Viele Länderindizes noch sehr weit von ihren Höchstständen entfernt
DAX, S&P 500, Nasdaq 100: Viele bekannte Indizes haben in diesem Jahr neue Höchstkurse erklommen. Bei Anlegern gehen Höchststände häufig mit der Angst vor bald bevorstehenden Kurseinbrüchen einher. Die Hamburger Sutor Bank ist der Frage nachgegangen, wie es um Index-Höchstkurse auch in anderen Regionen weltweit steht und inwieweit Höchststände überhaupt als Signal für Investoren taugen.
Zu diesem Zweck hat die Sutor Bank 24 Indizes weltweit ausgewählt und näher betrachtet, darunter sowohl von Industrie- als auch von Schwellenländern. Unter den Industrieländern finden sich neben Deutschland und den USA (zwei Indizes) etwa Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien, Schweiz, Österreich, Japan und drei skandinavische Länder. Zudem wurde der Euro Stoxx 50 als übergeordneter europäischer Index hinzugenommen – und das zweifach, einmal als Kurs- und einmal als Performanceindex. Unter den Schwellenländern finden sich etwa Brasilien, Mexiko, Russland, Indien, China und Griechenland.
Das Ergebnis: Blickt man nur auf die Indexstände, haben von den 24 Indizes 10 in diesem Jahr und 2 im vergangenen Jahr Höchststände erzielt – und damit genau die Hälfte der untersuchten Indizes. Die Höchststände gehen dabei quer durch Industrie- und Schwellenländer. Andere Indizes wie etwa in Japan, Spanien und Österreich laufen ihren früheren Höchstkursen zum Teil seit vielen Jahren hinterher. Aus Sicht der Sutor Bank könnte ein nur oberflächlicher Blick auf Indexstände Anleger dazu verleiten, falsche Schlüsse zu ziehen. Ein Indexvergleich ist nur bedingt aussagekräftig, da formelle Kriterien wie etwa Wechselkursschwankungen für Anleger ebenfalls eine Rolle spielen. Anlageentscheidungen sollten grundsätzlich nicht von Höchstkursen abhängig gemacht werden.
Allzeithochs nur zum Teil mit Branchengewichtung erklärbar
Blickt man zunächst auf die Indizes, die in diesem Jahr neue Höchstkurse erklommen haben, fällt die große Diversität der Indizes auf: Neben dem deutschen DAX und den beiden US-Indizes Nasdaq 100, der auf Tech-Werte fokussiert ist, sowie dem breit aufgestellten S&P 500, haben etwa auch die Indizes der drei skandinavischen Länder Dänemark, Norwegen und Schweden sowie die Indizes der Schwellenländer Brasilien, Indien und Südkorea in diesem Jahr neue Allzeithochs markiert. Hinzu kommt der Euro Stoxx 50 Performanceindex.
Die Branchengewichtungen der Indizes taugen dabei nur bedingt als Erklärungen für die Höhenflüge. Noch am ehesten ist das US-Ergebnis mit dem hohen Anteil an Technologie-Werten erklärbar. Beim DAX wiederum dominiert keine Branche so extrem wie etwa in den USA, hierzulande spielen der chemisch-pharmazeutische Bereich sowie der Automobilsektor eine wichtige Rolle. Beim brasilianischen Bovespa gibt es ein Übergewicht von Energie- und Rohstoffwerten, in Dänemark dominiert der Healthcare-Sektor, in Indien gibt es ein leichtes Übergewicht des Finanzsektors. Einige der genannten Branchen haben in der Pandemie profitiert, doch liefert dies nach Einschätzung der Sutor Bank keine eindeutige Erklärung.
Hinzu kommt, dass einige der Länder mit Höchstkursen besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen sind, etwa Indien und Brasilien. Dieser Aspekt scheint bei den Indexständen somit kaum eine Rolle zu spielen.
Viele Länderindizes noch sehr weit von ihren Allzeithochs entfernt
Interessant ist zudem, wie weit einige Länderindizes noch von ihren Höchstständen entfernt sind. Auch hier gibt es kein eindeutiges Bild: Der französische CAC 40 etwa ist derzeit auf einem Level, das ca. 90 Prozent des bisherigen Höchststandes aus dem Jahr 2000 entspricht. Der spanische und der italienische Börsen-Leitindex liegen gleichauf bei 55 Prozent des letzten Höchststandes – bei beiden stammt dieser aus dem Jahr 2007. Der EuroStoxx 50 hat – als Kursindex, wie er üblicherweise angegeben wird – derzeit rund 72 Prozent seines bisherigen Höchststandes aus dem Jahr 2000 erreicht, der russische Index liegt bei 59 Prozent. Extrembeispiel ist Griechenland: Dort liegt der Index Athex bei nur 14 Prozent des Allzeithochs aus dem Jahr 1999 – ein beispielloser Absturz, der vor allem in die Zeit der Finanzkrise fällt. Auf Sicht von einem Jahr erzielte der Athex wiederum ein Plus von rund 51 Prozent (per Anfang Mai 2021) – und steht damit auf Jahressicht sogar besser als der DAX (45 Prozent) da.
Formelle Kriterien machen Indexvergleiche schwierig für Anleger
Nach Einschätzung der Sutor Bank sollten Anleger jedoch vor allem formelle Kriterien bei der Bewertung der Indexstände berücksichtigen. Denn der DAX ist beispielsweise ein Performanceindex, bei dem Dividenden rechnerisch reinvestiert werden. Der Euro Stoxx 50 wiederum wird üblicherweise, wie viele andere Indizes auch, als Kursindex angegeben, bei dem keine Dividenden einberechnet sind. Würde man hingegen auf den Performanceindex des Euro Stoxx 50 schauen – wie beim DAX – hätte man ein komplett anderes Bild. Denn der Euro Stoxx 50 hat als Performanceindex gerade in diesen Tagen ein neues Allzeithoch erzielt. Darüber hinaus laufen Indizes in ihren Landeswährungen – im Euroraum ist dieses Kriterium zu vernachlässigen, doch geht man etwa von einem Investment in den türkischen oder den indischen Index in Euro-Währung aus, so müssten die Indizes umgerechnet werden. Aufgrund von Währungsschwankungen käme es dadurch zu Verzerrungen bei der Berechnung der Indexstände. Darüber hinaus muss beachtet werden, dass in manchen Indizes gerade einmal 20 Werte enthalten sind (z.B. Dänemark), in anderen sind es hingegen rund 500 (S&P 500).
Es kommt nicht auf das Allzeithoch an, sondern auf die Streuung
Gerade diese formellen Besonderheiten sind hochrelevant, sofern sich Anleger an einzelnen Indexständen orientieren wollten. Denn diese machen Indizes kaum vergleichbar und sollten daher nach Meinung der Sutor Bank nicht als Grundlage für ein Investment dienen.
Ein undifferenzierter Blick auf Höchstkurse führt nach Einschätzung der Sutor Bank somit häufig zu falschen Schlüssen. Was dieser vereinfachte Blick durchaus grob darstellen kann, ist, wie unterschiedlich die Dynamiken an den Märkten weltweit sind. Um den Risiken, die mit der Auswahl einzelner Länderindizes verbunden sind, aus dem Weg zu gehen, sollten Anleger daher eine möglichst breite Aktienstreuung über viele Regionen wählen. Wer breit streut, kann Risiken und Chancen in einzelnen Ländern und Regionen am besten miteinander austarieren.
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