Integriert der Versicherungs- und ILS-Markt ESG in Strategie, Prozesse und Geschäftsabläufe? Synpulse-Studie deckt Verbesserungspotenzial auf

 

Umwelt, Soziales und nachhaltige Unternehmensführung (Environmental, Social and Governance, ESG) waren schon immer zentrale Themen für Versicherer, Rückversicherer und Insurance-Linked-Securities- (ILS) Marktteilnehmer, denn ihr Kerngeschäft konzentriert sich auf das Management und die Deckung von Risiken, wie u.a. die finanzielle Unterstützung infolge von Katastrophen. Aufgrund des beschleunigten Klima- und demographischen Wandels wird ESG künftig ein noch kritischerer Erfolgsfaktor. Viele Marktteilnehmer beziehen ESG nicht mehr nur in ihre Investitionsüberlegungen ein, sondern in ihren gesamten Geschäftsbetrieb. Haupttreiber für die Einführung von ESG-Standards im Versicherungs- und ILS-Markt sind die Anforderungen von Investoren, die Reputation und das Risiko Management. Der Markt ist sich einig, dass ESG ein wichtiges Thema ist. Die Integration von ESG befindet sich jedoch noch in der Anfangsphase. Es gibt noch viel Potenzial ESG besser in die Geschäftsabläufe zu einzubetten, wovon die Marktteilnehmer in Zukunft profitieren können. Dies ergab eine Marktbefragung der internationalen Managementberatung Synpulse in Zusammenarbeit mit dem führenden ILS-Nachrichtenanbieter Artemis.

Ziel der veröffentlichten Studie, bei der 41 Unternehmen aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA), Nordamerika einschließlich der Bermudas (NA) und dem asiatisch-pazifischen Raum (APAC) über den gesamten Versicherungs- und ILS-Markt hinweg befragt wurden, war es, zu verstehen, inwieweit Versicherer, Rückversicherer, auf ILS spezialisierte und sonstige Fondsmanager[1] sowie institutionelle Investoren ESG-Kriterien in ihre Strategien und Geschäftsabläufe integrieren.

Die Struktur der Umfrage folgte einem spezifischen ESG-Rahmenwerk, das von Synpulse auf Grundlage von Projekterfahrungen und Marktforschung entwickelt wurde, um Unternehmen dabei zu unterstützen, ESG in ihr Geschäftsmodell zu integrieren und ganzheitlich umzusetzen. In ihrer Studie analysierten Synpulse und Artemis dementsprechend die Faktoren Strategie, Kultur & Grundsätze, Prozesse & Abläufe, Dienstleistungen & Produkte sowie Ausbildung & Kommunikation und kamen zu folgenden Ergebnissen:

Strategie, Unternehmenskultur und Leitlinien:

Die tatsächlich ergriffenen Maßnahmen zur Umsetzung einer integrierten ESG-Strategie stimmen nicht mit der beigemessenen Wichtigkeit von ESG überein.

Die Befragten identifizieren ESG ausdrücklich als ein zentrales Thema für den Versicherungs- und ILS-Markt und erwarten, dass ESG in Zukunft zum kritischen Erfolgsfaktor wird. Die Nachfrage von Investoren, die Reputation und das Risikomanagement sind für sie die Haupttreiber von ESG. In der Realität befindet sich ESG heute jedoch noch in einem frühen Anwendungsstadium. Die Befragten gaben an, dass die meisten eingeführten ESG-Strategien als ineffektiv angesehen werden. Entscheidende Verbesserungspotenziale bestünden vor allem in den folgenden drei Punkten: Eine gründlichere und nachhaltigere Umsetzung eines ESG-Rahmenwerks, die Definition greifbarer ESG Schlüsselindikatoren (Key Performance Indicators, KPIs), messbarer ESG-Ziele sowie eine zielgerichtete ex- und interne ESG-Berichterstattung.

Prozesse und Abläufe:

Das Interesse an der Einbettung von ESG in Betriebsmodelle ist auf dem gesamten Versicherungs- und ILS-Markt vorhanden. Es bleibt gemäß der Studie jedoch noch viel zu tun, bis ESG nahtlos und effizient in die Geschäftsabläufe und -prozesse der Unternehmen integriert ist.

Spezifische ESG-Rollen im operativen Bereich sind noch nicht bei allen Unternehmen im Versicherungs- und ILS-Markt üblich. Unter den befragten Vergleichsgruppen scheinen Fondsmanager, die nicht auf ILS spezialisiert sind, sowie Versicherer hinsichtlich ihrer Ressourcenplanung am besten organisiert zu sein.

Messbare ESG-Ziele sind derzeit entweder nicht klar genug definiert, oder die Ziele selbst werden als unbefriedigend angesehen. Unternehmen in NA haben die Bedeutung des ESG-Fußabdrucks noch nicht so vollständig erkannt wie ihre Konkurrenten in EMEA sowie jene aus APAC.

Bei der Analyse externer Partner oder Elemente im Hinblick auf die Einhaltung von ESG-Standards konzentrieren sich die Studienteilnehmer in erster Linie auf gedeckte Risiken und Sponsoren/Zedenten[2]. Instrumente zur Messung sind auf dem Markt zwar bereits weitgehend eingeführt; die Mehrheit der Befragten ist jedoch der Ansicht, dass Verbesserungen erforderlich sind. Die beiden wichtigsten Herausforderungen, die von den Befragten genannt wurden, sind der Mangel an Daten und Offenlegung sowie an Konsistenz und einheitlichen Standards.

Dienstleistungen und Produkte:

Die meisten Umfrageteilnehmer bieten ESG-freundliche Versicherungsdienstleistungen & -produkte an während nur wenige Fondsmanager ESG-freundliche Anlageprodukte im Angebot haben.

Die Integration von ESG in die Standards und Richtlinien für das Underwriting würde bei der Steuerung der ESG-Compliance während des Underwriting-Prozesses helfen und wurde von den meisten Umfrageteilnehmern eingeführt.

Die Mehrzahl, der derzeit von den Umfrageteilnehmern auf dem Markt angebotenen Versicherungsprodukte zielen auf den sozialen Aspekt von ESG ab und legen weniger Gewicht auf ökologische und Governance-Faktoren. Die meisten der befragten Fondsmanager hingegen bieten keine spezifisch ESG-freundlichen Anlageprodukte[3] an, obwohl die Mehrheit die Integration von ESG in ihr Investment-Portfolio generell als wichtig erachtet.

Insgesamt verfolgen die meisten Befragten einen nachhaltigen Investmentansatz, wobei der «Ausschluss» (zum Beispiel von bestimmten Sektoren, Sparten und/oder Produkten aufgrund von ESG-Kriterien), der am häufigsten gewählte ist.

Ausbildung und Kommunikation:

Es besteht eine Diskrepanz zwischen der wahrgenommenen Bedeutung der ESG-Ausbildung und dem Grad, in dem sie tatsächlich angeboten wird. Versicherer sind die einzige Vergleichsgruppe, die umfassend über ESG-KPIs berichtet.

Fast alle der Befragten sehen Schulungen als wesentlich für die Schaffung eines Bewusstseins für ESG-Themen an, aber fast die Hälfte bieten derzeit keine solchen Fortbildungen an. Die aktuell durchgeführten ESG-Schulungen decken ein breites Themenspektrum ab und beinhalten im Allgemeinen Elemente aus allen drei Aspekten von ESG, wie z.B. Diversität & Integration, eine wertschätzende Arbeitsumgebung, den Klimawandel und Governance. Die Mehrzahl der Befragten kommuniziert ihre ESG-Strategie und/oder -Ziele sowohl extern als auch intern. Dies zeigt, dass noch weit mehr bei ihren Kunden durch eine erhöhte Transparenz an Vertrauen gewinnen könnten.

Nur eine Minderheit der Teilnehmer berichtet über ESG-KPIs. Der CO2-Fußabdruck, ehrenamtliche Arbeit, Diversität und Integration sowie nachhaltige Unternehmensführung und die Einhaltung von Richtlinien gelten derzeit als die wirkungsvollsten ESG-KPIs.

Patrick Roder, Associate Partner und Leiter der ILS-Einheit bei Synpulse sagt: «Für Marktteilnehmer auf dem Versicherungs- und ILS-Market bieten sich große Chancen, wenn sie in ESG-Themen investieren. In Anbetracht der wachsenden Bedeutung von ESG-Themen, getrieben vom Interesse der Investoren und Risiko Management Überlegungen, ist es für Marktteilnehmer vielversprechend das Thema 2021 aktiv auszubauen. Eine individuelle Beurteilung ist erforderlich, um Entwicklungsschwerpunkte im jeweiligen Unternehmen zu definieren. Trotz dieser Unterschiede glauben wir, dass ein ESG-Gesamtrahmen als Leitfaden dienen kann, um Unternehmen in die Lage zu versetzen, ESG ganzheitlich zu verstehen – von der Strategiedefinition bis zur Operationalisierung.»

Die vollständige Studie ist abrufbar unter ESG-Marktstudie für den Risikotransfermarkt https://go.synpulse.com/l/584733/2020-11-09/wc6jzd

 

Verantwortlich für den Inhalt:

Synpulse Schweiz AG Management Consulting, Thurgauerstrasse 32, 8050 Zürich, Schweiz, Tel.: +41 44 8022000, www.synpulse.com