Die Mehrheit ändert nichts an den eigenen Geldanlagen

 

Nach einem Jahr Corona-Pandemie glauben die Menschen in Deutschland, dass sich die Wirtschaft nur langsam von den Auswirkungen erholen wird. Für ihre private finanzielle Situation sind sie optimistischer. Nur wenige haben Veränderungen bei ihren Geldanlagen vorgenommen. Dabei spielt die private Altersvorsorge als Sparziel weiterhin die größte Rolle und die meisten Befragten würden, wenn sie vom Staat bedingungslos einen monatlichen Betrag von 1.000 Euro bekämen, das Geld auch dafür zurücklegen. Dies sind die Ergebnisse aus dem aktuellen Anlegerbarometer von Union Investment, einer repräsentativen Befragung deutscher Finanzentscheider in privaten Haushalten.

Unter dem Eindruck der nun seit einem Jahr andauernden Corona-Pandemie glauben 30 Prozent der befragten Personen, dass die Wirtschaft sich erst in mehr als fünf Jahren erholen wird. Dies sind fast doppelt so viele wie zu Beginn der Pandemie (17 Prozent). Die meisten (39 Prozent) glauben zwar, dass die Wirtschaft bereits in zwei bis drei Jahren zu alter Stärke zurückfindet, vor einem Jahr waren es mit 55 Prozent jedoch weitaus mehr.

Die meisten Befragten blicken gelassen auf die eigene finanzielle Situation

Für die eigene finanzielle Situation gehen die Meisten (67 Prozent) von einer gleichbleibenden Lage in den nächsten sechs Monaten aus (erstes Quartal 2020: 69 Prozent). Knapp ein Viertel der Befragten (24 Prozent) blickt optimistisch auf die eigenen Finanzen und glaubt, dass sich die eigene finanzielle Situation verbessern wird (erstes Quartal 2020: 23 Prozent). Auch die Finanz-Pessimisten bleiben in der Unterzahl: neun Prozent aktuell, acht Prozent vor einem Jahr.

Der positive Blick auf die eigenen Finanzen bleibt auch über verschiedene Einkommensgruppen hinweg in der Mehrzahl. 27 Prozent der Menschen mit einem Haushaltsnettoeinkommen bis 1.300 Euro monatlich schauen optimistisch auf die kommenden sechs Monate. Dem stehen 13 Prozent gegenüber, die pessimistisch gestimmt sind. Bei den Befragten, die über 5.000 Euro monatliches Nettoeinkommen haben, glauben 25 Prozent an eine bessere Situation im nächsten Halbjahr, lediglich drei Prozent an eine schlechtere. „Auffällig ist die Diskrepanz zwischen der Einschätzung der eigenen Lage und der für Deutschland. Hier klafft eine Lücke, die sich möglicherweise dann wieder schließt, wenn die Konjunkturaussichten auch weiterhin gut bleiben“, kommentiert Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment.

Die Mehrheit ändert nichts an den eigenen Geldanlagen

Auch bei ihren Geldanlagen zeigen sich die Menschen entspannt. Nur 16 Prozent der Befragten haben im Laufe des Corona-Jahres Änderungen vorgenommen. Hier waren insbesondere die jüngeren aktiv: 31 Prozent der 20-29-Jährigen haben etwas verändert. Insgesamt haben diejenigen, die Anpassungen gemacht haben, vor allem Geld umgeschichtet (73 Prozent).

Für die Mehrheit der Befragten sind Veränderungen bei ihren Geldanlagen jedoch kein Thema. 71 Prozent sind hier weder aktiv geworden noch haben sie es vor. Die meisten unter ihnen halten Veränderungen für nicht notwendig (76 Prozent). 27 Prozent antworten mit Unsicherheit und können schlecht einschätzen, welche Veränderungen zur Zeit sinnvoll wären. So scheint es nur logisch, dass 73 Prozent der Befragten eine proaktive Ansprache durch ihren Bankberater erwarten. Von ihm wünschen sich die meisten (33 Prozent) allgemeine Erläuterungen über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die eigenen Finanzen. Ganz konkrete Vorschläge zur Umschichtung wünschen sich 19 Prozent der Befragten. „Interessant ist, dass insbesondere jüngere Menschen zwischen 20 und 29 Jahren Wert auf einen aktiven Bankberater legen. Mehr als acht von zehn Befragten wünschen sich dies und suchen auf diese Weise Orientierung. Nichtsdestotrotz ist es aber für alle anderen genauso wichtig, ihre Geldanlage aktiv zu gestalten“, meint Gay.

Vor allem jüngere Menschen wollen mehr sparen

Corona motiviert vor allem jüngere Menschen, mehr zu sparen als bisher. Unter den 20- bis 29-Jährigen möchten dies 29 Prozent tun. Zum Vergleich: Unter denen, die zwischen 40 und 49 Jahre alt sind, sagen dies nur fünf Prozent. Die wichtigsten Sparziele bleiben über alle Altersklassen hinweg gleich: Auf Platz eins der wichtigsten Ziele landet die private Altersvorsorge (82 Prozent), gefolgt von der Rücklage für Notfälle. Bei den attraktivsten Anlageformen bleiben die Anleger ihren Lieblingen treu: 76 Prozent halten Immobilien für attraktiv. Auf Platz zwei und drei landen die Betriebsrente (60 Prozent) sowie die Anlage in Gold (45 Prozent), die nun fast gleichauf mit Aktien liegt (44 Prozent). Danach folgten Investmentfonds mit 41 Prozent. „Offensichtlich hat die Corona-Krise auch dafür gesorgt, dass sich immer mehr Anlegerinnen und Anleger höherrentierlichen Anlagen nähern. Am einfachsten ist dies über einen Fondssparplan, mit dem man bereits ab kleinen Beträgen Schritt für Schritt ein Vermögen aufbauen kann“, kommentiert Gay.

Zusätzliches Geld würden die Meisten für die private Altersvorsorge verwenden

Die private Altersvorsorge spielt auch die größte Rolle, wenn der Staat den Befragten unabhängig vom eigenen Einkommen einen festen Geldbetrag in Höhe von 1.000 Euro pro Monat steuerfrei zur Verfügung stellen würde. Drei Viertel der Befragten (75 Prozent) würde das Geld für die private Altersvorsorge zurücklegen. Das scheint zudem allen Altersklassen gleich wichtig zu sein. Beinahe genauso viele (74 Prozent) würden das Geld für Notfälle beiseitelegen. Besonders stark vertreten ist diese Präferenz bei jüngeren Menschen zwischen 20 und 29 Jahren. Für größere Ausgaben würden 56 Prozent der Befragten das zusätzliche Einkommen verwenden. Auch dies präferieren vergleichsweise viele junge Menschen.

Seit Anfang 2001 ermittelt das Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag von Union Investment quartalsweise das Anlegerverhalten. Befragt werden 500 Finanzentscheider in privaten Haushalten im Alter von 20 bis 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen. Für das erste Quartal erhob Forsa die Daten vom 1. bis 10. Februar 2021. Bei Umfragewerten, die sich nicht zu 100 Prozent addieren, gibt die Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an.

 

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