Die COVID-19-Pandemie hat erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.
Zum jetzigen Zeitpunkt können die langfristigen Auswirkungen zwar noch nicht in Gänze vorausgesagt werden, allerdings ist es wahrscheinlich, dass die Pandemie den Alltag nachhaltig beeinflussen wird. Doch was bedeutet das für die Immobilienmärkte in den Alpen?
Savills hat die Entwicklungen in diesen Regionen untersucht und analysiert, inwiefern sich die derzeitige Situation von der Weltfinanzkrise unterscheidet.
„Anders als vor der Weltfinanzkrise greifen Eigentümer momentan weniger auf Fremdfinanzierungen zurück. Dementsprechend wird es wahrscheinlich weniger Notverkäufe geben“, erklärt Sean Hyett, Analyst bei Savills World Research. „Infolgedessen gehen wir davon aus, dass mehr Immobilien im Bestand gehalten werden, wenn nicht unbedingt verkauft werden muss, um das Preisniveau zu halten. Dies trifft insbesondere auf Produkte wie hochpreisige Chalets und Wohnungen zu. Im unteren Preissegment hingegen werden wir möglicherweise eine Abwärtsbewegung beobachten, bedingt durch die Intention weitere Abschlüsse generieren zu müssen. Unabhängig davon gehen wir davon aus, dass die Transaktionszahl kurzfristig zurückgehen dürfte.“
Der Tourismus im Wandel
Die COVID-19-Pandemie hat den weltweiten Reiseverkehr drastisch eingeschränkt. Die Geschwindigkeit, mit der die Restriktionen aufgehoben werden, wird sich auf die Gebiete in den Alpen auswirken, da diese stark von den Tourismusströmen abhängig sind. Ob die Anzahl der Reisenden mit den Lockerungen drastisch zunehmen wird oder sich das Reiseverhalten grundlegend verändert? Hier gibt es unterschiedliche Erwartungen. Kurz- bis mittelfristig könnte der internationale Flugverkehr aber durch die Zurückhaltung seitens der potenziellen Passagiere und durch die geringe Verfügbarkeit von Flugzeugsitzen beeinträchtigt werden.
Die Global Sentiment Umfrage von Savills zeigt, dass etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer glauben, dass Inlandsreisen zunehmen werden, wohingegen nur 29 % von einem Rückgang ausgehen. Davon dürften insbesondere die Urlaubsorte profitieren, die ihre Einnahmen überwiegend durch einheimische Touristen generieren. In Österreich liegt der Anteil der ausländischen Ski-Touristen bei 66 % – was zwangsläufig jedoch nicht bedeutet, dass beispielsweise niederländische, deutsche und tschechische Besucher, sofern die Grenzen während der Saison offen sind, nicht trotzdem in die Alpennation kommen.
In Frankreich ist der Anteil der ausländischen Besucher mit 27 % deutlich geringer. Damit ist Frankreich potenziell weniger anfällig und unabhängiger von Gästen aus dem Ausland. Nichtsdestotrotz werden die Urlaubsorte mit guten Bahnverbindungen oder der Nähe zu Ballungszentren wahrscheinlich stärker profitieren als abgelegenere Destinationen.
Veränderungen im Lebensstil
Durch die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen im Rahmen von COVID-19 wurde Homeoffice auf ein neues Niveau gebracht und wird vermutlich auch nach der Pandemie Bestand haben. Laut der Savills Global Sentiment Umfrage erwarten 84 % der Befragten eine leichte Zunahme des Homeoffice, die restlichen 16 % erwarten sogar einen starken Anstieg. Der Ort, an dem wir arbeiten, könnte damit an Flexibilität gewinnen und in der Folge aus dem Wochenendurlaub im Ferienhaus ein Aufenthalt für einige Wochen oder sogar Monate werden.
Dies hätte auch Auswirkungen auf den Immobilienmarkt in den Alpenregionen: Käufer von dortigen Häusern oder Wohnungen werden tendenziell sowohl dem Innen- als auch dem Außenbereich einen größeren Wert beimessen, da sie zukünftig einen längeren Zeitraum in der Immobilie verbringen werden – sei es beruflich oder privat. Eine Umfrage unter weltweit tätigen Wohnungsunternehmen ergab, dass drei Viertel der Befragten davon ausgehen, dass die Nachfrage nach einem Homeoffice steigen wird. Entscheidend – das gaben 83 % an – wird für die Interessenten neben den räumlichen Gegebenheiten dann auch eine stabile Internetverbindung.
„In den nächsten 6 bis 9 Monaten werden die Transaktionsvolumina an den Immobilienmärkten der Alpen wahrscheinlich zurückgehen. Wir gehen davon aus, dass Eigentümer, wenn möglich ihre Immobilien zunächst behalten werden. Diejenigen, die verkaufen wollen oder müssen, werden Preisnachlässe von bis zu 10 %, in einigen Fällen auch mehr, einkalkulieren müssen“, erklärt Jeremy Rollason, Head of Savills Ski, und ergänzt: „Trotz allem wird sich das Neubausegment wahrscheinlich besser entwickeln als Bestandsimmobilien, insbesondere wenn diese bereits seit einiger Zeit am Markt verfügbar sind. Die Alpenmärkte in Österreich und der Schweiz konnten sich bereits während der Weltfinanzkrise als besonders widerstandsfähig erweisen und viele der Fundamentaldaten wie zum Beispiel das knappe Angebot, gelten nach wie vor. In Frankreich gibt es inzwischen in einem Großteil der Ferienorte weniger Neubauimmobilien als vor 10 bis 12 Jahren. Dies dürfte den Preisdruck nach unten abfedern.“
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