Guy Wagner (BLI – Banque de Luxembourg Investments): In China setzt sich die Abschwächung des Wirtschaftswachstums fort

 

Am Horizont zeichnen sich die ersten Anzeichen für eine Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums ab. Diese wird eher bedingt durch anhaltende Störungen der Lieferketten als durch nachlassende Nachfrage, schreiben Guy Wagner und sein Team in ihrem jüngsten Marktbericht „Highlights“.

„Die meisten Wirtschaftsindikatoren bewegen sich zwar weiterhin auf hohem Niveau, seit den sehr hohen Werten der Vormonate scheint sich die Entwicklung aber tendenziell umzukehren. Der Indikator für die Aktivitäten im verarbeitenden Gewerbe der USA, der zuvor 15 Monate lang fast ununterbrochen gestiegen war, verschlechterte sich beispielsweise schon den zweiten Monat in Folge“, stellt Guy Wagner, Chefanlagestratege und Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft BLI – Banque de Luxembourg Investments, fest. „Auch der Geschäftsindex für den Dienstleistungssektor ging nach einem Wiederanstieg der Coronainfektionen wieder leicht zurück; dieser dürfte sich aber als vorübergehend erweisen.“ In Europa ist ein ähnlicher Trend zu erkennen: Die Konjunktur bleibt robust, scheint aber offenbar an einem Wendepunkt angekommen.

In China setzt sich die Abschwächung des Wirtschaftswachstums fort

In China setzt sich die Abschwächung des Wirtschaftswachstums der vergangenen Monate fort. Hierbei spielen die strikten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ebenso eine Rolle wie die strikteren Regulierungsmaßnahmen in fast allen Wirtschaftssektoren, die Stromknappheit sowie die finanziellen Schwierigkeiten von China Evergrande, dem zweitgrößten Immobilienunternehmen des Landes. In Japan bleibt der Export das Segment mit der größten Dynamik und zeigt keinerlei Anzeichen von Schwäche.

US-Fed stellt eine Verringerung der Wertpapierankäufe in Aussicht

Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank Fed nahm bei seiner Sitzung im September keine Änderungen an der Geldpolitik vor. Dennoch signalisierte der Fed-Präsident Jerome Powell eine Verringerung der Wertpapierankäufe ab der nächsten Sitzung im November und ein Ende des Programms bis circa Mitte 2022. Mit Blick auf die künftigen Zinssätze stellte Powell klar, dass das Ende der Anleihekäufe nicht automatisch mit einer gleichzeitigen Anhebung der Zinsen verbunden sei. „Die Einschätzung der Mitglieder des Offenmarktausschusses scheint hier zu divergieren, denn die Hälfte der Mitglieder geht von einer ersten Zinsanhebung bereits 2022 aus.“ In Europa kündigte die Zentralbank angesichts des Wirtschaftsaufschwungs und des steigenden Preisdrucks eine leichte Neuausrichtung der Wertpapierankäufe im Rahmen des Notfallprogramms zur Bekämpfung der Pandemie an – im Vergleich zu den vergangenen zwei Quartalen soll der Umfang der Käufe geringfügig reduziert werden. Beim Treffen im Dezember möchte sich die Notenbank detaillierter zu den Aussichten für die Geldpolitik im kommenden Jahr äußern.

Volatilere Aktienmärkte

Nachdem die Aktienmärkte quasi in jedem Monat seit Jahresbeginn gestiegen waren, zeigten sie sich im September volatiler. Guy Wagner: „Die Unsicherheit rund um die finanziellen Schwierigkeiten des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande und der Wiederanstieg der langfristigen Zinssätze belasteten die Börsenkurse.“ So fielen die Hauptindizes in den USA, Europa sowie der MSCI Emerging Markets, wohingegen der japanische Topix stieg und den in den Vormonaten aufgelaufenen Rückstand teilweise aufholen konnte. „Auf Sektorenebene stachen besonders die Energiewerte mit starken Kursgewinnen heraus – sie profitierten von steigenden Öl- und Gaspreisen“, meint der luxemburgische Ökonom abschließend.

 

Verantwortlich für den Inhalt:

Banque de Luxembourg, 14, boulevard Royal, LU­2449 Luxembourg, Tel: (+352)26202660, Fax: (+352)499245599, www.banquedeluxembourg.com