Für das PHV-Rating 2020 hat Franke und Bornberg insgesamt 562 Tarife zur privaten Haftpflichtversicherung analysiert. Und dabei interessante Trends entdeckt.
Wer anderen einen Schaden zufügt, muss dafür geradestehen. War keine Absicht im Spiel, bewahrt (fast immer) eine private Haftpflichtversicherung (PHV) vor den finanziellen Folgen – und manchmal sogar vor dem Ruin. Das macht die PHV zur wichtigsten freiwilligen Versicherung. Mehr als 80 Prozent aller Haushalte in Deutschland setzen auf ihren Schutz. Franke und Bornberg, Ratingpionier und Spezialist für digitale Vergleichs- und Abschlussprozesse, bewertet die PHV seit 2015 mit seinem umfassenden Bedingungsrating und zieht im Rating-Jahrgang 2020 Bilanz.
PHV: Deckungssummen heben ab
Seit dem Erstrating hat sich die Tarifqualität spürbar verändert. „Neue Tarifgenerationen schneiden fast immer besser ab als ihre Vorgänger“, berichtet Christian Monke, Leiter Versicherungsanalyse bei Franke und Bornberg. PHV-Versicherer setzten bei den Bedingungen zunehmend auf Transparenz und nachvollziehbare Leistungen. „Tarifliche Regelungen werden heute präzise und weitaus detaillierter beschrieben als noch vor einigen Jahren. Der Einschluss von Luftfahrzeugen wie Drohnen und Copter in die PHV liefert ein gutes Beispiel für Verbesserungen. Die meisten Gesellschaften haben ihre restriktive Haltung aufgegeben, Gewichtsbeschränkungen gelockert und den Ausschluss von Luftfahrzeugen mit Motor gestrichen.
Nur noch wenige Gesellschaften verlangten für Drohnen & Co. einen Extrabeitrag, so Monke.
Gleichzeitig steigen die Deckungssummen. Versicherer wie die WGV und Signal Iduna bieten im Top-Tarif mittlerweile bis zu 75 Mio. Euro, die Allianz in ihrem Premium-Tarif sogar bis zu 100 Mio. Euro Deckung“, erläutert Monke.
PHV: Prämie nach Postleitzahl?
In der Tarifkalkulation für die PHV beobachten die Analysten derzeit einen bemerkenswerten Trend. Erste Versicherer kalkulieren ihre Haftpflichtprämien abhängig vom Wohnort (PLZ). Zu den Pionieren der PLZ-Differenzierung zählen Interlloyd, AXA und HDI. Noch ist ungewiss, ob sich der Trend zur PLZ-basierten Prämie durchsetzen wird. Auch über die zugrunde liegende Datenbasis ist noch wenig bekannt. Beim Nutzen zeigt sich Christian Monke skeptisch: „Auf den ersten Blick erscheint der Wunsch nach bedarfsgerechter Tarifierung nachvollziehbar. Doch jede Differenzierung führt zu kleineren Kollektiven. Wo es Gewinner gibt, sind auch Verlierer. Und was einige Kunden mit günstiger Postleitzahl bei ihrer PHV sparen können, müssen in Zukunft andere drauflegen. Das erinnert mich an die inflationäre Entwicklung der Berufsgruppen in der BU-Versicherung.“
PHV: Insurtechs können einfach. Können sie auch gut?
Für das PHV-Rating 2020 hat Franke und Bornberg insgesamt 562 Tarife nach 55 Kriterien je nach Produktvariante unter die Lupe genommen, darunter auch Tarife von Startups wie Adam Riese, Getsafe, helden.de, Lemonade, Neodigital und ONE. Diese richten sich nach den Wünschen ihrer zumeist jüngeren Kundschaft aus und setzen auf schlanke PHV-Tarife. Übersichtliche Leistungen sollen Antragsstrecke und Schadenbearbeitung einfach und vor allem schneller machen. Aber wie leistungsfähig kann schlanker Versicherungsschutz sein? Christian Monke weiß: „Ein schlanker Tarif bedient vor allem den Wunsch nach weniger Komplexität. Das schafft Vertrauen, aber noch lange keinen Top-Tarif. Einige PHV-Tarife von Insurtechs landen am unteren Ende unserer Bewertungsskala.“ Doch es geht auch anders. In ihren Top-Tarifen können es manche Startups durchaus mit etablierten Anbietern aufnehmen, wie das PHV-Rating 2020 zeigt. Verbraucherfreundlich ist der Trend zu mehr Flexibilität. Mit einer täglichen Kündigungsfrist in der PHV punkten zum Beispiel die Newcomer helden.de oder Getsafe.
Rating Private Haftpflichtversicherung 2020 im Überblick
Heute reichen die Leistungen einer privaten Haftpflichtversicherung oft deutlich über die gesetzliche Haftung hinaus. Aber nicht jeder Kunde legt Wert auf die bestmögliche PHV – und nicht jeder kann sie sich leisten. Deshalb unterscheidet das PHV-Rating von Franke und Bornberg zwischen Top- und Grundschutz sowie den Lebenssituationen Familien und Single. Und zieht vor allem jene Kriterien heran, die für die meisten Versicherungsnehmer wichtig sind.
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