Zwar stellen die offenen Immobilienfonds derzeit ihre Krisenresistenz unter Beweis. Dennoch wird auch Covid-19 nicht spurlos an ihnen vorbei ziehen.
Welche Auswirkungen die Anbieter dieser Produkte erwarten, zeigt das aktuelle Stimmungsbild der Branche.
Detaillierte Ergebnisse der Umfrage in der Offene Immobilienfonds Studie 2020
Die Ratingagentur Scope hat insgesamt 24 Fondsanbieter zu ihren Einschätzungen und Erwartungen befragt. Zusammen verwalten die Befragten Assets under Management in Höhe von mehr als 500 Mrd. Euro. Die Befragungen fanden zum überwiegenden Teil im Zeitraum von Ende März bis Anfang Mai statt. Die Umfrageergebnisse reflektieren damit bereits die Eindrücke der Covid-19-Krise.
Trotz Stimmungseintrübung: ein Viertel der Anbieter plant weiter neue Produkte
Zwei Drittel der befragten Anbieter offener Immobilienfonds beurteilen ihre Lage in diesem Jahr als gut. Kein Anbieter schätzt die Lage hingegen als sehr gut ein. Das ist im Vergleich zur Vorjahres-Umfrage eine Eintrübung der Branchenstimmung: Vor einem Jahr beurteilten 40% die Lage als gut und sogar mehr als 40% als sehr gut.
Einher gehen die gedämpften Erwartungen mit einer deutlichen Reduktion der erwarteten Netto-Mittelzuflüsse für die gesamte Branche: Während in der Vorjahresumfrage fast 60% der Befragten mit deutlichen Netto-Zuflüssen für 2019 rechneten, sind es in der aktuellen Umfrage nur noch 17%. Ein Anbieter rechnet branchenweit sogar mit Netto-Abflüssen.
Trotz der Stimmungseintrübung plant ein Viertel der Anbieter in den kommenden drei Jahren offene Immobilien-Publikumsfonds aufzulegen.
Vermietungsquoten: Drei Viertel der Anbieter erwarte Reduktion oder Stagnation
Die langfristigen Auswirkungen der Covid-19 Krise auf die Immobilienmärkte lassen sich zwar noch nicht final bestimmen, auf die Erwartungen der Fondsanbieter in Bezug auf die Vermietungsquote sind die Einschätzungen aber deutlich: Rund die Hälfte der Befragten erwartet bis Jahresende eine Reduktion der Vermietungsquote. Ein weiteres Viertel geht von einer Stagnation aus. Zum Vergleich: In der Vorjahresumfrage erwartete noch jeder Zweite einen Anstieg der Vermietungsquote.
Zum Hintergrund: Die durchschnittliche Vermietungsquote der offenen Immobilien-Publikumsfonds liegt derzeit mit mehr als 96% auf Rekordniveau. Sie ist in den vergangenen acht Jahren konstant angestiegen.
Renditeniveau: Zwei Drittel der Anbieter erwarten Performance zwischen 2,0% und 2,5%
Die durchschnittliche Rendite der von Scope bewerteten offenen Immobilienpublikumsfonds betrug im vergangenen Jahr 3,1% p.a. Für 2020 erwarten zwei Drittel der Befragten Performance-Werte in einem Korridor von 2,0% bis 2,5%.
Auch Analysten von Scope rechnen mit sinkenden Fondsrenditen und erwarten sie im Durchschnitt in einem Band zwischen 1,5% und 2,0%. Der Grund: Zahlreiche Mieter streben Nachverhandlungen im Zuge der Covid-19-Krise an und setzen Mietpreissenkungen – vor allem im stationären Einzelhandel – durch. Dies hat Auswirkungen auf die Einnahmen der Fonds und langfristig auch auf die Bewertung der Objekte.
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