Aon Expertenforum am Vorabend der ersten Lesung

 

Der Bundestag wird in erster Lesung das Gesetz zur Digitalen Rentenübersicht behandeln. Experten begrüßten bei einem am Vortag vom Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Aon veranstalteten Expertenforum einhellig das Vorhaben. Aon hatte gemeinsam mit der Universität Ulm die konzeptionellen Grundlagen für die neue Online-Plattform maßgeblich mit entwickelt.

Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg vom federführenden Bundesministerium für Arbeit und Soziales erläuterte die Grundzüge des Modells, das die Informationen verschiedener Versorgungsträger “on-demand” zusammenträgt und dem Bürger zur Verfügung stellt. Es sei ein wegweisendes Konzept, das optimal Datenschutz mit Nutzerfreundlichkeit verbinde. Er gehe deshalb davon aus, dass auch das weitere Gesetzgebungsverfahren zügig abgeschlossen werden könne. Der Start einer Pilotphase ist dann für Ende 2022 vorgesehen. Staatssekretär Schmachtenberg machte deutlich: “Wir wollen gemeinsam mit Ihnen einen machbaren Ansatz verfolgen. Wir müssen vermeiden, ungeduldig jetzt schon für viele besondere Konstellationen der Altersvorsorge Sonderfunktionen einzufordern. Die Erfahrung zeigt, dass ehrgeizige und überladene IT-Vorhaben wenig erfolgsfähig sind. Der Schlüssel ist ein schrittweises Vorgehen.”

Das deutsche System der Altersvorsorge ist komplex und unübersichtlich. Zwar gibt es bereits regelmäßige Informationen der Deutschen Rentenversicherung sowie der großen Versorgungswerke und Versicherungen, doch gleichen die Informationen für die Bürgerinnen und Bürger bisher eher einem Flickenteppich. Es oblag bislang allein ihnen, sich eigenständig einen Überblick über ihre individuellen Altersbezüge aus den unterschiedlichsten Quellen zu verschaffen – eine Aufgabe, an denen bis heute viele scheitern.

“Die digitale Rentenübersicht schafft deutlich mehr Bürgernähe und macht es Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern sichtlich einfacher, sich mit ihrer individuellen Rentensituation zu befassen”, erklärte Prof. Dr. Hans-Joachim Zwiesler von der Universität Ulm. “Mit der digitalen Renteninformation erreichen wir, dass individuelle Versorgungslücken rechtzeitig erkannt und gegensteuernde Maßnahmen früh genug ergriffen werden können. Das trägt dazu bei, das Auskommen im Rentenalter für jeden Einzelnen sicherer zu machen.”

Auch die Versicherungswirtschaft steht dem Vorhaben ausgesprochen positiv gegenüber. Dr. Peter Schwark vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) begrüßte die staatliche Initiative: “Die verständliche Darstellung der Versorgungssituation stärkt die Eigenverantwortung des mündigen Bürgers, der dann viel stärker motiviert wird, selber etwas zu unternehmen, um seine Versorgungssituation zu optimieren.”

“Transparenz in der Altersversorgung ist wichtiger denn je,” sagt Gundula Dietrich, die gemeinsam mit Dr. André Geilenkothen das Projekt bei Aon verantwortet. “Wir freuen uns, dass unsere Vorschläge nun schnell den Weg in die praktische Umsetzung finden. Dabei ist es wichtig, insbesondere große Versorgungswerke, aber auch mittelständische Unternehmen anzuhören, um gemeinsam bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Nur so lässt sich eine reibungslose Implementierung gewährleisten.”

In der Praxis sollen die Bürgerinnen und Bürger jederzeit auf das Internetportal zugreifen können. Dazu ist es nicht notwendig und auch nicht vorgesehen, alle Daten an einer Stelle zu speichern. Vielmehr werden die jeweiligen Informationen erst durch den Nutzer abgerufen und nur auf dessen Wunsch hin z.B. auf seinem eigenen Rechner dauerhaft gespeichert. Das ist auch im Sinne des Datenschutzes zielführend: Nutzer bleiben so stets der Herr über ihre Daten. Die Vorsorgeeinrichtungen stellen den Datentransfer sicher. Verlässt der Nutzer das Portal, bleiben sie nirgendwo zentral gespeichert.

Geilenkothen ist überzeugt, dass die digitale Renteninformation gleichzeitig die betriebliche Altersversorgung (bAV) stärken wird: “Die digitale Renteninformation macht auch die bAV-Ansprüche für Erwerbstätige auf einen Blick sichtbar und deutlich, welchen Anteil dieses Standbein für den Einzelnen an der Rente hat. Für Arbeitgeber erweist sich die Plattform als gutes Instrument, um die bAV besser bei den Beschäftigten zu verankern und sie als Benefit kreativ zu nutzen, um Talente zu gewinnen und zu halten.”

Aufgrund der Komplexität des Rentensystems ist klar, dass die Umsetzung Schritt für Schritt und sehr fokussiert erfolgen muss. So werden nicht alle Träger der betrieblichen Altersversorgung verpflichtet sein, sich an die Digitale Rentenübersicht anzubinden. “Wir erwarten dennoch,” so Dietrich, “dass auch Träger von Direktzusagen und Unterstützungskassen auf freiwilliger Basis flächendeckend mitmachen werden – zumindest für neu entwickelte Versorgungssysteme.”

Zudem soll keine Zeit verloren werden. Deshalb haben sich Experten aller Säulen bereits in den letzten Monaten Gedanken zu den wesentlichen Punkten der einzelnen Prozesse einer Digitalen Rentenübersicht gemacht und die Machbarkeit aufgezeigt, wie z.B. zur Nutzeridentifikation und Datenübermittlung sowie zur Definition von Datenschnittstellen und Plattform-Design.

“Wir freuen uns sehr, dass die digitale Renteninformation zeitnah realisiert wird”, kommentiert Dietrich. “Sie wird im Übrigen einem grundlegenden Unternehmensziel von Aon gerecht, nämlich Komplexität für Menschen und Unternehmen zu reduzieren. Das ist das Wichtigste: dass die digitale Renteninfo für alle Bürger einfach und klar ist. Bei all dem darf aber eins nicht vergessen werden: Die Plattform kann weder hundertprozentig sichere Voraussagen treffen, noch die persönliche Beratung ersetzen. Das individuelle Gespräch mit Experten ist und bleibt unersetzlich.”

 

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