Gerade im Vergleich zu Krypto-Währungen ein Ausbund an Stabilität – Marktkommentar von Nico Baumbach, SIGNAL IDUNA Asset Management GmbH
Edelmetalle, zuvorderst Gold und Silber, galten langfristig schon immer als Hort der Stabilität. Blickt man auf ihre Kursentwicklung der vergangenen Monate verdienen sie sich diesen Ruf zunehmend auch auf kurze Sicht – zumindest im Vergleich mit anderen Assetklassen. Denn was sich bei den sogenannten Krypto-Währungen, zuvorderst dem Bitcoin, tut, stellt die Bewegungen der altbekannten Metalle komplett in den Schatten. So betrug die annualisierte Volatilität (jeweils auf Euro-Basis) bei Bitcoin 71,9 Prozent. Bei Ethereum waren es sogar 97,6 Prozent – definitiv zu viel, um sich als alternatives Mittel der Wertaufbewahrung zu qualifizieren. Die Volatilität von Gold lag im Vergleich dazu bei geradezu beruhigenden 13,6 Prozent. Ein ähnliches Bild bietet sich, wenn man sich den Maximum Drawdown der letzten drei Jahre betrachtet: Hier ist Ethereum mit einem Wert von -85,6 Prozent „Spitzenreiter“, Bitcoin und Gold folgen mit -60,8 und -18,8 Prozent. Wertentwicklung auf Euro-Basis logarithmiert. Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.. Quelle: Macrobond. Stand: 31.05.2021.
Nachhaltigkeit ist die neue Benchmark
Aber es gibt auch Dinge, die Edelmetalle und die Blockchain-Varianten eint: Das ist die kritische Betrachtung hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit. Während die Förderung von Edelmetallen regelmäßig mit massiven Eingriffen in die Natur einhergeht und die Ökologie schädigt, ist es bei der Blockchain-Technologie der für das Mining, aber auch für Transaktionen zu betreibende und seit Jahren diskutierte Energieeinsatz. Dass letzterer einem einzelnen Herrn erst jüngst bewusst geworden sein soll, ist dabei so überraschend, dass man es kaum glauben mag.
Blickt man auf die Verwendungsseite, wird jedenfalls deutlich, dass ein nachhaltigeres Wirtschaften in vielen Bereich, insbesondere in der Energiegewinnung, -speicherung und -verwendung, ohne den Einsatz von Edelmetallen nach heutigem Stand der Technik nicht möglich scheint. So kommen Solarmodule nicht ohne Silber aus, und im Bereich der Wasserstoff-Technologie ist Platin der Platzhirsch.
Insofern ist der in vielen Industrieländern in Richtung einer nachhaltigeren Energieversorgung beschrittene Pfad auch ein Garant für eine langfristig anhaltend hohe Nachfrage nach Edelmetallen. Das wird auf Sicht leider die Ausbeutung der Natur nicht stoppen, aber zumindest werden der Druck der Investoren und steigende Preise zu höheren Recyclingquoten und effizienteren Technologien führen. Auch die Minengesellschaften selbst bewegen sich, wie die Errichtung erster Solarparks zur Deckung des eigenen Energiebedarfs zeigt.
Zinsentwicklung begünstigt Nachfrage wie Angebot
Beeinflusst wird der Preis bekanntlich durch das Spiel von Angebot und Nachfrage. Insofern kommt den Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks in mehrfacher Hinsicht eine gewichtige Rolle zu. Da eine zurückhaltende Zinspolitik die Opportunitätskosten in Form entgangener ordentlicher Erträge niedrig zu halten verspricht, wirkt das auf der Nachfrageseite durchaus stützend. Das gilt gerade bei den als Währungsersatz wahrgenommenen Edelmetallen. Auf der anderen Seite dämpft ein niedriges Zinsniveau die Finanzierungskosten der immer kapitalintensiver werdenden Exploration in immer entlegeneren Gegenden unseres Planeten und unterstützt damit – über alle Metalle hinweg – eher das Angebot. Welcher der beiden gegenläufigen Effekt stärker wirken wird, ist schwer zu beziffern. Unmittelbarer wirkt er auf die Nachfrage – langfristig auch auf das Angebot.
Höchststände teilweise noch weit entfernt
Mit Blick auf die bislang in diesem Jahrtausend erreichten Höchstkurse der einzelnen Metalle, die – mit Ausnahme von Silber – auch historische Hochs markierten, ist jedenfalls noch Potential vorhanden. In Euro gerechnet, haben Platin und Silber noch 55 bzw. 45 Prozent Luft nach oben, bei Palladium und Gold sind es 11 bzw. 12 Prozent.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Minenwerten, gemessen am Philadelphia Gold & Silver Index, ab. Diese müssten, in Euro gerechnet, noch 28 Prozent zulegen, um ihre vor gut zehn Jahren erreichten Höchstkurse zu erreichen.
Das alles dürfte per Saldo die Edelmetalle und ihre Minenwerte auch im zweiten Halbjahr unterstützen – in jedem Fall aber erneut für einen stabileren Verlauf sorgen als bei den digitalen Nachahmern.
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