021 von WirtschaftsWoche und ImmoScout24
Die Weltklimakonferenz ist zu Ende. Es bleibt abzuwarten wie die Ergebnisse umgesetzt werden. Doch wo stehen die größten deutschen Städte in puncto Luftqualität und Verkehr heute? Auch Immobilien gelten als großer Treiber für CO2-Emissionen: Etwa ein Drittel gehen auf den Gebäudesektor zurück.
Wolfsburg führt den Nachhaltigkeitsindex im Vergleich aller deutschen Großstädte an.
Erlangen und Ingolstadt folgen auf dem Podium.
Hannover und Darmstadt sind die klimafreundlichsten Städte (Teilranking Ökologie) undpunkten bei der Anzahl an Elektrotankstellen, beim Radklima und der Luftqualität.
Karlsruhe ist vor Münster die fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands.
Berlin landet im Städtetest auf dem vorletzten Platz hinsichtlich Luftqualität.
In Mannheim werden die meisten neu fertiggestellten Wohngebäude nachhaltig beheizt.
Das Nachhaltigkeitsranking von ImmoScout24 in Kooperation mit der WirtschaftsWoche und der IW Consult zeigt die nachhaltigsten Großstädte Deutschlands. In der Gesamtschau der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Kriterien landet Wolfsburg auf Rang eins, Erlangen auf zwei und Ingolstadt auf Rang drei. Heidelberg und Ulm folgen auf Platz 4 und 5 im Ranking. Das Ruhrgebiet bildet mit Gelsenkirchen, Duisburg, Herne und Oberhausen das Schlusslicht.
Luftqualität und Verkehr in deutschen Städten
Der Verkehrsbereich ist in den Städten die Hauptursache für Feinstaub, vor allem durch die ausgestoßenen Partikel von Verbrennungsmotoren. Die Förderung des Fahrradverkehrs sowie der Infrastrukturausbau für elektrifizierte Antriebe schaffen Anreize, auf andere Verkehrsmittel bzw. Antriebsarten umzusteigen. Gute Voraussetzungen für eine gesunde Luftqualität weisen die Region Hannover und die Stadt Darmstadt auf. In den drei ausgewählten Nachhaltigkeits-Indikatoren – Elektrotankstellen, ADFC Fahrradklima-Test, Luftqualität – konnten sie sich in den Top 20 platzieren.
In Hannover gibt es 6,4 Elektrotankstellen je 10.000 Einwohner. Damit liegt die niedersächsische Landeshauptstadt auf Platz 19. In Darmstadt sind es sogar 8,5 – Platz zehn aller deutschen Großstädte. Spitzenreiter in dieser Kategorie ist die Automobilstadt Wolfsburg. 65,3 Ladepunkten je 10.000 Einwohner versorgen die dortigen Nutzer:innen von Elektroautomobilen. Mit 28,5 Elektrotankstellen je 10.000 Einwohner platziert sich mit Ingolstadt ein weiterer Automobilstandort auf Rang 2 hinter Wolfsburg. Auch das Klima für Radfahrende wird vom ADFC- Klimafahrradtest positiv bewertet. Regensburg folgt auf Rang drei. Bei den gemessenen Schadstoffwerten kann sich Hannover in den Top 5 platzieren. Für Darmstadt reicht es mit Rang 19 für einen Platz in den Top 20. Die geringste Schadstoffbelastung und somit die beste Luftqualität wird aktuell in Erfurt gemessen.
Metropolen schneiden insgesamt im Ranking mittelmäßig ab
München überzeugt bei der Infrastruktur für Elektro-Autos mit 9,5 Elektrotankstellen je 10.000 Einwohner. Damit liegt die bayrische Landeshauptstadt auf Rang 7. Beim Radklima landet die Stadt an der Isar im vorderen Mittelfeld auf Rang 17. Die Luftqualität ist allerdings verbesserungsfähig: Auf einen Kubikmeter wurden 9,6 Mikrogramm Schadstoffe gemessen, sodass die Stadt im Ranking mit Rang 33 aufwartet. Hamburg punktet bei den Elektrotankstellen und landet auf Rang 15. Beim Fahrradklima und der Luftqualität liegt die Hansestadt mit jeweils Rang 36 hingegen im Mittelfeld. Die Bundeshauptstadt Berlin nimmt in Sachen Luftqualität nur den vorletzten Rang aller deutschen Großstädte ein. Frankfurt am Main kann mit Platz 14 bei den Fahrradfahrern auftrumpfen.
Den größten Anteil neu fertiggestellter Wohngebäude, die nachhaltig beheizt werden, erreichte im Vergleich der Top-7-Metropolen Stuttgart mit 65,5 Prozent. Damit landet die Hauptstadt Baden- Württembergs für diesen Indikator allerdings nur auf Rang 22 aller Städte. Düsseldorf folgt mit 61,8 Prozent und Rang 34, Frankfurt am Main mit 55,8 Prozent und Rang 41, München mit 53,4 Prozent und Rang 49 und Berlin mit 49,5 Prozent und Rang 52. In Köln sind es lediglich 41,4 Prozent. Damit nimmt die Rheinmetropole im Metropolenvergleich mit Rang 63 das Schlusslicht ein.
“Die Metropolen können bei den Indikatoren für das Nachhaltigkeitsranking nicht überzeugen und landen nicht unter die Top 5. Vor allem bei der Luftqualität und der alternativen Heizenergie liegen sie im Mittelfeld. Politik und Verwaltung müssen beim Neubau und der Stadtplanung weiter auf nachhaltige Aspekte setzen, um die Städte zukunftsfähig zu machen”, sagt Ralf Weitz, Geschäftsführer von Immoscout24.
Im Gesamt-Nachhaltigkeitsranking schaffte es München als einzige Metropole neben Stuttgart mit Rang 13 in die Top 15 der nachhaltigsten Großstädte, während Hamburg mit Rang 37, Frankfurt am Main mit Rang 40, Köln mit Rang 53 und Berlin mit Rang 63 die Ränge das untere Mittelfeld besetzen.
Karlsruhe glänzt beim Radklima. Erfurt sichert sich den ersten Platz bei der Luftqualität
Am zufriedensten sind Radfahrer in Karlsruhe. Hier fühlen sie sich laut ADFC-Fahrradklima-Test besonders sicher oder die Radwege sind gut ausgebaut. Somit nimmt der Sitz des Bundesverfassungsgerichts den ersten Rang aller deutschen Großstädte ein. Die Fahrradstadt Münster folgt auf Rang zwei und Erlangen auf Rang drei. Am schlechtesten sind die Bedingungen für Radfahrer in Hagen und Koblenz. Die geringste Schadstoffbelastung und somit beste Luftqualität aller deutschen Großstädte bietet Erfurt. Salzgitter folgt auf Rang zwei und Kaiserslautern auf Rang drei. Schlusslicht im Ranking bildet Herne.
Nachhaltiges Bauen für die Stadt der Zukunft
Zu den CO2-Verursachern in der Immobilienbranchen zählt unter anderem das Baumaterial. Die Produktion von Beton verursacht hohe CO2-Emissionen. Zudem tragen private Haushalte mit der Erzeugung von Raumwärme zum CO2-Ausstoß bei. In Deutschland werden noch etwa dreiviertel der Wohngebäude mit Öl oder Gas beheizt. Am höchsten ist der Anteil neu fertiggestellter Wohngebäude, die nachhaltig beheizt werden in Mannheim. 94,9 Prozent aller neuen Gebäude werden dort schon ohne Öl oder Gas beheizt. Im Städtetest folgen Trier mit 90,8 Prozent, Pforzheim mit 86,7 Prozent und Offenbach am Main mit 85,0 Prozent. Die größten Sprünge machten Essen mit einem Plus von 34,8 Prozentpunkten sowie Oberhausen mit +32,6 und Hamm mit +27,1 Prozentpunkten.
“Noch immer werden in knapp dreiviertel aller Haushalte Gas- oder Ölheizungen betrieben. Neben der Modernisierung bestehender Heizanlagen ist es wichtig, neue Wohngebäude klimafreundlich zu beheizen. Die Umstellung auf regenerative Energien wist eine Generationenaufgabe. Umso wichtiger ist es, bereits jetzt alle Maßnahmen zu ergreifen, die den Energieverbrauch senken. Auf diese Weise lassen sich auch Kosten einsparen”, sagt Ralf Weitz.
Über das Städteranking / Methodik
Im Auftrag von WirtschaftsWoche und ImmobilienScout24 hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln den umfangreichen Leistungscheck durchgeführt. Unter die Lupe genommen wurden die 71 deutschen kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern*. Kaiserslautern liegt gemäß amtlicher Statistik mit 99.662 Einwohnern knapp unterhalb dieser Schwelle. Zwecks Vergleichbarkeit und Kontinuität wird Kaiserslautern zu den 71 Großstädten gezählt (2019: 100.030 Einwohner). Über 100 Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Immobilienmarkt, Lebensqualität und Nachhaltigkeit gingen in die Bewertung ein. Das Ranking setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Das Niveauranking bildet die Wirtschaftskraft der Städte ab. Es vergleicht Ist-Werte ausgewählter Kennziffern, wie etwa die aktuelle Zahl der Baugenehmigungen. Das Dynamikranking analysiert die Veränderungsraten ausgewählter Indikatoren und zeigt, welche Städte sich in den vergangenen fünf Jahren am besten entwickelt haben. So lässt sich zeigen, welche Stadt sich unabhängig von ihrer ökonomischen Ausgangslage erfreulich entwickelt. Das Nachhaltigkeitsranking lehnt sich an die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung an und analysiert die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit der Stadt. Da die positive Entwicklung eines Standortes nicht ohne Effekte auf die Immobilienpreise bleibt, ergänzt eine umfassende Miet- und Kaufpreisanalyse von ImmoScout24 das Städteranking. Die ausführlichen Ergebnisse stehen unter www.wiwo.de/staedteranking zur Verfügung.
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