Marktkommentar von Gergely Majoros, Mitglied des Investmentkommittees bei Carmignac
Die aktuelle globale Konjunkturerholung ist zwar sehr markant, aber gleichzeitig sehr ungleichmäßig. Diese signifikanten zeitlichen und strukturellen Unterschiede zwischen den Ländern müssen wir berücksichtigen. Hinzu kommt, dass eine Trendwende bei einigen Zentralbanken, unter anderem der FED, zu erwarten ist. Daher könnten die Märkte in den nächsten Monaten etwas volatiler werden. Darüber hinaus stellt sich die Frage, welche Konsequenzen die erwartete Konjunkturüberhitzung in den USA und die US-Inflation für die Märkte mit sich bringen?
Makroökonomischer Ausblick
- Das Tempo der Impfprogramme sowie das Niveau der fiskalischen Impulse sind für die weitere ungleichmäßige Konjunkturerholung ausschlaggebend.
- Kurzfristig betrachtet führt das Aufeinandertreffen einer starken Nachfrage von Seite der Haushalte und Unternehmen auf ein von Engpässen gekennzeichneten Angebot in vielen Bereichen (Halbleitern, Transportkosten, Baumaterialien, und bestimmten Metallen usw.) zu einem vorübergehenden Inflationsdruck.
- Darüber hinaus hat die Pandemie strukturelle Trends wie Digitalisierung, Entglobalisierung und Dekarbonisierung beschleunigt. Der erste ist ein positiver, aber die beiden anderen sind negative Angebotsschocks, die einen nachhaltigeren Wiederanstieg der Inflation bewirken könnten.
„In den USA im Speziellen sehen wir sogar erste Anhaltspunkte für eine länger anhaltende Preisdynamik. Der Aufwärtsdrucks auf Mieten, Löhne und Krankenversicherungskosten könnte hartnäckiger sein als vom Markt und von der Federal Reserve erwartet.“
„Während der Rest der Welt fiskalische Anreize verfolgt und seine Staatsschulden monetarisiert, versucht China, seinen gesamten Verschuldungsgrad im Inland zu stabilisieren. Dies übt einen starken Aufwärtsdruck auf seine Währung aus. Beijings Versuche, den Anstieg des Yuan zu bremsen, bergen die Gefahr, dass die Handelsspannungen mit den USA wieder aufflammen.“
Anlagestrategie
- Ein aktives Management des Risikos steigender Zinsen ist unerlässlich:
o In den Vereinigten Staaten ist vermutlich davon auszugehen, dass die nächsten Veröffentlichungen mehr die Auswirkungen der Konjunkturerholung widerspiegeln werden. Dies dürfte die US-Zinsen und Inflationserwartungen nach oben treiben.
o Unterschiedliche Konjunkturverläufe führen auch zu unterschiedlichen geldpolitischen Maßnahmen.
- Chancen ergeben sich auf den Kreditmärkten:
o Aber bei so niedrigen Anleiherenditen müssen wir neue Wege gehen.
o Und nach ihnen in den sogenannten Schwellenländern oder in Branchen suchen, die etwas exponierter sind oder mit Anlagethemen, die komplexer zu analysieren sind.
- Die Aktienmärkte bieten immer noch Steigerungspotenzial:
o Wir sind ausgewogen aufgestellt, zwischen Unternehmen mit langfristigen Wachstumstreibern (reichlich vorhanden in den USA und China) und Firmen, die von der Konjunkturerholung profitieren werden (vor allem in Europa).
o Vorsicht im Hinblick auf die „Value“ Segmente. Der Optimismus des Konsenses scheint sich weitgehend in der Positionierung des Marktes widerzuspiegeln.
- Auf den Devisenmärkten:
o Infolge eines ungünstigeren Wachstumsdifferentials in den USA und wachsender Gegenkräfte haben wir ein geringes Engagement gegenüber dem Dollar.
o Die Rohstoffpreise waren sehr stark, aber einige rohstoffexportierende Währungen sind ins Stocken geraten. Wir setzen uns auch diesen nur selektiv aus.
„In der Eurozone erwarten die Märkte eine Straffung der Geldpolitik innerhalb von zwei Jahren sowie weniger Anlage-Käufe durch die EZB. Dies erscheint uns verfrüht. Die Inflation ist in dieser Phase hauptsächlich ein amerikanisches Phänomen.“
„2021 ist ein außergewöhnliches Jahr für die Ergebnisentwicklung bei Unternehmen weltweit, aber mit der Rückkehr zu einer gewissen Form von Normalität sollte das Gewinnwachstum der globalen Aktienindizes bereits im nächsten Jahr zu seinem langfristigen Trend zurückkehren.“
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