Michael Schoenhaut, Fondsmanager des Income-Klassikers „JPMorgan Investment Funds – Global Income Fund“ stellt sich Anlegerfragen / AAA-Rating für Income-Strategie von Scope
Die Corona-Pandemie hat die Weltwirtschaft in die schlimmste Rezession seit der großen Depression der 1930er Jahre gestürzt. Dank massiver geld- und fiskalpolitischer Maßnahmen wurde rasch ein neuer Konjunkturzyklus auf den Weg gebracht. Dies sorgte für eine beeindruckende Erholung an den Kapitalmärkten und neue Allzeithochs an der Börse. Viele Anleger interessiert nun, ob die Märkte tatsächlich alle Verwerfungen hinter sich gelassen haben und wieder zur Normalität zurückgekehrt sind. Diese und weitere Fragen beantwortete Michael Schoenhaut, Fondsmanager des Global Income Fund im Rahmen einer Videokonferenz.
Herr Schoenhaut, wie bewerten Sie die Marktentwicklung als ertragsorientierter Income-Investor, der vor allem auf Dividendenaktien und Hochzinsanleihen setzt, die allerdings besonders unter den Marktturbulenzen gelitten haben?
Michael Schoenhaut: Es war wirklich ein außerordentliches Jahr bisher, wie ich es in den 23 Jahren als Fondsmanager noch nie erlebt habe. Nach den Marktverwerfungen im März haben sich inzwischen tatsächlich schon viele Marktbereiche wieder deutlich erholt, man denke nur an ein neues Allzeithoch im S&P 500 oder, dass der Nasdaq in einem solchen Jahr 20 Prozent im Plus ist. Die Welt ist aber leider etwas komplizierter, denn sieht man genauer hin, erkennt man eine „Zwei Klassen-Gesellschaft“ und es zeigt sich eine starke Divergenz zwischen wachstums- und substanzorientierten Titeln. Auch Dividendenaktien, die für uns als Income-Investoren besonders wichtig sind, sind teilweise noch im tiefroten Bereich. Die positive Entwicklung im S&P 500 ist also von Titeln getrieben, die wenig oder keine Dividenden zahlen, vorrangig den Technologietiteln, die mehr als 20 Prozent des Index ausmachen.
Worauf gilt es bei Dividendenaktien genau zu achten?
Michael Schoenhaut: Je höher die Dividendenausschüttung, desto geringer ist die Wertentwicklung in diesem Jahr bislang ausgefallen. Insgesamt sind rund 40 Prozent der globalen Aktienmarktkapitalisierung oder über 60 Prozent aller Titel im MSCI World immer noch deutlich im Minus, und das sind oft Dividendenaktien auf die sich der Global Income Fund fokussiert. Nun kann man sich angesichts der Marktverwerfungen in manchen Branchen durchaus fragen, ob wir dort jemals eine Erholung sehen werden. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Aktien den Anspruch auf zukünftige Zahlungsströme von Unternehmen, das heißt Dividendenzahlungen, darstellen. In vielen Bereichen reflektieren die heutigen Bewertungen von Unternehmen diesen fundamentalen Zusammenhang zwischen Gewinnen und Dividendenzahlungen nicht. Immerhin haben selbst in diesem Jahr drei Mal so viele Unternehmen im S&P500 ihre Dividenden erhöht oder beibehalten wie gekürzt wurden. So ist es für mittelfristig orientierte Anleger nur eine Frage der Zeit, bis wir davon profitieren können. Denn das Bewertungsniveau für Dividendentitel ist so niedrig wie in den letzten 30 Jahren nur ein Mal, nämlich 1999/2000, als wir uns in der Technologieblase befanden. Ein Blick in die Historie zeigt, dass die Entwicklung von Dividendentiteln bei solchen Niveaus in den nächsten zwölf Monaten überdurchschnittlich gut ausfallen sollte, sowohl relativ als auch absolut betrachtet. Und so würde ich das aktuelle Niveau tatsächlich als sehr attraktiv bezeichnen und meine, dass dies auch ein guter Einstiegszeitpunkt sein kann.
Sie investieren auch in Anleihen, vor allem Unternehmensanleihen im Hochzinsbereich: Während des Höhepunkts der COVID-Marktturbulenzen standen diese Anleihen besonders im Fokus. Es kam zu Liquiditätsengpässen, Ausfallsrisiken stiegen und in manchen Segmenten kam fast Panik auf. Sind diese Risiken überstanden?
Michael Schoenhaut: Es gab tatsächlich massive Liquiditätssorgen, vor allem im März, aber die Zentralbanken haben wirklich schnell und beherzt reagiert und das hat die Märkte schnell beruhigen können und eine Kreditklemme bei Unternehmen verhindert. Aktuell sehen wir sehr viele Neuemissionen – die Unternehmen nutzen die Chance, sich angesichts des Niedrigzinsumfelds zu deutlich geringeren Kosten zu refinanzieren, das hat die Bilanzsituation der Unternehmen gestärkt. Das Volumen hat inzwischen ein Rekordniveau erreicht, Zugang zum Markt und Liquidität ist also vorhanden. Da auch die Notenbanken weiterhin ihre Unterstützung signalisiert haben, ist derzeit kein Finanzierungsengpass zu befürchten.
Ein anderes Thema, das Anleger immer mit Sorge erfüllt, sind die Ausfälle am Hochzinsanleihenmarkt. Hier haben wir mit einer Ausfallrate von 5,5 Prozent im US-Markt in diesem Jahr den größten Teil der Ausfälle aber bereits gesehen. Seit März hat sich die Situation deutlich beruhigt und der Trend verlangsamt sich immer mehr. Die aktuellen Risikoaufschläge in Höhe von 500 Basispunkten bieten zudem einen guten Puffer – damit ließe sich sogar eine weitere Verdopplung der Ausfallraten abfedern. Anleger werden für das Risiko also ausreichend entschädigt und das in einem Umfeld, wo wir das Schlimmste bereits hinter uns haben. Historische Daten deuten darauf hin, dass sich bei solchen Risikoaufschlägen über die nächsten 24 Monate ein Ertrag von 15 Prozent erzielen lassen könnte – das ist unserer Meinung nach ein sehr gutes und solides Umfeld für Income-orientierte Investoren.
Welche Rolle spielt die aktive Titel- und Branchenselektion?
Michael Schoenhaut: Es ist sicherlich weiterhin wichtig, eine selektive Auswahl zu treffen, also das aktive Management der verschiedenen Sektoren und ein Fokus auf Titel mit hoher Qualität. Neben dem Energiesektor waren beispielsweise Industrieunternehmen besonders von Ausfällen betroffen und die Wahrscheinlichkeit für Ausfälle ist weiterhin höher. Es gibt aber auch Sektoren mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Ausfälle, wie beispielsweise der Kommunikationssektor oder nicht-zyklische Konsumgüter. Das Portfolio des Global Income Fund legt genau auf diese Sektoren den Schwerpunkt.
Viele Anleger fragen sich was die Entwicklung am Währungsmarkt, insbesondere die Schwankungen des US-Dollars in den letzten Monaten, für sie bedeuten. Welche Auswirkungen hat das insbesondere auf ein Income-Portfolio?
Michael Schoenhaut: Währungsschwankungen sind für Anleger sicherlich unangenehm auszuhalten, aber was vielleicht überraschen mag, ist, dass sich das Ergebnis ganz langfristig betrachtet nicht unterscheidet – egal ob Währungen gesichert sind oder nicht. Da unsere ertragsorientierten Anleger es aber schätzen, die kurzfristigen Schwankungen abzufedern, ist das Portfolio grundsätzlich weitgehend währungsgesichert – außer in Schwellenländer-Währungen. Was in der aktuell strukturell schwachen Phase des US-Dollars, die durch die ultra-lockere Geldpolitik auch weiter anhalten sollte, gut ist. Denn die Kosten für die Währungsabsicherung sind sehr stark zurückgegangen und beeinflussen die Wertentwicklung nur noch in sehr geringem Maße.
Herr Schoenhaut, wenn wir auf die jüngsten Entwicklungen schauen, mit mehr oder weniger zementierten Niedrigzinsen, welche Möglichkeiten bleiben einem Income-Investor da eigentlich noch?
Michael Schoenhaut: Das Niedrigzinsumfeld wird uns sicherlich noch länger begleiten, als viele Anleger denken – und führt bei vielen „sicheren Anlagehäfen“ zu negativen Realrenditen. Es ist aktuell also herausfordernder denn je, eine Rendite von drei bis fünf Prozent, wie wir sie im Global Income Fund anstreben, zu erwirtschaften. Cash oder Staatsanleihen sind auf absehbare Zeit in der „Zinsfalle“. Dennoch bieten sich einem flexibel und breit gestreut investierenden Income-Investor weiterhin Chancen, man muss aber die Möglichkeit haben, auf ein möglichst breites Investmentuniversum zugreifen zu können und Risiken aktiv verwalten. Und so sind auch Dividendenaktien bei allem Gegenwind eine wichtige Ertragsquelle – natürlich mit der gebührenden Sorgfalt bei der Auswahl und aktivem Risikomanagement.
Welche konkreten Maßnahmen wurden im Portfolio seit März ergriffen, um auf das aktuelle Umfeld zu reagieren?
Michael Schoenhaut: Zunächst möchte ich festhalten, dass wir zu keiner Zeit gezwungen waren, Positionen in unserem Portfolio aufzulösen, als es im März so turbulent an den Märkten herging. So mussten wir die Marktverwerfungen nicht realisieren. Ein Grund hierfür war die etwas erhöhte Cash-Quote, die uns diese Flexibilität ermöglicht hat. Diese haben wir dann in den kommenden Monaten opportunistisch für Chancen am Markt nutzen können. So haben wir beispielsweise im April in Unternehmensanleihen mit höherer Qualität investiert, als diese von Zentralbankkäufen profitieren konnten. Zuletzt haben wir dem Portfolio eine Position von „Covered Calls“ hinzugefügt, das ist der Verkauf von gedeckten Kaufoptionen auf US-Aktienindizes. Sie bieten eine zusätzliche Ertragsquelle, da die Prämienzahlungen auf der zum Zeitpunkt des Kaufs vorherrschenden Volatilität beruhen und die Möglichkeit bieten, bei erhöhter Marktvolatilität Aktienengagements mit einer interessanten laufenden Rendite einzugehen. Die hohen Prämien federn zudem eine mögliche negative Entwicklung von Aktien ab.
Eines der wichtigsten Themen für die Zukunft dürfte das Thema Nachhaltigkeit sein. Wie gehen Sie mit diesem Thema um und welchen Einfluss hat es auf die Income-Strategien?
Michael Schoenhaut: Nachhaltigkeit prägt unseren Investmentprozess als Multi-Asset Investor schon lange, da wir dies seit Auflegung des Fonds in unserem Risikomanagement beobachten. In diesem Jahr haben wir die systematische Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien in unserem Investmentprozess noch stärker formalisiert und integriert. Wir können nun stolz bestätigen, dass die gesamte Income-Strategie voll ESG-integriert ist, das heißt alle unterliegenden Anlageklassen berücksichtigen ESG-Kriterien (E = environmental/Umwelt, S = Social, G = Governance/Unternehmensführung). Zusätzlich ist für Anfang 2021 eine „Sustainable“ Version der Income-Strategie in Planung, die mit ganz konkreten Ausschlüssen und einem Fokus auf nachhaltige Investments arbeitet. Sie dürfen gespannt sein.
Herr Schoenhaut, abschließend noch eine letzte Frage: Scope hat Ihnen gerade erneut die Bestnote „AAA“ für die Multi-Asset-Income-Strategien verliehen. Wie schaffen Sie das immer wieder?
Michael Schoenhaut: Vielen Dank – das Lob darf ich an die gesamte Multi-Asset-Solutions Gruppe von J.P. Morgan Asset Management weitergeben, in der über 80 Investmentprofis unermüdlich daran arbeiten, dass die Income-Strategie weiterhin erfolgreich ist – und dazu kommen noch die Spezialisten für die einzelnen Anlageklassen. So eine Multi-Asset-Strategie ist also wirklich Teamwork. Mein Co-Manager Eric Bernbaum und ich, beide seit Auflegung des Global Income Fund im Dezember 2008 im Management-Team, freuen uns, dass Scope unseren Investment- und Researchprozess als exzellent beurteilt. Besonders schön ist, dass die für uns essenzielle Bedeutung des Risikomanagements und –Controllings in der Income-Strategie anerkannt wurde. Und dass der Track Record unserer Income-Produkte von Scope die Bewertung „sehr gut“ erhält, liegt vielleicht daran, dass der Global Income Fund über zehn Jahre die Vergleichsgruppe „Mischfonds Global Ausgewogen“ übertreffen konnte, auch wenn in diesem Jahr noch etwas Geduld gefragt ist, bis die Marktchancen sich tatsächlich in der Fondsperformance niederschlagen. Nicht zuletzt ist sicherlich positiv in die Beurteilung eingeflossen, dass wir trotz des turbulenten Marktumfeldes dieses Jahr die angestrebte Ausschüttung von 4 Prozent pro Jahr erzielt haben. Und das ist auch weiterhin unser oberstes Ziel: verlässliche und konsistente Erträge bei überschaubarem Risiko.
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