Branche diskutiert bei „JLL Connections“ über den Charakter der Städte 2025
Jetzt ist für die Immobilienbranche die Zeit zu handeln – konsequent, innovativ, nachhaltig und flexibel. Das hat der Dialog beim Diskussionsforum „JLL Connections – was prägt unsere Städte 2025?“ unterstrichen. Es sind vor allem die Anforderungen einer sich ständig verändernden Gesellschaft, aber ebenso das Bedürfnis nach Nachhaltigkeit. „Investitionen sollten sich an zwei Leitfragen orientieren“, gab Christian Ulbrich, Global CEO JLL, die Richtung vor, „Wo wollen kommende Generationen leben und ist das Produkt nachhaltig? Und zwar so nachhaltig wie aktuell möglich.“ Wenn diese Fragen richtig beantwortet würden, hätte die Branche sehr gute Jahre vor sich.
Die Zuversicht teilt auch Sabine Eckhardt, CEO JLL Central Europe und Gastgeberin der „Connections“: „Wir haben es in der Hand, Verantwortung zu übernehmen und die ESG-Thematik als permanente Veränderung zu Besserem zu begreifen. Dafür müssen aber alle Facetten beachtet werden und nicht allein der Energiespar- und Umweltschutzaspekt.“ Mehr als 40 Prozent der CO2-Emissionen gehen auf Immobilien zurück – vor allem in Metropolen. Hier müsse die Immobilienwirtschaft ansetzen.
Eine Vision: Die Stadt als infrastrukturell angebundener Donut
Generell dreht sich bei den „Connections“-Diskussionen alles um die Entwicklung der Städte und deren Auswirkung auf das Umland. So stellte Strategie-Berater Thomas Sevcik in seinem Impulsvortrag die These von der Zwischenstadt auf, in der sich künftig außerhalb des Zentrums zunehmend gute und begehrte Lagen bilden– praktisch in der Form eines Donuts um die City herum. Voraussetzung: „Die infrastrukturelle Anbindung muss stimmen, dann entwickeln sich auch kulturelle Hubs jenseits der Zentren, in denen sich neue Mietmodelle etablieren werden“, beschrieb Sevcik seine Vision.
Doch zwischen Vision und Realität klafft vielerorts eine Kluft: „Deutschland hat bei der Infrastruktur zu viel versäumt. Statt in den ÖPNV zu investieren, hat man die Platzverschwendung durch ruhenden Verkehr in den Innenstädten in Kauf genommen“, stellt Dr. Patrick Adenauer, Geschäftsführender Gesellschafter Bauwens, fest. Düsseldorfs Planungsdezernentin Cornelia Zuschke rät: „Wir müssen bei Genehmigungsverfahren schneller und kreativer werden.“
Dr. Frank Wenzel, Geschäftsführer der Aachener Grund, will Sevciks Donut-These derweil nicht schmecken – er glaubt weiterhin an die zentrale Bedeutung der Innenstädte: „Die Stadt hat eine Handelsfunktion“, so Wenzel, „was aber nicht zwingend heißt, dass überall, wo bislang Handel war, auch künftig Handel sein muss.“ Er beobachtet, dass Eigentümer mittlerweile viel offener für Mixed-Use-Modelle sind. Zugleich habe die Aachener Grund Innovation genau im Blick und erarbeite Partnermodelle mit City-Logistikern.
Eines der derzeit expansivsten Start Ups ist der Zehn-Minuten-Lieferdienst Gorillas, dessen Gründer Kagan Sümer live zu JLL Connections zugeschaltet wurde. Ihm geht es nach eigenen Aussagen nicht nur um die reine Lieferung, sondern vielmehr darum, dass Menschen mit seiner Dienstleistung das Beste aus sich machen. „Wer direkt nach aktuellem Bedarf kauft, verschwendet weniger Lebensmittel, als wenn auf Vorrat gekauft wird“, ist sich Sümer sicher. Ob er mit Gorillas klassische Handelsketten attackiere? „Das sind Mitspieler, keine Konkurrenten“, sagt Sümer.
Im Handel besser differenzieren: Frequenz ist nicht gleich Frequenz
Auch Marek Franz, Geschäftsführer Immobilien Südost bei Lidl, sieht keine direkte Konkurrenz: „Der Mensch sitzt nicht nur zuhause und wartet auf Lieferungen.“ Die Branche müsse den Handel aber stärker differenzieren: „Innenstadt ist nicht gleich Highstreet. Und der Lebensmittelhandel bringt zwar Frequenz, für viele andere Produkte aber die falsche Frequenz.“ Wer Milch brauche, kaufe nicht automatisch auch Hosen.
Dennoch, beobachtet Jürgen Hess, CEO Miebach, müsse der Handel schneller werden. Sei der Nahversorger noch relativ sicher, weil Gorillas eben nicht alles für den täglichen Bedarf liefere, werde der Textilhandel vom E-Commerce schon deutlich stärker disruptiert.
Starke Disruptionen sind spätestens seit Beginn der Pandemie vor allem im Zusammenspiel von Wohnen und Arbeiten zu sehen: „Das Büro wird zu einem Ort des Erlebens“, sagt Stephan Leimbach, Head of Office Leasing JLL. Und Claudia Roggenkemper, Partnerin bei HPP, ergänzt: „Das Büro ist wie das Lagerfeuer, um das sich Menschen scharen.“
Im Homeoffice entsteht die Angst, etwas zu verpassen
Doch kommen mit der Flexibilität der neuen Normalität auch bislang ungekannte Herausforderungen auf Firmen und Führungskräfte zu: „Wer nicht dabei ist, kann schnell die Befürchtung entwickeln, etwas zu verpassen“, stellt Becken-Geschäftsführer Dominik Tenhumberg fest. Doch auch das Gegenteil kann sich einstellen, wie Adidas-Immobilien-Koordinator Christian Dzieia zu bedenken gibt. Nämlich dann, wenn Mitarbeiter ins Büro kommen und auf die gewohnte Gemeinschaft hoffen, dort aber nur leere Flächen vorfinden.
Manches lässt sich planen, manches erahnen, doch vieles bleibt in der Entwicklung der Städte in den kommenden Jahren ungewiss: „Wir müssen akzeptieren, dass ,Trial and Error‘ Innovation ist, weil sich das Umfeld stetig ändert“, gibt Henrie Kötter, CEO ECE Work & Live, den Teilnehmern mit auf den Weg.
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