Während sich Chinesen in aller Welt darauf vorbereiten, das neue Jahr willkommen zu heißen, teilen zwei Anlageexperten verschiedener Boutiquen von Vontobel Asset Management ihre Sicht auf China als Anlagemarkt und beleuchten dabei die Makro- und Mikro-Ebene:

 

Makro-Einschätzung (Auszug) von Sven Schubert, Investment Strategist bei Vontobel Asset Management:

Auch wenn sich dank des COVID-19-Impfstoffs die globale Erholung dieses Jahr fortsetzen dürfte, wird sich der Abstand zwischen China und den USA einerseits sowie zu Europa andererseits im ersten Quartal dieses Jahres vergrößern. Grund hierfür sind neue Lockdowns in der westlichen Welt und Verzögerungen bei den Impfkampagnen. Gleichzeitig dürfte eine aggressive US-Außenpolitik nach dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden eher unwahrscheinlich sein. Stattdessen ist davon auszugehen, dass die Regierung unter Joe Biden eher einen Konsens mit ihren Partnern anstreben wird. Zudem scheint die derzeitige US-Regierung ein besseres Verständnis der volkswirtschaftlichen Kosten eines Handelskriegs zu haben. Schließlich ist die Abhängigkeit des US-Unternehmenssektors von Asien und insbesondere China im Hinblick auf die Unternehmensgewinne teils erheblich.

Mikro-Einschätzung (Auszug) von Cosmo Zhang, Research Analyst bei Vontobel Asset Management:

Mit Blick auf den Anleihesektor ist es seit Anfang November verstärkt zu Zahlungsausfällen im chinesischen Unternehmenssektor gekommen. Die Gesamtausfälle 2020 könnten daher höher als im Jahr 2019 ausfallen und die Ausfallquote bei Onshore-Unternehmensanleihen von 0,62 Prozent im Jahr 2019 auf über 1,0 Prozent im Jahr 2020 erhöhen. Dieser Wert liegt jedoch weiterhin unter dem globalen Durchschnitt. Die Tatsache, dass die Zahlungsausfälle früher eintreten, ist ein Beleg dafür, dass die chinesische Regierung um eine höhere Markteffizienz und -transparenz zum Wohle der Wirtschaft bemüht ist. Diese Zahlungsausfälle sind allerdings nicht auf schwächere Fundamentaldaten zurückzuführen, sondern auf die bewusste Entscheidung der chinesischen Regierung, keine Rettungsmaßnahmen für vereinzelte Ausfälle von schwachen staatlichen Unternehmen zu ergreifen. Diese Strategie steht im Einklang mit dem Plan der politischen Entscheidungsträger zum Schuldenabbau, der 2018 lanciert wurde, um „moralische Risiken“ zu mindern und die Kreditdifferenzierung sowie Preissetzung zu fördern. Indem den Märkten mehr Freiraum gegeben wird, lernen Anleger, Ausfallrisiken korrekt einzupreisen – eine längst überfällige Entwicklung, die zur Schaffung eines gesünderen und effizienteren Kreditmarktes beitragen dürfte.

 

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