Eigentlich schien das Thema Brexit nicht mehr auf der Agenda:
Das Vereinigte Königreich (UK) ist zwar am 31. Januar aus der Europäischen Union (EU) ausgetreten, und wegen der elfmonatigen Übergangsfrist hat sich für die Wirtschaft tatsächlich nichts geändert. Im Austrittsabkommen wurde aber auch festgehalten, dass das Vereinigte Königreich eine Verlängerung des Übergangszeitraums beantragen könnte, wenn seiner Ansicht nach mehr Zeit für Verhandlungen erforderlich sei. Und dies müsste bis zum 30. Juni beantragt werden. Und deshalb spricht man jetzt wieder über den Brexit. Boris Johnson hat nun angekündigt, die Brexit-Gespräche wiederbeleben zu wollen.
Sollte keine Verlängerung beantragt werden, könnte dies zu einem Knackpunkt gegen Jahresende führen: Entweder wird in den nächsten sechs Monaten ein Durchbruch in Form eines Freihandelsabkommens erreicht, oder das Vereinigte Königreich tritt aus und wird Handelspartner nach den Regeln der Welthandelsorganisation WTO. Nach Ansicht von Karen Ward, Chief Market Strategist EMEA bei J.P. Morgan Asset Management, wäre eine negative Reaktion der Märkte auf das Verstreichen der Frist vom 30. Juni ist unwahrscheinlich, sofern nicht beide Seiten ausdrücklich festhalten, dass weitere Verhandlungen zwecklos seien und Vorbereitungen auf einen No-Deal-Ausstieg getroffen werden sollten. Zentrale Erwartung ist, dass beide Seiten bis zum Beginn des vierten Quartals weiterhin laut mit den Säbeln rasseln, um möglichst viele Zugeständnisse zu erreichen. Es wird so aussehen, als bestünde keine Aussicht auf ein Abkommen. Mit näher rückendem Jahresende dürfte sich jedoch der Pragmatismus durchsetzen und eine Lösung gefunden werden.
Es bestehen allerdings erhebliche Risiken, derer sich Anleger bewusst sein sollten. Das britische Pfund könnte größeren Schwankungen ausgesetzt sein. Da nahezu 80 % der Erlöse aller FTSE 100-Unternehmen aus dem Ausland stammen, wird dies auch Folgen für den Aktienmarkt haben, denn eine Aufwertung des Pfunds könnte die Gewinne belasten, mit dem gegenteiligen Effekt bei einer Abwertung, solange alle anderen Faktoren unverändert bleiben. Wir raten jedoch davon ab, sich zu sehr auf eine Erholung des FTSE im Fall eines harten Brexit zu verlassen, weil ein ungeordneter Austritt negative Folgen sowohl für das Vereinigte Königreich als auch die EU hätte, was einen Teil der für britische Unternehmen wichtigen Auslandsumsätze beeinträchtigen würde.
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