Private Anleger handelten im zurückliegenden Jahr so aktiv wie kaum zuvor mit Aktien. Wertpapiersparpläne waren besonders gefragt.

 

Das zurückliegende Jahr war eine regelrechte Achterbahnfahrt. Die Corona-Pandemie stellte Wirtschaft, Gesellschaft und Politik vor enorme Herausforderungen und bewegte viele Menschen emotional tief. Und sie tut dies auch weiterhin. Als Spiegelbild des Geschehens zeigten sich die Börsen rund um den Globus entsprechend volatil mit heftigen Ausschlägen – nach unten wie nach oben abhängig von der Nachrichtenlage.

Wie sind die privaten Anleger damit umgegangen? Gehen sie mit Gewinn aus dem Jahr? Haben sie ihre Cash-Positionen ausgeweitet und sind sie in sichere Anlagen geflüchtet? Oder haben sie mutig in Aktien und Fonds investiert? Was waren die gefragtesten Werte? Wann ging es an der Börse besonders hoch her? Haben neue Kundengruppen die Wertpapieranlage für sich entdeckt? Und hat Corona den Trend zum mobilen Banking beschleunigt?

Antworten gibt der Consorsbank-Jahresrückblick, für den anonymisiert Daten von rund 1,5 Millionen Kunden ausgewertet wurden. Die genannten Zahlen und Daten beziehen sich auf den Zeitraum 1. Januar bis 30. November.

Anleger schlagen Dax und Dow

  • Unterm Strich verbuchen die Consorsbank-Kunden im Durchschnitt Ende November einen Gewinn von 3,6 Prozent in ihren Wertpapierdepots gegenüber dem Jahresanfang nach Abzug aller Ab- und Zuflüsse. Damit lassen sie den Dax und ganz knapp auch den Dow-Jones-Index hinter sich, die es im gleichen Zeitraum auf ein Kursplus von 0,5 und 3,5 Prozent brachten. Den MSCI World Index, der um 9,3 Prozent stieg, konnten sie indes nicht outperformen.
  • Die Wertentwicklung in den Depots fiel dabei von Quartal zu Quartal extrem unterschiedlich aus. Hätten die Kunden etwa Ende März alle Aktien, Fonds und anderen Wertpapiere in ihren Depots verkauft, hätte das einen Verlust von mehr als 20 Prozent bedeutet gegenüber dem Jahresanfang.
  • Das durchschnittliche Depotvolumen legte von 44.386 Euro Ende 2019 auf 46.085 Euro Ende November 2020 zu. Ein Wert, der nach dem ersten Quartal weit entfernt schien, als der Gesamtwert aller Papiere im Depot durchschnittlich noch um rund 10.600 Euro geringer ausfiel.

Cash-Bestände wachsen

  • Die Corona-Krise hat die Anleger offenbar veranlasst, ihre Cash-Position auszuweiten. Das durchschnittliche Guthaben auf Tages-, Giro- und Verrechnungskonten fiel im vierten Quartal um 8,9 Prozent höher aus als zum Ende des Vorjahres. Die Cash-Quote am Gesamtvermögen, über das die Kunden im Durchschnitt verfügten, veränderte das jedoch nicht sonderlich. Sie lag im vierten Quartal mit 37,7 Prozent nur um 1,1 Prozentpunkte über der Quote aus dem Vorjahreszeitraum. Der Grund: das Wertpapiervermögen legte parallel zum Cash-Bestand entsprechend zu.

Tops und Flops beim Aktienkauf

  • Die begehrteste Aktie des Jahres bei den Privatanlegern entpuppte sich leider für viele auch als ein verlustreiches Investment: Wirecard. Auf das Technologieunternehmen entfielen nicht nur die meisten Käufe, es verbuchte mit Abstand auch das höchste Kaufvolumen in den zurückliegenden Monaten. In die Aktie von Tesla auf Rang zwei floss nur etwas mehr als die Hälfte des Geldes, das für Käufe der Wirecard-Aktie ausgegeben wurde.

Top 10 Aktien-Käufe 2020*

ISIN   Unternehmen

DE0007472060    Wirecard

US88160R1014    Tesla

US0231351067    Amazon.com

US09075V1026    Biontech

DE0008404005    Allianz

US0378331005    Apple

DE0007164600    SAP

DE0008232125    Lufthansa

NO0010081235    NEL

DE000BASF111    BASF

*Ranking nach Kaufvolumen

  • Im Depotbestand der Kunden indes spielt Wirecard nach der Insolvenz im Sommer zum Jahresende keine große Rolle mehr. Hier ist gemessen am Volumen Apple vor Allianz und Amazon die Nummer eins bei den Anlegern. Eine gute Wahl: Im Dow Jones war die Aktie des Tech-Unternehmens aus dem kalifornischen Cupertino der Titel mit der besten Performance im zurückliegenden Jahr. Auch Microsoft und Tesla, die ebenfalls hoch platziert sind, gehörten bei der Wertentwicklung zu den Top-5-Aktien in Dow Jones und Nasdaq.

Top 10 Aktien-Bestand 2020*

ISIN   Unternehmen

US0378331005    Apple

DE0008404005    Allianz

US0231351067    Amazon.com

DE0007164600    SAP

DE000BASF111    BASF

DE0007100000    Daimler

DE0007236101    Siemens

DE0005557508    Dt. Telekom

US88160R1014    Tesla

US5949181045    Microsoft

*Ranking nach Bestandsvolumen

Neue Trade-Rekorde

  • Insgesamt wurde 2020 an den Börsen äußerst rege gehandelt. Die Consorsbank verbuchte bereits im Juli mehr Trades als im Gesamtjahr 2019. Stärkster Handelstag war der 9. November. Hier lag das Tradeaufkommen beim 4,5-Fachen des schwächsten Handelstages des Jahres, dem 21. Mai. Grund für die hohe Aktivität war die Nachricht über eine erfolgreiche Wirksamkeitsstudie des COVID-19-Impfstoffs der Pharmafirmen Pfizer und Biontech. Das Datum markiert zugleich auch den handelsstärksten Tag in der Consorsbank-Geschichte. Er löste die bisherigen Rekordtage vom 9. und 12. März dieses Jahres ab, als die Börsen aufgrund der Sorgen um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie weltweit einen Crash erlebten.
  • Die Anleger zeigten sich trotz der Pandemie mutig. Bei den Transaktionen überwogen klar die Käufe. Sie übertrafen die Zahl der Verkäufe um rund 40 Prozent – wenn auch das Volumen der Käufe das der Verkäufe nicht im gleichen Maß übertraf. Hier lag der Vorsprung nur bei rund sieben Prozent.

Der Sparplan wird zum neuen Sparbuch

  • Einen wahren Boom gab es bei den Wertpapiersparplänen. Die Zahl der neu abgeschlossenen Sparpläne auf Aktien, ETFs und gemanagte Fonds bei der Consorsbank war mehr als doppelt so hoch als im Vorjahreszeitraum. Besonders gefragt waren Aktiensparpläne. Hier kletterten die Neuabschlüsse bis Ende November um 176 Prozent gegenüber 2019. Insgesamt wurden bei der Consorsbank erstmals auch absolut gemessen mehr Aktien- als ETF-Sparpläne neu abgeschlossen, die in den zurückliegenden Jahren stets dominierten. Die höchste Zahl an Sparplanabschlüssen gab es in den Monaten März bis Juni. Die Anleger nutzten offenbar die Corona-bedingte Baisse, um mit einem längerfristigen Vermögensaufbau zu beginnen.
  • Bei den neu eröffneten ETF-Sparplänen setzten die Anleger auf Bewährtes. Fünf ETFs unter den Top 10 – darunter auch der Spitzenreiter – bilden die Entwicklung des MSCI World Index nach, in dem 1600 Aktien aus 23 Industrienationen gelistet sind. Zudem rückte das Thema erneuerbare und saubere Energien in den Fokus. Zwei ETFs in den Top 10 setzen auf dieses Thema.

Top 10 Sparplan-ETFs

ISIN   ETF

A1XB5U       Xtrackers MSCI World

DBX1MW     Xtrackers MSCI World Swap

A12GVR      Xtrackers MSCI Emerging Markets

A0RPWH      iShares Core MSCI World

LYX0CB       Lyxor New Energy

A1XEY2       Xtrackers MSCI World

A113FM

Xtrackers MSCI World Information Technology

A0MW0M     iShares Global Clean Energy

LYX0AG       Lyxor MSCI World

DBX1A7      Xtrackers STOXX Europe 600

 

  • Die Rangliste der neu eröffneten Aktien-Sparpläne wird von US-Werten dominiert, angeführt von Amazon, Microsoft und Apple. Neben Tech-Werten finden sich mit Coca-Cola, Johnson + Johnson und Unilever aber auch traditionsreiche Konsumtitel in den Top 10 wieder.

Top 10 Sparplan-Aktien

ISIN   Unternehmen

US0231351067    Amazon.com

US5949181045    Microsoft

US0378331005    Apple

US4781601046    Johnson + Johnson

US92826C8394    VISA

US88160R1014    Tesla

KYG875721634    Tencent Holdings

US1912161007    Coca-Cola

DE0008404005    Allianz

GB00B10RZP78    Unilever

Gefragtes Gold

  • Wie zu erwarten erlebte auch Gold in der Corona-Krise eine deutlich erhöhte Nachfrage. Schließlich gilt es als sicherer Hafen, wenn es an den Börsen abwärts geht – was zumindest im Frühjahr der Fall war. Bei der Consorsbank können Kunden auch physisches Gold kaufen und online über ihr Depot verwalten. Die Zahl der Käufe des Edelmetalls durch die Consorsbank-Kunden bis Ende November übertraf die aus dem gesamten Vorjahr um 95 Prozent, während die Verkäufe um knapp zwei Prozent zurückgingen. Das Volumen der Goldkäufe übertraf das des Vorjahres sogar um fast 126 Prozent. Der Bestand Ende November in den Depots fiel um knapp 19 Prozent höher aus als zum Jahresende 2019. Unterm Strich war Gold in 2020 ein lohnendes Investment. Der Preis in US-Dollar legte von Januar bis November um 17 Prozent zu.

Junge Anleger entdecken die Börse

  • Ein auffälliges Phänomen in Corona-Zeiten ist die stark wachsende Zahl jüngerer Anlegerinnen und Anleger. So lag der Anteil der bis 35-jährigen an den Neukunden der Consorsbank, die 2020 ein Wertpapierdepot eröffneten, bei fast 62 Prozent. 2018 hatte er noch bei 48 Prozent gelegen. Die Gruppe der 18- bis 25-jährigen erwies sich dabei als besonders aktiv. Ihr Anteil an den Depot-Neukunden kletterte von 10 Prozent in 2018 über 17 Prozent in 2019 auf 19 Prozent in diesem Jahr. Insgesamt wuchs die Zahl der Neukunden in der Altersklasse von 18-25 Jahren gegenüber dem Vorjahr um rund 160 Prozent und damit mit Abstand am kräftigsten im Vergleich zu allen anderen Altersklassen.

Schub fürs mobile Banking

  • Sicherlich auch aufgrund des überproportionalen Zustroms an jüngeren Kunden wuchs die Nutzung mobiler Endgeräte bei Banking und Bezahlen deutlich in diesem Jahr. So erhöhte sich bei der Consorsbank die Zahl der monatlichen Nutzer mobiler Bezahlfunktionen (Apple Pay und Google Pay) um 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz pro Monat kletterte sogar um 83 Prozent. Im Durchschnitt bezahlten Kunden im Monat 431 Euro über Smartphone & Co – ein Plus von 49 Euro gegenüber dem Mittelwert 2019.
  • Deutlich öfter im Einsatz waren mobile Endgeräte auch beim Wertpapierhandel. So legte die Zahl der monatlichen Trades, die über die Consorsbank-App abgewickelt wurden, 2020 um 248 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Der Anteil der mobilen Käufe und Verkäufe über die App lag im November 2020 bei rund einem Drittel aller Trades. Im gleichen Monat des Vorjahres war es nur rund ein Fünftel gewesen.
  • Bemerkenswert: Die mobilen Trader unter den Consorsbank-Kunden sind überwiegend Nutzer von Geräten der Marke Apple. Rund 55 Prozent der 2020 via Smartphone oder Tablet getätigten Wertpapiertransaktionen erfolgten über ein Gerät mit Apples Betriebssystem iOS, 45 Prozent über Geräte mit dem Betriebssystem Android, wie es etwa auf Smartphones von Samsung läuft. Dabei lag der Anteil von iOS an der mobilen Internet-Nutzung in den vergangenen Monaten laut Daten des Web-Analyse-Unternehmens StatCounter bei weniger als 30 Prozent.

 

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