Marktkommentar von Chris Iggo, AXA IM
Auch wenn die Haushaltseinnahmen durch die Rezession schwächeln, kann sich der Staat immer noch selbst finanzieren und seine Gläubiger zurückzahlen. Die Regierungen haben schnell alternative Finanzierungsquellen für den Unternehmenssektor geschaffen und konnten sich darauf verlassen, dass die Zentralbanken diese letztlich auch stützen. Es bleibt zu hoffen, dass die Unternehmenswerte damit auch Liquiditätsengpässe überstehen. Einige können Einnahmeeinbußen besser wegstecken, andere haben dafür Zugang zu alternativen Finanzierungsquellen z.B. staatliche Programme. Die meisten werden jedoch bei ihren Aktienwerten deutliche Abwertungen hinnehmen müssen. Wie hart es sie treffen wird, hängt von der Dauer des Erholungsprozesses ab, der von drei Phasen bestimmt wird – dem Höhepunkt der globalen Infektionsrate und dem Risiko einer zweiten Infektionswelle, der Geschwindigkeit, mit der die Lock-Downs aufgehoben werden können, und der Form und Dauer der Rückkehr zur Normalität. Das mit den verschiedenen Anlageklassen verbundene Risiko wird sich im Laufe der Zeit ändern, doch aktuell sind sie sehr unterschiedlich.“
Staatsanleihen:
Theoretisch wird der Anteil der Staatsanleihen, den die Zentralbanken halten, weiter zunehmen. Das bedeutet eine Knappheitsprämie bei den Anleihepreisen für den privaten Sektor, der weiterhin Staatsanleihen zum Zwecke der Kapitalabsicherung sowie zur Erfüllung der regelmäßigen Verbindlichkeiten halten muss. Daher werden die Renditen wahrscheinlich weiter sinken, bis das Angebot an Anleihen überwältigend wird, das Tempo der Zentralbankkäufe sich verlangsamt und die Cash-Flow-Sicherheit der Unternehmensaktiva wieder zunimmt.
Investment-Grade Unternehmensanleihen:
Nach den Staatsanleihen bleiben Investment-Grade Unternehmensanleihen vorerst die sicherste Anlageklasse. Ich erwarte nicht, dass sich die Credit Spreads stark verengen werden. Zwangsläufig wird es weitere Herabstufungen geben und die Marktliquidität wird einige Zeit dürftig bleiben. Ausgehend von diesen derzeit gestressten Niveaus dürfte die mittelfristige Performance von Unternehmensanleihen aber recht attraktiv sein.
Aktien:
Bei Aktien sollte man sich eher Sorgen um den Cash-Flow und die Bewertungen machen. Ich höre mittlerweile von Prognosen, die eine Halbierung des EPS erwarten. Die längerfristigen Aussichten sollten besser sein, da sich die Unternehmen erholen werden. Die derzeitige Unsicherheit bezüglich der Cash-Flows könnte aber auf kurze Sicht zu niedrigeren Aktienbewertungen führen, bevor diese Erholung eintritt.
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