Beurteilungen der Klimaindikatoren für Fundraising, Bereitschaft für Neuinvestitionen und Exits steigen kräftig
Die positive Entwicklung des Geschäftsklimas im Venture Capital-Markt geht auch im neuen Jahr weiter. Im ersten Quartal 2021 legt der Geschäftsklimaindikator des Frühphasensegments im Beteiligungsmarkt um 11,5 Zähler auf 27,8 Saldenpunkte zu. Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage legt dabei deutlich stärker zu als die Geschäftserwartungen. Der Indikator für die aktuelle Geschäftslage steigt um 16,4 Zähler auf 31,9 Saldenpunkte, der Indikator für die Geschäftserwartung um 6,5 Zähler auf 23,7 Saldenpunkte. Mit dem Anstieg kommt der Indikator seinem bisherigen Bestwert aus dem dritten Quartal 2018 von 34,5 Saldenpunkten wieder sehr nahe.
Nur ein Jahr nach dem coronabedingten Einbruch des Geschäftsklimas sind fast alle Klimaindikatoren für das Marktumfeld wieder im positiven Bereich – viele sogar knapp unter ihren Bestmarken. Besonders stark legte im ersten Quartal 2021 das Fundraisingklima sowie die Beurteilung der Exitmöglichkeiten zu. Das Fundraisingklima dürfte von den Fortschritten bei der Implementierung des Zukunftsfonds beflügelt worden sein. Ein weiterer Grund, der auch den kräftigen Anstieg bei der Beurteilung der Exitmöglichkeiten beeinflusst haben dürfte, ist die Ankunft des US-SPAC-Booms in Europa. Bei Special Purpose Acquisition Companies (“SPACs”) handelt es sich um Mantelgesellschaften, die zunächst Kapital über einen Börsengang einsammeln, um dieses anschließend in zuvor nicht festgelegte Unternehmen zu investieren. Für das zu übernehmende Unternehmen ist der Kauf durch einen SPAC eine Alternative zu einem herkömmlichen Börsengang. Ob SPACs dauerhaft als Exitvariante zur Verfügung stehen werden, bleibt aber abzuwarten.
Die dynamische Entwicklung bei Fundraising und Exits scheint auch die Bereitschaft für Neuinvestitionen erhöht zu haben. Deren Beurteilung ist auf ein neues Hoch geklettert – sicherlich auch wegen der Qualität und der Stärke des VC-Dealflows, deren Beurteilungen ebenfalls knapp unter Bestwert gestiegen sind. Die hohe Unsicherheit darüber, wie hart Start-ups von der Krise betroffen sind, hat zu Pandemiebeginn die Einstiegsbewertungen belastet. Da viele digitale Start-ups eher zu den Krisengewinner zählen dürften, beurteilen Investoren die zuletzt steigenden Einstiegsbewertungen aber wieder zunehmend schlechter.
“Der Stimmungsaufschwung auf dem VC-Markt, den wir am Ende des Jahres 2020 beobachten konnten, hat sich im ersten Quartal 2021 fortgesetzt”, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. “Die sehr gute Bewertung des Dealflows durch die VC-Investoren ist dabei besonders erfreulich. Denn ein aussichtsreicher Dealflow legt die Basis für erfolgversprechende VC-Investitionen. Die Indikatoren für Qualität und Quantität des Dealflows liegen nur knapp unter ihren Bestwerten. Darin könnte sich widerspiegeln, dass die Corona-Krise für viele Start-ups ein Nachfrage-Beschleuniger ist, weil sie die Bedarfe für deren innovativen Lösungen sichtbar macht. Hier gibt es Chancen für Investitionen.”
“Die schnelle Rückkehr der allgemeinen Marktstimmung und der wichtigsten Indikatoren in Richtung ihrer historischen Höchstwerte zeigen, dass Venture Capitalisten und Startups die Corona-Pandemie endgültig hinter sich gelassen haben und nach vorn schauen”, so Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK. “Erfreulich ist die optimistischere Einschätzung beim Fundraising und des lange sehr kritisch bewerteten Exit-Umfelds. Steigende Bewertungen versprechen attraktive Verkaufspreise. Die Börse wird wieder als realistische Exit-Option gesehen, dank sich füllender IPO-Pipeline und durch die SPAC-Diskussion. Die deutlich kritischere Sicht der VCs auf die steuerlichen Rahmenbedingungen verwundert nicht. Mit dem Fondsstandortgesetz blieb die Bundesregierung hinter den Erwartungen zurück und verpasste die große Chance, sowohl beim Thema Mitarbeiterbeteiligungen für Startups als auch bei der Umsetzbesteuerung von Fondsmanagementleistungen international wettbewerbsfähige Regelungen einzuführen.”
Verantwortlich für den Inhalt:
KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau, Palmengartenstraße 5-9, D-60325 Frankfurt am Main, Tel.: 01801/335577, Fax: 069/74312944 , www.kfw.de