Nach Feuern, Naturkatastrophen oder anderen unvorhergesehenen Ereignissen kann sich der effektive Gesamtschaden für Unternehmen schnell weit über den versicherten Sachschaden belaufen.
Florian Müller, Senior Business Risk Consultant bei FM Global, zeigt, wie sich nach dem sogenannten Total Financial Loss Model der gesamte zu erwartende Schaden abschätzen lässt und welche Schlüsse Unternehmen daraus ziehen sollten.
Vorsicht ist besser als Nachsicht. Getreu diesem Motto liegt es nahe, einen vermeidbaren Schaden gar nicht erst entstehen zu lassen. Allerdings ist Risikoverbesserung auch mit Kosten verbunden und in Unternehmen gibt es immer Zielkonflikte um die Verteilung knapper Ressourcen. Risikomanager und CFOs, die in Schadenvermeidung investieren wollen, haben oft einen schweren Stand, diese Investitionen gegenüber anderen Ausgaben zu rechtfertigen. Die Risikoverbesserung ist schließlich an sich nicht produktiv. Doch dieser Blickwinkel greift zu kurz. Denn falls es zu einem Schadenfall kommen sollte, ist das Unternehmen nicht nur von dem versicherten direkten Sachschaden betroffen, sondern dazu auch noch von indirekten Auswirkungen.Diese sind nicht versicherbar und werden oft gar nicht bedacht, wenn über Investitionen in die Risikoverbesserung gesprochen wird.
Mehr als nur zerstörte Gebäude und Maschinen
Wird ein Werk eines Unternehmens durch ein Feuer, eine Überschwemmung oder eine andere Katastrophe zerstört, entsteht ein materieller Schaden an Gebäuden, Produktionsanlagen, eingelagerten Vorräten, fertigen Erzeugnissen und allen möglichen anderen Dingen. Dieser Schaden wird in der Regel von einer Versicherung übernommen – zumindest sofern die Police ausreichend ist. So wird der Wert eines Unternehmens nicht direkt beeinträchtigt.
Doch dabei bleibt es nicht. Die Produktionsunterbrechung als Folge des zerstörten Werks hat weitreichendere Folgen, die sich neben dem versicherten direkten Schaden auf den Unternehmenswert auswirken können. Zunächst wird ein Unternehmen, das nicht oder in nicht ausreichender Menge liefern kann, Kunden verlieren. Dann bleiben Entwicklungen aus, da alle Ressourcen in den Wiederaufbau fließen. Das verunsichert wiederum Anleger und Studien belegen, dass Aktienkurse betroffener Firmen im Jahr nach großen Überschwemmungen durchschnittlich um fünf Prozent fallen. Sinkende Kurse führen wiederum zu höheren Kapitalkosten. In der Gesamtbetrachtung zeigt sich, dass Schadenereignisse über den direkten, materiellen Schaden hinaus langanhaltende finanzielle Folgen haben können. Das Total Financial Loss Model von FM Global hat das Ziel, diese Schäden zu analysieren, zu berechnen und so in konkreten Zahlen auszudrücken, dass das Bewusstsein für Schadenprävention gestärkt wird.
Beispielrechnung
Neben der klassischen Schadenrechnung müssen also auch andere Aspekte einbezogen werden. Dazu gehören:
- der Verlust von Marktanteilen an Wettbewerber
- verpasste Wachstums- und Kosteneinsparungsmöglichkeiten sowie
- gestiegene Kapitalkosten.
Im vorliegenden Fall soll der Totalverlust eines Werks nach einem Feuer betrachtet werden. Es gibt keine Ausweichmöglichkeiten für die Produktion und die Wiederaufbauzeit beträgt 17 Monate.
Im Total Financial Loss Model werden immer zwei Szenarien berücksichtigt, die eine konservative und eine optimistische Annahme abbilden:
- Im optimistischen Szenario kann das Unternehmen aus dem Beispiel seine Marktanteile binnen drei Jahren zurückgewinnen und hat nach Berücksichtigung der Versicherungsdeckung einen Verlust von 46 Millionen Euro. Der Unternehmenswert sinkt um 5,3 Prozent.
- Bei der konservativen Annahme sind die Marktanteile erst nach fünf Jahren wieder auf dem Ausgangsniveau. Dabei entsteht nach Berücksichtigung der Versicherungsdeckung ein Verlust von 105 Millionen Euro. Der Unternehmenswert fällt um 12 Prozent. Demgegenüber stehen verhältnismäßig geringe Investitionen von 2,1 Millionen Euro, die nötig sind, um bis zu 105 Millionen langfristigen Unternehmenswert zu sichern. Auf diese Weise betrachtet, ergibt sich ein sehr guter „Return on Investment“ der Risikoverbesserung.
Fazit
Betrachtungen der letzten Jahre zeigen, dass unversicherte Schäden schneller wachsen als versicherte. Aktuell sind nach Zahlen der Swiss Re 64 Prozent der Schäden nicht versichert. Unternehmen sollten also aus eigenem Interesse aktives Risikomanagement betreiben. Das Total Financial Loss Model leistet einen wichtigen Beitrag, um alle relevanten Stakeholder von den dafür notwendigen Investitionen zu überzeugen.
Verantwortlich für den Inhalt:
FM Insurance Europe S.A., Taunusanlage 8, 60329 Frankfurt am Main, Tel: +49-69-15406-0, www.fmglobal.de