Kernaussagen:
- Die Weltwirtschaft wächst so schnell wie seit Jahrzehnten nicht mehr, da die Corona-Schutzimpfung Verbrauchern und Unternehmen die Rückkehr zur Normalität ermöglicht
- In der ersten Hälfte des Jahres 2021 preisten die Märkte besser als erwartete Wirtschaftsdaten ein, doch nun müssen sich die Anleger mit einer Verlangsamung des Wachstums auseinandersetzen
- Auch wenn das Angebot nur schwer mit der steigenden Nachfrage Schritt hält, ist nicht durch Arbeits- oder Materialengpässe mit einer dauerhaften Inflationsspirale zu rechnen
- Der Trend der Zinssätze im Verlauf des Jahres 2021 könnte bestimmen, wie sich die Korrelationen zwischen den Anlageklassen verhalten und ob die Renditen diversifizierter Portfolios positiv bleiben
- Es handelt sich um eine sequenzielle Erholung der Konjunktur und nicht um eine synchrone, was den Abschwung von der Spitze des Wirtschaftswachstums abmildern sollte
Zu Jahresbeginn haben wir unseren Ausblick für 2021 als Licht am Ende des Tunnels beschrieben. Ein halbes Jahr später haben wir diesen Tunnel fast durchquert und das Licht ist bereits heller, als wir erwartet hatten. Die Finanzmärkte haben eine Erholung von Covid-19 (überwiegend) ordnungsgemäß eingepreist, zum Vorteil für diversifizierte Investoren. Aber während die globale Konjunkturerholung immer noch vor dem Zeitplan liegt, wurden die Erwartungen, insbesondere für die USA, von der Realität eingeholt. Was passiert nun, wo die größte Volkswirtschaft der Welt ihre Fähigkeit verloren hat, uns zu überraschen?
Dies bestätigt unsere Einschätzung, dass wir uns bereits auf Höhepunkt des Wirtschaftswachstums befinden oder kurz davorstehen. Das Produktionsniveau bleibt zwar hoch, doch die Wachstumsrate hat bereits begonnen zu fallen, was eine Herausforderung für politische Entscheidungsträger und Investoren darstellt.
Die Aktien- und Kreditmärkte wurden im vergangenen Jahr durch einen besser als erwarteten Aufschwung gestützt – noch bevor die Impfungen anliefen. Da die Konsenserwartungen inzwischen von der Realität eingeholt wurden, könnte der Überraschungsmoment als Schlüsselfaktor fehlen. Die ersten Auswirkungen bekommen wir bereits zu spüren: Die Zinssätze weltweit haben im ersten Quartal bereits wieder einen Teil ihres Anstiegs abgegeben und auch die Bewertungen an den Aktienmärkten haben begonnen von ihren sehr hohen Niveaus abzunehmen.
Das Rätsel für die zweite Jahreshälfte: Was passiert mit den Zinsen?
Die Inflationssorgen der Investoren beziehen sich natürlich nicht nur auf die Inflation selbst, sondern auch auf die Reaktionen der Politik darauf. Jede Ankündigung des Tapering würde wahrscheinlich einen Anstieg der Realzinsen nach sich ziehen. Die Geschichte lehrt uns jedoch, dass eine Vielzahl von Anlageklassen in diesem Umfeld, über alle bis auf den kürzesten Zeithorizonten, gut abschneiden können – darunter auch der Aktienmarkt. Neben Aktien könnten auch Teilbereiche des Anleihenmarktes, wie erstrangige Darlehen, die weniger anfällig für steigende Zinssätze sind, eine attraktive Anlagechance darstellen. Sachwerte können in Zeiten steigender Zinsen ebenfalls oft herausgefordert werden, aber im Kontext einer erhöhten Inflation und einer boomenden Wirtschaft betrachten wir sie weiterhin als wichtige Bestandteile diversifizierter Portfolios.
Der Staffelstab des “Spitzenwachstums” wird im Jahr 2021 nach Osten weitergegeben
Wenngleich das Impftempo in den USA seinen Höhepunkt erreicht hat, schreitet es in den restlichen Ländern der Welt mit beträchtlicher Geschwindigkeit voran. Dies deutet darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Dynamik von den USA auf den Rest der Welt verlagern wird. Welche Auswirkungen hat dies auf die Finanzmärkte?
Erstens halten wir eine weitere Abschwächung des US-Dollars für wahrscheinlich. Da sich das Zentrum des globalen Wachstums von den USA hin zu anderen großen Volkswirtschaften verschiebt, könnte der US-Dollar weiter an Bedeutung verlieren, insbesondere wenn es den Schwellenländern gelingt, ihre Bevölkerungen zu impfen.
Wir sehen außerdem, dass die schrittweise Erholung zu einer geringeren Marktvolatilität beiträgt, insbesondere im Vergleich zu einem hypothetischen synchronen Boom. Angesichts der steigenden Nachfrage in den unterschiedlichen Teilen der Welt könnte sich der jüngste Anstieg der Rohstoffpreise als anhaltend erweisen, ebenso wie der Rückgang der Finanzmarktvolatilität seit Anfang dieses Jahres.
Investoren mit einer Market-Timing-Strategie haben es in diesem Jahr schwer gehabt. Growth und Value haben die Marktführung wie eine heiße Kartoffel behandelt. Und während zyklische Aktien allgemein von der Beschleunigung der Weltwirtschaft profitiert haben, war die Streuung der Renditen zwischen den einzelnen Ländern recht gering.
Wir bevorzugen nach wie vor einen Bottom-up-Ansatz bei der Portfoliokonstruktion gegenüber einem, der Top-down-Faktoren nutzt, bei dem auf der Jagd nach Gewinnern und Renditen von einem Land zum nächsten gesprungen wird. Tatsächlich könnte die jüngste Outperformance europäischer Aktien den allgemeinen Glauben widerspiegeln, dass der europäische Kontinent der nächste Nutznießer von Impfungen und der Wiedereröffnung sein wird. Die beste Chance für Europa, auch weiterhin eine Outperformance zu erzielen, wäre, wenn die Weltwirtschaft die Erwartungen übertreffen würde und zyklische Aktien eine längere Zeitspanne hätten, um sich zu entwickeln.
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