Coronabedingte Großschäden in Höhe von 313 Mio. EUR und Ergebniseffekte auf Kapitalanlagen in Höhe von 60 Mio EUR bilanziell verarbeitet

 

Die Corona-Krise hat die Talanx Gruppe im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres sowohl in der Versicherungstechnik als auch in der Kapitalanlage belastet. Die Großschadenlast stieg in der Erst- und Rückversicherung auf 435 Mio. EUR von 137 Mio. EUR im gleichen Vorjahreszeitraum und lag deutlich über dem periodenanteiligen Großschadenbudget von 278 Mio. EUR. Von den Folgen der Pandemie und des Lockdowns waren alle Geschäftsbereiche betroffen. Gleichzeitig stellte die Talanx angesichts der ungewöhnlichen Herausforderungen des Corona-Lockdowns jedoch ihre hohe Resilienz in Krisenzeiten unter Beweis. Die gebuchten Bruttoprämien erhöhten sich um 6,4 Prozent auf 12,5 (11,7) Mrd. EUR. Das operative Ergebnis (EBIT) betrug 559 (616) Mio. EUR. Das Konzernergebnis lag mit mit 223 (235) Mio. EUR in etwa auf Vorjahresniveau. Insgesamt belastete die Corona-Pandemie das Konzernergebnis mit 133 Mio. EUR nach Steuern, davon entfielen 48 Mio. EUR auf das Kapitalanlageergebnis und 80 Mio. EUR auf coronabedingte Schäden jenseits des im ersten Quartal ohnehin zu erfassenden Großschadenbudgets sowie 5 Mio. EUR auf Abschreibungen des PVFP. Die Solvency-II-Quote vor Übergangsmaßnahme lag am 31. März 2020 in der oberen Hälfte des Zielkorridors von 150 bis 200 Prozent.

„Die Corona-Pandemie hat Menschen und Unternehmen in vielen Ländern der Welt an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht. Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine vergleichbare Krise. Unser Mitgefühl gilt in dieser schwierigen Zeit allen Menschen, die Angehörige verloren haben oder unter den Auswirkungen der Pandemie persönlich leiden. Als eine der großen europäischen Versicherungsgruppen ist auch die Talanx von dieser Krise betroffen, sowohl in der Versicherungstechnik als auch in der Kapitalanlage. Durch unser professionelles Krisenmanagement und die Möglichkeit für mehr als 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mobil zu arbeiten, waren und sind wir jederzeit für unsere Geschäftspartner und Kunden mit allen Services voll handlungsfähig“, sagt Torsten Leue, Vorstandsvorsitzender der Talanx AG. „Wir sind aus einer Position der Stärke in diese Krise eingetreten. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, unsere Stärke und Widerstandskraft zu wahren, damit wir heute und in Zukunft unsere Versicherungsnehmer, Geschäftspartner, Mitarbeiter und die Menschen in den Ländern, in denen wir aktiv sind, weiter unterstützen und versichern können. Wir folgen damit unserem Purpose: Together we take care of the unexpected and foster entrepreneurship.“

Die Belastung durch Großschäden lag im ersten Quartal 2020 mit 435 (137) Mio. EUR über dem Vorjahresniveau. Davon betrugen Aufwendungen für Großschäden infolge der Corona-Pandemie 313 Mio. EUR vor Heranziehung des unterjährigen Großschadenbudgets. Der Großteil entfiel mit rund 220 Mio. EUR auf den Bereich Rückversicherung, während der übrige Anteil auf die Erstversicherung entfiel. Insbesondere führten die Pandemie und der Lockdown zu einer Vielzahl von Betriebsschließungen und Veranstaltungsausfällen, die bei unseren Risikoträgern versichert sind. Hinzu kamen Belastungen durch zahlreiche weitere Großschäden wie zum Beispiel die Buschfeuer und der Hagelsturm in Australien, in Europa die Orkane „Ciara“, „Elsa“ und „Sabine“ und in den USA der Tornado „Nashville“. Das versicherungstechnische Ergebnis lag in der Folge bei -425 (-357) Mio. EUR. Die kombinierte Schaden-Kostenquote stieg nach Heranziehung des zeitanteiligen Großschadenbudgets um 3,0 Prozentpunkte, sie betrug im ersten Quartal 99,8 (96,8) Prozent.

Belastet durch Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kapital-märkte fiel auch das Kapitalanlageergebnis der Talanx hinter den Vorjahreswert zurück und lag bei 903 (988) Mio. EUR, ein Rückgang um 8,6 Prozent. Die Kapitalanlagerendite betrug 2,7 (3,2) Prozent. Der Rückgang resultierte vor allem aus unrealisierten Verlusten der zum Zeitwert bewerteten Bestände im außerordentlichen Kapitalanlageergebnis.

Das operative Ergebnis gab auch infolge coronabedingter PVFP-Abschreibungen um 9,3 Prozent auf 559 (616) Mio. EUR nach. Das Konzernergebnis lag jedoch trotz der oben genannten Corona-Belastungen mit einem Wert in Höhe von 223 (235) Mio. EUR in etwa auf Vorjahresniveau.

Industrieversicherung: Programm „20/20/20“ zeigt erwartete Wirkung, die Belastung durch die Corona-Pandemie führt zum Überschreiten des Großschaden-Budgets

Die Industrieversicherung steigerte in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 die gebuchten Bruttoprämien um 12,2 Prozent auf 2,6 (2,3) Mrd. EUR. Der Anstieg in Höhe von 279 Mio. EUR resultierte zu etwa zwei Dritteln aus einem Wachstum bei der HDI Global Specialty, zusätzliches Wachstum gab es in der Sparte Haftpflicht und im ausländischen Sachversicherungsgeschäft. Die verdienten Nettoprämien wuchsen mit einem Plus von 14,5 Prozent auf 726 (634) Mio. EUR noch stärker. Maßgeblich hierfür war unter anderem der erhöhte Selbstbehalt im Specialty-Geschäft. Aufgrund konsequenter Fortführung von Sanierungs- und Profitabilisierungsmaßnahmen verbesserte der Geschäftsbereich das versicherungstechnische Ergebnis trotz der Belastung aufgrund der Corona-Krise in Höhe von 34 Mio. EUR auf -11 (-18) Mio. EUR. Das zeitanteilige Großschaden-budget wurde coronabedingt um 8 Mio. EUR überschritten. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote (netto) betrug 101,6 (102,9) Prozent. Ohne die Schadenbelastung durch Corona läge die kombinierte Schaden-/ Kostenquote bei rund 100 Prozent.

Das Kapitalanlageergebnis litt ebenfalls unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Kapitalmärkten und sank um etwa die Hälfte auf 34 Mio. EUR. In den ersten drei Monaten erzielte die Industrieversicherung ein um rund 15 Prozent gesunkenes operatives Ergebnis in Höhe von 30 (35) Mio. EUR. Der Beitrag zum Konzernergebnis fiel um 23,7 Prozent auf 17 (23) Mio. EUR.

Privat- und Firmenversicherung Deutschland: Auswirkungen der Corona-Pandemie führen zu Rückgang bei Prämien und Ergebnis

Der Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung Deutschland verzeichnete vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie im ersten Quartal einen leichten Rückgang der Bruttobeitragseinnahmen auf 1,8 (1,9) Mrd. EUR. Auf das operative Ergebnis wirkten sich die Folgen der Krise wesentlich deutlicher aus; dieses sank im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 32 (60) Mio. EUR. Der Beitrag zum Konzernergebnis lag bei 19 (36) Mio. EUR.

Segment Schaden/Unfallversicherung: Schadenaufwand und Kapitalanlageergebnis stark durch die Corona-Pandemie belastet

Im Segment Schaden/Unfallversicherung lagen die gebuchten Beitrags-einnahmen mit 774 (782) Mio. EUR leicht unter dem Vorjahresquartal. Die Rückgänge in der Kraftfahrtversicherung und dem biometrischen Kerngeschäft konnten durch die Zuwächse im Geschäft mit Firmen und Freien Berufen nicht vollständig kompensiert werden.

Das versicherungstechnische Ergebnis blieb mit -13 (4) Mio. EUR einzig aufgrund der Belastungen durch die Corona-Pandemie (31 Mio EUR) hinter dem Vorjahresquartal zurück. Der erhöhte Schadenaufwand, vor allem aufgrund von Aufwendungen für Betriebsschließungsversicherungen, führte zudem zu einem Anstieg der kombinierten Schaden-/Kostenquote von 99,3 auf 103,8 Prozent, ohne die Investitionen in das Optimierungsprogramm „KuRS“ hätte die kombinierte Schaden-/Kostenquote 103,4 Prozent betragen. Allein für den Monat März erreichten die HDI Versicherung in einem sich sehr dynamisch entwickelnden Umfeld mehr als 1.300 coronabedingte Schadenmeldungen aus Betriebsschließungen.

Das Kapitalanlageergebnis des Segments sank bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf 14 (28) Mio. EUR. Das operative Ergebnis verringerte sich durch diese Belastungen im Schaden- und Kapitalanlagebereich auf -3 (30) Mio. EUR.

Segment Lebensversicherung: Rückgang im Einmalbeitragsgeschäft und bei den laufenden Beiträgen

Im Segment Lebensversicherung war in den ersten drei Monaten ein Beitragsrückgang von 2,7 Prozent auf 1.075 (1.104) Mio. EUR (einschließlich Sparbeiträge aus fondsgebundenen Lebensversiche-rungen) zu verzeichnen. Hierbei reduzierten sich die laufenden Beiträge im Wesentlichen aufgrund hoher Vertragsabläufe. Nach Berücksichti-gung der Sparbeiträge bei fondsgebundenen Produkten und der Veränderung der Beitragsüberträge erzielte das Segment Lebens-versicherung wie im Vorjahr verdiente Nettoprämien von 812 (812) Mio. EUR. Das Neugeschäft bei den Lebensversicherungsprodukten – gemessen in der international verwendeten Größe Jahresbeitragsäquivalent (Annual Premium Equivalent, APE) – stieg von 95 Mio. EUR auf 96 Mio. EUR.

Das versicherungstechnische Ergebnis verbesserte sich um rund ein Viertel auf -270 (-363) Mio. EUR. Das lag im Wesentlichen am gesunkenen Aufwand für Rückstellungen für Beitragsrückerstattung aus der Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Kapitalanlageerträgen. Es wird unverändert durch die Aufzinsung der versicherungstechnischen Rückstellungen und die Beteiligung der Versicherungsnehmer am Kapitalanlageergebnis bestimmt. Belastend wirkte eine coronabedingte Abschreibung auf PVFPs mit 7 Mio. EUR.

Das Kapitalanlageergebnis verringerte sich um etwa ein Viertel auf 304 (401) Mio. EUR. Neben geringeren ordentlichen Kapitalanlageerträgen durch das anhaltend niedrige Zinsniveau ist dies insbesondere auf die Belastungen der Kapitalmärkte durch die Corona-Pandemie zurückzuführen.

Das operative Ergebnis im Segment Lebensversicherung des Geschäftsbereichs Privat- und Firmenversicherung Deutschland erhöhte sich vor allem aufgrund eines positiven Effekts aus der Entkonsolidierung einer kleinen Gesellschaft gegenüber dem Vorjahresquartal auf 36 (30) Mio. EUR.

Privat- und Firmenversicherung International: leicht verbessertes operatives Ergebnis bei moderatem Prämienrückgang

Im Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung International verringerten sich im ersten Quartal die gebuchten Bruttoprämien (einschließlich Prämien aus fondsgebundener Lebens- und Rentenversicherung) gegenüber dem ersten Quartal 2019 um 6,4 Prozent auf 1,5 (1,6) Mrd. EUR. Währungsbereinigt sanken die Bruttoprämien gegenüber der Vergleichsperiode um 2,3 Prozent. Ein Rückgang der Prämieneinnahmen war sowohl in der Region Europa als auch in der Region Lateinamerika zu verzeichnen. In Europa verringerten sich die gebuchten Bruttoprämien um 5,0 % auf 1,1 (1,1) Mrd. EUR, in der Region Lateinamerika sanken sie um 10,2 Prozent auf 401 (446) Mio. EUR. Die Beiträge in der Region Lateinamerika werden zum überwiegenden Teil aus Kfz-Verträgen generiert, die konjunktur-bedingt durch sinkende Neuwagenverkäufe rückläufig waren. In Italien und Ungarn war zudem im Bereich Lebensversicherung das Einmal-beitragsgeschäft rückläufig.

Die kombinierte Schaden-/Kostenquote der Sachversicherungsgesell-schaften stieg gegenüber der Vergleichsperiode um 1,9 Prozentpunkte auf 96,6 Prozent. Hierzu trugen vorsichtshalber gebuchte coronabedingte Belastungen von 20 Mio EUR bei. Dementsprechend verringerte sich das versicherungstechnische Ergebnis auf 3 (15) Mio. EUR. Das Kapitalanlageergebnis lag mit 90 (91) Mio. EUR in etwa auf Vorjahresniveau. Das operative Ergebnis erhöhte sich im Vergleich zum ersten Quartal 2019 um 3,4 Prozent auf 75 (73) Mio. EUR an. Dabei trug besonders die Region Europa mit einem gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 32,7 Prozent gestiegenen operativen Ergebnis von 89 (67) Mio. EUR zum Wachstum bei. Dies war im Wesentlichen auf den Ergebnisbeitrag der polnischen TUiR WARTA S. A. zurückzuführen. Der Beitrag zum Konzernergebnis lag auf dem Niveau des Vergleichszeitraums und betrug 43 (42) Mio. EUR.

Rückversicherung Corona-Effekt führt zu stark erhöhter Großschadenlast

Der Geschäftsbereich Rückversicherung verzeichnete im ersten Quartal einen Anstieg der gebuchten Bruttoprämien um 9,4 Prozent auf 7,0 (6,4) Mrd. EUR. Vor allem aufgrund von Reservierungen für den Corona-Schadenkomplex in Höhe von rund 220 Mio. EUR überschritt der Geschäftsbereich sein zeitanteiliges Großschadenbudget (188 Mio. EUR) um 96 Mio. EUR.

Das versicherungstechnische Ergebnis sank auf -131 (4) Mio. EUR, während das operative Ergebnis um 5,6 Prozent auf 427 (453) Mio. EUR nachgab. Der Beitrag zum Konzernergebnis betrug im ersten Quartal 149 (147) Mio. EUR und lag damit in etwa auf dem Niveau des Vergleichszeitraums.

Segment Schaden-Rückversicherung: Schaden-/Kostenquote überschreitet wegen Corona-Effekt Zielkorridor

Im Segment Schaden-Rückversicherung stiegen die gebuchten Bruttoprämien um 13,5 Prozent auf 5,0 (4,4) Mrd. EUR. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote verschlechterte sich insbesondere aufgrund des Corona-Effekts auf 99,8 (95,7) Prozent. Das versicherungstechnische Ergebnis verzeichnete einen sehr deutlichen Rückgang um 101,9 Prozent auf -2 (112) Mio. EUR. Dies wurde teilweise durch eine Verbesserung des außerordentlichen Kapitalanlage-ergebnisses auf 55 (-4) Mio. EUR kompensiert, sodass ein operatives Ergebnis in Höhe von 305 (340) Mio. EUR erzielt wurde.

Segment Personen-Rückversicherung: Gleichbleibendes Prämienniveau

Im Segment Personen-Rückversicherung lagen die gebuchten Bruttoprämien mit 2,0 (2,0) Mrd. EUR in etwa auf Vorjahresniveau, während die verdienten Nettoprämien um 4,3 Prozent auf 1,8 (1,7) Mrd. EUR stiegen, was u. a. auf die Erhöhung des Selbstbehalts um 2,4 Prozentpunkte zurückzuführen ist. Das Kapitalanlageergebnis verbesserte sich auf 174 (162) Mio. EUR. Das operative Ergebnis stieg um 8,4 Prozent auf 123 (113) Mio. EUR.

Ausblick 2020

Die Aufgrund der andauernden Corona-Pandemie und der erheblichen Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Wirtschafts- und Kapitalmarktumfelds hat die Talanx Gruppe bereits am 21. April 2020 ihren Ausblick für das Geschäftsjahr 2020 zurückgenommen.

Das Konzernergebnis für das erste Quartal 2020 liegt zwar mit 223 Mio. EUR in etwa auf Vorjahresniveau. Ein Hochrechnen des Quartals-ergebnisses auf das Gesamtjahr 2020 erscheint uns aber nicht möglich, da sich coronabedingte Belastungen vor allem in der Versicherungstechnik nur in einem der drei Berichtsmonate niedergeschlagen haben. Das bisherige Gewinnziel in einer Bandbreite von mehr als 900 bis 950 Mio. EUR ist aus heutiger Sicht mit zu vielen Unsicherheiten behaftet, um es weiter aufrechtzuerhalten. Das gilt sowohl für alle Steuerungsgrößen des Konzerns als auch für die einzelnen Geschäftsbereichsziele.

Die Talanx strebt unverändert eine Ausschüttungsquote von 35-45 Prozent des IFRS-Ergebnisses und eine Fortsetzung ihrer kontinuierlichen Dividendenpolitik an.

 

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