Kommentar von Robert Doll, Chief Equity Strategist bei Nuveen

 

Die unerwartet rasante Erholung des Aktienmarkts war der wohl größte Schock der letzten Monate. Was Investoren in den kommenden Wochen erwartet, hat Robert Doll, Chief Equity Strategist bei Nuveen, in drei Beobachtungen zusammengefasst.

  1. Die Geldpolitik könnte wohl kaum angepasster sein: Während die Geldpolitik weiterhin gelockert wird, verlangsamt sich die Geschwindigkeit der Lockerung. Prognosen zufolge werden die Zinssätze bis mindestens Ende 2022 auf null bleiben. Die Geldpolitik ist jedoch bereits so angepasst, wie sie es nur sein kann. Die Zentralbanken setzen den Weg der Lockerung fort, aber beschleunigen nicht mehr.
  1. Bewertungen, Politik und Covid-19 bergen erhebliche Risiken für den Markt: Zu den zentralen Risiken für den Markt zählen Bewertungen, politische Faktoren und die Entwicklung von Covid-19. Die unerwartet rasante Erholung des Aktienmarkts war der wohl größte Schock der letzten Monate. Der S&P-500-Index liegt wieder weniger als zehn Prozent unter seinem Allzeithoch vom Februar dieses Jahres. Hier sehen wir mehrere Gründe zur Vorsicht: Der erste ist die Bewertung. Politische Risiken beunruhigen uns ebenfalls. In den USA wird die politische Machtverschiebung zugunsten der Democrats im November wahrscheinlicher. Zusätzlich beobachten wir besorgt die sich verschlechternden Beziehungen zwischen den USA und China, sowie die Handelsstreitigkeiten mit Europa. Diese Risiken wurden bisher leicht übersehen, als Investoren hauptsächlich die Lockerung der Geldpolitik im Blick hatten. Aber wir gehen davon aus, dass diese Risiken bald wieder in den Vordergrund rücken werden. Darüber hinaus bleibt der zukünftige Verlauf des Coronavirus ungewiss. Die Infektionszahlen steigen. Wahrscheinlich werden Investoren weiterhin durch Nachrichten über neue Spitzenwerte verunsichert sowie eine Verlangsamung oder Umkehr der Lockerungsmaßnahmen.

3.      Investoren müssen Chancen besser erkennen: Langfristig könnten Aktienrenditen unter Druck geraten, was für Investoren bedeutet, dass sie bei der Suche nach Chancen selektiver vorgehen müssen.  Wir glauben, dass säkulare Faktoren, wie der weltweit zunehmende Populismus und Protektionismus, die Wahrscheinlichkeit höherer Steuersätze in den USA, steigende Schulden- und Defizitniveaus, ein möglicher Anstieg der Inflation und höhere Equity-Bewertungen Aktienrenditen langfristig niedrig halten. Dieselben Faktoren schaden auch Renditen anderer Anlageklassen, vor allem Bereichen des Anleihemarkts. Wir gehen davon aus, dass sich Aktien in den kommenden Jahren besser entwickeln werden als Anleihen. Aber dies wird Aktieninvestoren kaum trösten, da ihre Renditen ebenfalls begrenzt sind. Anleger müssen selektiv, wendig und flexibel sein und mit Hilfe sorgfältiger Analysen Chancen erkennen.

 

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