Der langsame Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik stellt Fixed Income-Investoren vor neue Herausforderungen
Während in den letzten Jahren die Zentralbanken die Zinsen gesenkt haben, war 2018 bislang um einiges ausgeglichener: Zinssenkungen und erhöhungen hielten sich in etwa die Waage. „Die Ära der extrem akkommodierenden Geldpolitik ist für Fixed IncomeInvestoren vorbei“, unterstreicht Arif Husain, Portfoliomanager und Head of International Fixed Income bei T. Rowe Price. „Im Verlauf der zweiten Jahreshälfte geht der Trend weltweit in Richtung steigender Zinssätze und einer weiteren Straffung der Geldpolitik.“
In den entwickelten Märkten geht Husain von mindestens zwei weiteren Leitzinsanhebungen der amerikanischen Notenbank Fed aus. Auch die Bank of Canada dürfte dem amerikanischen Beispiel folgen, sowie die Bank of England, die ihren Zinsstraffungszyklus wieder aufnehmen werde. Ein weiterer Kandidat sei Schweden, wo der Inflationsdruck steige.
Die Gesamtverschärfung der finanziellen Rahmenbedingungen hatte auch einen Dominoeffekt auf die Schwellenländer, wie Husain verdeutlicht. Dort hätten einige Zentralbanken als Antwort auf die Kombination aus Währungsverlusten sowie binnenwirtschaftlichem Inflationsdruck erste Schritte unternommen. „Mexiko, die Türkei, Indien, die Philippinen, Tschechien sowie Indonesien haben alle im Juni die Zinsniveaus angehoben – und es ist wahrscheinlich, dass mehr Schwellenländer diesem Beispiel in der zweiten Jahreshälfte folgen werden“, so Husain. „Für Fixed-Income-Investoren ist das natürlich ein herausforderndes Umfeld. Aber auch mit Zinsanhebungen durch Zentralbanken sind Anlagemöglichkeiten noch vorhanden.“
Der Portfoliomanager verweist auf Rumänien, das in dieser Hinsicht herausrage. „Seit Januar hat die rumänische Zentralbank den Leitzins um 75 Basispunkte angehoben und die Märkte haben eine weitere Anhebung des Zinsniveaus bereits eingepreist. Dennoch steht die fünfjährige Inlandsanleihe bei einer momentanen Rendite von rund fünf Prozent“, so Husain. Andere Länder seien zudem in unterschiedlichen Phasen des Zinszyklus. Beispielsweise habe Tschechien erst Mitte letzten Jahres mit der Straffung seiner Geldpolitik begonnen, während Ungarn und Polen trotz robustem Wachstum und steigender Inflation nur zögerlich folgen.
Weitere Anlagemöglichkeiten sieht der Experte in China. „Das Land war eines der ersten, das die Zinsen angezogen hat. Da sich allerdings die Zeichen einer Konjunkturabschwächung gemehrt haben, hat sich die Position der Zentralbank seitdem gelockert“, gibt Husain zu bedenken. Dadurch sei der Referenzzinssatz Shibor nach seinem Januar-Hoch um fast ein Prozent gesunken. „Die Kombination aus leichter Inflation und infrastruktureller Abbremsung sollte sich im zweiten Halbjahr günstig für lokale chinesische Anleihen auswirken.“
Immer deutlicher würden die Zeichen einer Überhitzung auf den Kreditmärkten werden. Die M&A-Aktivitäten hätten wieder deutlich angezogen und 2018 scheine vor allem in den USA ein Rekordjahr zu werden. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Furcht vor einem Ausgabeüberhang und exzessiv hohen Bewertungen auf die Preise für erstklassige Unternehmensanleihen drückten. „Der Appetit nach Unternehmensanleihen ist Investoren zuletzt klar vergangen. Die Konzessionen bei Neuausgaben unterstreichen das“, so Husain.
Überraschender sei in diesem Jahr hingegen die Underperformance von Anleihen mit einem A-Rating gegenüber Anleihen mit einem BBBRating. „Für Anleger bieten sich hier jedoch Möglichkeiten, in höherqualitative Namen zu attraktiveren Prämien zu investieren“, sagt der Portfoliomanager. „Zudem besteht die Möglichkeit, ein gewisses Kreditrisiko aus Unternehmensanleihen in hypothekenbesicherte Wertpapiere (Mortgage Backed Securities, MBS) umzuwandeln. Der Markt für MBS, genauer gesagt für Agency MBS, zeigt deutlich weniger Anzeichen einer Überhitzung“, erläutert Husain. Obwohl in den letzten zwei Jahren in den USA die Hauspreise höher waren als die Lohnentwicklung, sei die Gesamtsituation relativ gesund. Die Daten indizierten vielmehr, dass die durchschnittliche Schuldendienstquote der Haushalte auf dem niedrigsten Stand seit der Finanzkrise liege. „Die Form der Zinsswapkurve macht es momentan sehr interessant, eine Mischung aus Agency MBS mit höheren Kupons und kürzeren Laufzeiten zu halten. Im Vergleich zu erstklassigen Unternehmensanleihen bietet das momentan ein besseres Chancen/RisikoProfil“, resümiert Husain.
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