Ein Jahr ist es her, dass die Weltgesundheitsorganisation die Verbreitung des Coronavirus als Pandemie eingestuft hat.

 

Shamik Dhar, Chefvolkswirt von BNY Mellon Investment Management, gibt einen Ausblick auf die zukünftige wirtschaftliche Erholung nach einer Öffnung der Wirtschaft und nennt drei Faktoren, die Investoren in ihre Anlageentscheidungen einbeziehen sollten: „Sobald der Lockdown vorüber ist, gehen wir von einer sehr deutlichen Erholung der Wirtschaft aus. In einer Reihe von Volkswirtschaften besteht ein großer Nachholbedarf. Die Sparquoten der Haushalte sind viel höher als normal – größtenteils, weil die Menschen ihr Geld nicht ausgeben können. Sobald die Wirtschaft wieder geöffnet ist, wird die Sparquote sich wieder auf einem normalen oder leicht gestiegenen Niveau bewegen, und die Konsumausgaben werden stark angekurbelt – je nach Land zwischen fünf und zehn Prozent. Genauso haben die Unternehmen zurückgehaltenes Kapital, von dem ein Teil in zusätzliche Investitionsausgaben fließen könnte.

Anleger sollten sich darüber bewusst sein, dass wir relativ schnell wieder das Vorkrisenniveau erreichen könnten. Die Wirtschaft hat sich allerdings durch die Coronakrise strukturell verändert. Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen im lokalen Umfeld wie Reisen, Pendeln, stationärer Handel etc. könnten sich nach einem kurzfristigen Aufschwung auf einem niedrigeren Niveau einpendeln. Im Gegensatz dazu werden Waren und Dienstleistungen, die “auf Distanz” konsumiert werden können, wie zum Beispiel durch Online-Bestellungen oder Essenslieferung, wahrscheinlich weiterhin stark nachgefragt. Im Ergebnis wird dies einen großen Effekt auf Preise und Erträge in den unterschiedlichen Wirtschaftssektoren haben.

Last but not least sollten Anleger auf die Inflation achten. Die Märkte sorgen sich, dass die enormen fiskalischen und geldpolitischen Hilfsmaßnahmen im Zuge der Coronakrise – gekoppelt mit einer starken Wirtschaftserholung –, die Inflation in naher Zukunft anheizen werden. Diese Sorgen sind wahrscheinlich etwas übertrieben. Denn es gibt immer noch viele freie Produktionskapazitäten. Die Inflationserwartungen bewegen sich nahe der Zielmarke, und die Sektoren, die quasi stillgelegt sind, sind vor allem kundennahe Dienstleistungen, die nach Öffnung schnell wieder bereitstehen, so dass die Nachfrage sofort durch das Angebot gedeckt werden kann.

Trotzdem steigt das Inflationsrisiko deutlich. Wenn die Inflation doch sehr anziehen sollte, hängt es ganz davon ab, wie die Zentralbanken darauf reagieren werden. Eine solche Entscheidung ist maßgeblich für die Auswirkungen auf Aktien und Anleihen. Wenn die Zentralbanken zu einer strafferen Geldpolitik übergehen, werden beide Anlageklassen darunter leiden. Lassen die Zentralbanken die Wirtschaft weiterlaufen, werden konventionelle Anleihen abverkauft. Indexgebundene Anlagen und andere reale Vermögenswerte könnten sich weiter gut entwickeln. In beiden Szenarien wird es aber wahrscheinlich zu Turbulenzen am Markt kommen. Trotz der anhaltenden Unsicherheiten gibt es aus unserer Sicht für Anleger allen Grund, die wirtschaftlichen Aussichten optimistisch zu beurteilen.

 

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