#Gene­ra­tion­Mitte: Die Corona-Gesell­schaft ist ver­un­si­chert, unge­dul­dig, aggres­siv und egois­tisch

 

Der andauernde Ausnahmezustand belastet die mittlere Generation stark – ökonomisch und vor allem psychisch. Der Zukunftsoptimismus der vergangenen Jahre ist erdrutschartig verschwunden. Das hat eine aktuelle Allensbach-Umfrage im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft ergeben.

Ein Ende der Corona-Krise ist für die meisten der „Generation Mitte“ nicht annähernd in Sicht: An eine Rückkehr zur Normalität binnen mehrerer Monate glaubt nur jeder Fünfte.

Die „Generation Mitte“ befindet sich im Stimmungstief. „Jeder Zweite fühlt sich heute schlechter als vor der Krise. Corona wirkt zudem wie ein Spaltpilz – die große Mehrheit sieht mehr Aggressionen und Egoismus als wachsende Solidarität“, sagte Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, bei der Vorstellung der Studienergebnisse in Berlin.

Die Corona-Krise lässt die Generation Mitte zudem deutlich an den Vorteilen einer offenen, globalisierten Volkswirtschaft zweifeln: „Erstmals lehnt eine Mehrheit der ‘Generation Mitte’ die Idee der Globalisierung ab. Das macht mir Sorgen, denn ohne starke internationale Kooperation, insbesondere in der EU, werden wir weder Corona noch den Klimawandel meistern“, betonte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Ende der Krise nicht in Sicht

Nur gut jeder Fünfte (22 Prozent) geht mit Optimismus in die kommenden zwölf Monate. Vor Jahresfrist war noch annähernd die Hälfte der Befragten (47 Prozent) hoffnungsvoll. Der dramatische Stimmungseinbruch dürfte wesentlich darauf zurückzuführen sein, dass ein Ende der Corona-Krise für die meisten der „Generation Mitte“ nicht annähernd in Sicht ist: An eine Rückkehr zur Normalität binnen mehrerer Monate glaubt nur jeder Fünfte. Über 70 Prozent stellen sich hingegen auf eine länger andauernde Ausnahmesituation ein.

Unsicherheit ist schlimmste Corona-Folge

Am schlimmsten ist für die „Generation Mitte“ die Unsicherheit: 70 Prozent finden es unerträglich, dass sich das Ende der Krise nicht absehen lässt. Die Ungewissheit wiegt damit schwerer als konkrete Einschränkungen wie Besuchsverbote (50 Prozent) oder auch faktische Verbote von Auslandsreisen (16 Prozent).

Zudem konstatiert eine Mehrheit der „Generation Mitte“ eine starke (49 Prozent) oder sogar sehr starke Veränderung (11 Prozent) unserer Gesellschaft – und zwar nicht zum Besseren: Rund 70 Prozent klagen über zunehmende Aggressivität und Ungeduld, gut die Hälfte beklagt wachsenden Egoismus. Eine zunehmende Hilfsbereitschaft erkennen demgegenüber nur 13 Prozent der Befragten.

Mehrheit sieht Globalisierung kritisch

Drei von vier Befragten (75 Prozent) aus der “Generation Mitte” machen sich große Sorgen über die ökonomischen Kollateralschäden der Corona-Krise. Eine relative Mehrheit (38 Prozent) glaubt, dass die deutsche Wirtschaft ihre starke Position in den nächsten Jahren nicht verteidigen kann.

Gleichzeitig teilen immer weniger Menschen den Eindruck, dass die deutsche Wirtschaft von der Globalisierung vor allem profitiert (2020: 48 Prozent; 2017: 64 Prozent). Knapp jeder Zweite (46 Prozent) gibt der Globalisierung die Schuld an der Verbreitung des Corona-Virus auf der ganzen Welt, 34 Prozent stimmen der Aussage nicht zu.

Den eigenen Arbeitsplatz hält aktuell fast jeder vierte Befragte für gefährdet – vor einem Jahr war nur rund jeder siebte (14 Prozent) dieser Ansicht.

Die persönliche Betroffenheit spiegelt sich auch in den Einschätzungen zur eigenen Altersvorsorge wider. Insgesamt machen sich 38 Prozent der „Generation Mitte“ Sorgen über ihr Auskommen im Alter. Von den Befragten mit Angst vor Arbeitsplatzverlust sagen dies sogar 67 Prozent.

Skepsis beim Klimaschutz

Auch wenn die „Generation Mitte“ die Corona-Krise als größte unmittelbare Gefahr für die Entwicklung in Deutschland ansieht, bleibt der Klimawandel auf dem Radar: Jedem Zweiten machen die zunehmende Erderwärmung und Klimaveränderungen große Sorgen. Aber: Eine Mehrheit (63 Prozent) glaubt nicht daran, dass sich der weltweite Klimawandel noch stoppen lässt. Dass in Deutschland zu wenig für den Klimaschutz getan wird, sagt die Hälfte der Befragten.

Über die „Generation Mitte“

Die mehr als 35 Millionen 30- bis 59-Jährigen in Deutschland stehen mitten im Berufsleben, erziehen Kinder und finanzieren die sozialen Sicherungssysteme. Sie stellen 70 Prozent der Erwerbstätigen dar und erwirtschaften über 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte. Die „Generation Mitte“ ist damit im wahrsten Sinne des Wortes der „Leistungsträger“ unserer Gesellschaft.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft beauftragt das Institut für Demoskopie Allensbach seit 2013, dieser breiten Bevölkerungsschicht einmal jährlich den Puls zu fühlen und ihre Einstellungen, Erwartungen und Ängste zu erforschen. Für die repräsentative Untersuchung Generation Mitte 2020 hat das Institut für Demoskopie Allensbach zwischen Mitte Oktober und Anfang November 2020 insgesamt 1.047 Männer und Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren befragt.

 

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