Marktkommentar von Axel D. Angermann, FERI

 

Wichtigste Triebkraft der wirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2021 ist die Überwindung der Corona-Pandemie: „Nach einem voraussichtlich sehr schwachen Start im ersten Quartal ist im weiteren Jahresverlauf mit einer zunehmend positiven Wachstumsdynamik in den meisten Bereichen der deutschen Wirtschaft zu rechnen. Trotz steigender Produktion und höheren Umsätzen werden die meisten Branchen das Minus aus dem Jahr 2020 jedoch nicht wieder ausgleichen“, fasst Axel Angermann, Chef-Volkswirt von FERI, das Ergebnis der Konjunkturprognose für das neue Jahr unter Branchengesichtspunkten zusammen. Das gilt in besonderem Maße für alle Anbieter von Dienstleistungen, deren Inanspruchnahme mit sozialen Kontakten verbunden ist: Das Gastgewerbe etwa kann im kommenden Jahr mit einem preisbereinigten Umsatzwachstum von rund 17 Prozent rechnen. Weil dem aber ein Rückgang um 37 Prozent im Jahr 2020 vorausging, bleibt der Umsatz der Branche noch um 26 Prozent hinter dem des Jahres 2019 zurück. Die Sorge vor zahlreichen Insolvenzen  in diesem Sektor ist also berechtigt. Ähnliches gilt für Reisebüros und -veranstalter: Weil es vermutlich auch nach Überwindung der Pandemie weniger Geschäftsreisen geben wird als vorher und private Fernreisen erst allmählich wieder anlaufen werden, normalisiert sich das Geschäft in diesem Bereich erst langfristig. Das Umsatzniveau des Jahres 2019 dürfte frühestens im Jahr 2024 wieder erreicht werden.

Digitalisierung durch Corona beschleunigt

Zu den Gewinnern der Pandemie zählen der IT-Sektor und damit verbundene Branchen: Teilbereiche wie der Handel mit Digitaltechnik oder der Kabelnetzleitungsbau konnten schon im Jahr 2020 ein deutliches Umsatzplus verbuchen, während die Nachfrage nach elektronischen Bauelementen relativ schwach ausfiel. Die deutschen Hersteller solcher Bauelemente haben nicht die momentan gefragten Speicherchips im Programm, sondern sind Zulieferer der Investitionsgüterhersteller. Die Perspektiven für Dienstleistungen der Informationstechnologie sowie die Datenverarbeitung und das Angebot von Webportalen bleiben auch für das Jahr 2021 positiv: Eine Studie des FERI Cognitive Finance Institute hat jüngst noch einmal herausgearbeitet, wie die Corona-Pandemie als Katalysator des digitalen Wandels wirkt. Viele Branchen im IT-Sektor profitieren davon.

Industrieproduktion erholt sich langsam

Die deutsche Industrie befindet sich seit dem Sommer in einem Aufholprozess, der durch das neuerliche Herunterfahren des öffentlichen Lebens zwar gebremst, nicht aber grundsätzlich gestoppt wird. Dass das Niveau der Industrieproduktion im Jahr 2021 noch um 4 Prozent unter dem des Jahres 2019 bleibt, liegt vor allem an den in Deutschland wichtigen Investitionsgüterbranchen, insbesondere der Autoindustrie. Diese befindet sich unabhängig von der Pandemie in einem tiefgreifenden strukturellen Wandel, der insbesondere für die Zulieferer enorme Herausforderungen hinsichtlich der 2 Neuerfindung ihrer Geschäftsmodelle mit sich bringt. Sowohl der Maschinenbau als auch die Elektrotechnik bleiben als wichtige Zulieferer der Autoindustrie mit ihrem Produktionsniveau ebenfalls noch deutlich unter dem des Jahres 2019.

Einzelhandel mit gemischter Bilanz

Fehlende Möglichkeiten, Geld für Freizeitaktivitäten und Reisen auszugeben, haben dem Einzelhandel im Jahr 2020 insgesamt ein außergewöhnliches Umsatzwachstum von 3,4 Prozent beschert. Im Zuge der Überwindung der Pandemie wird sich die Geschäftstätigkeit hier allerdings normalisieren, so dass für das Jahr 2021 nur noch mit einem Umsatzplus von knapp einem Prozent zu rechnen ist. Während stationäre Einzelhändler nicht zuletzt unter dem neuen Lockdown im Weihnachtsgeschäft leiden, zählt der Online-Handel klar zu den Gewinnern.

Bautätigkeit geht zurück

In der Bauwirtschaft geht das Umsatzplus im Jahr 2020 vor allem auf die ungewöhnlich gute Bautätigkeit im ersten Quartal des Jahres zurück. Mittel- und langfristig ist wegen des Vordringens von Home-Office-Tätigkeiten mit Einbußen im Gewerbebau zu rechnen, was durch die Abarbeitung laufender Aufträge zunächst noch überdeckt wird. Insgesamt wird die Bautätigkeit im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 schrumpfen.

 

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