Die Zinsdifferenz zwischen Euro- und Dollar-Anleihen ist durch die Senkung der US-Leitzinsen weiter geschrumpft.
Trotzdem behalten US-Staatsanleihen ihre Funktion als erstklassige Versicherung in Stressphasen. „Wir erwarten einen Anstieg der Renditen am langen Ende und damit eine steilere Zinsstrukturkurve“, sagt Carsten Gerlinger, Vice President von Moventum AM.
Ein entscheidendes Kriterium ist dabei der Wechselkurs. Seit die US-Fed die Leitzinsen auf null Prozent reduziert hat, haben sich Euro und US-Dollar bei der Zinsdifferenz deutlich angenähert. Zum anderen hat die Europäische Union mit ihrer Verständigung auf eine Quasi-Fiskalunion in der Anlegergunst an Zuspruch gewonnen. Auch wenn der Dollar an Stärke wieder zugelegt hat, dürfte er gegenüber dem Euro auf Sicht der nächsten zwölf Monate eher etwas schwächer tendieren.
Bei der 10-jährigen US-Staatsanleihe fiel die Rendite in den vergangenen Monaten zunächst auf 0,39 Prozent, bevor sie wieder auf fast 0,8 Prozent stieg. „Wir halten in den kommenden Monaten einen Anstieg der Renditen auf ein Prozent für möglich“, so Gerlinger. Denn unabhängig vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen ist zu erwarten, dass beide Kandidaten für die Realisierung ihrer Programme und Vorhaben eine deutlich höhere Staatsverschuldung in Kauf nehmen werden.
Der daraus erwartete Anstieg der Renditen am langen Ende wird insgesamt zu einer Versteilung der Zinsstrukturkurve führen. Am kurzen Ende werden die Zinsen auf dem ganz niedrigen Niveau stabil bleiben. „Mit einem ersten Zinsschritt der US-Notenbank rechnen die Marktteilnehmer nicht vor 2023. Manche sogar erst in Richtung 2025“, sagt Gerlinger.
Interessant sind dabei auch Unternehmensanleihen: Die Verschuldung der Unternehmen bleibt hoch. „Die Spreads bei den High-Yield-Anleihen sind seit Anfang September wieder zusammengelaufen, bleibt aber mit knapp 500 Basispunkten immer noch hoch und damit absolut gesehen attraktiv“, sagt Gerlinger. Bisher kam es zu noch keinen nennenswerten Ausfällen, das Segment birgt aber in Rezessionsphasen höhere Risiken. Das High-Yield-Segment wird von der Ankündigung der US-Notenbank, im Rahmen ihres Anleihekaufprogramms auch HY-Anleihen kaufen zu wollen, beflügelt und gestützt (Fed-Put). „Wir erwarten, dass das Segment weiterhin von einer höheren Volatilität geprägt sein. Die Spreu trennt sich beim Bond-Picking vom Weizen“, sagt Gerlinger.
Analog zum US-Rentenmarkt entwickelten sich auch Bundesanleihen: „Wie in den USA erwarten wir auch bei Bundesanleihen am langen Ende eine weitere leichte Versteilung der Renditestrukturkurve“, sagt Gerlinger. Das Renditeniveau bleibt absolut gesehen aber unattraktiv. „Von daher eignen sich Staatsanleihen nur noch als Versicherungsinstrument gegen Stressphasen“, sagt Gerlinger. „Die durch die Hintertür beschlossene Fiskalunion in der Europäischen Union begünstigt Staatsanleihen aus den Peripheriestaaten.“
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