Illiquiditätsprämien werden stärker genutzt, aber Risiko-Appetit insgesamt noch zu verhalten (Studie „Pension Risk Management 2019“)

 

Pensionsanleger haben ihre Anlagestrategie unter dem Druck des anhaltenden Niedrigzinsumfelds zwar angepasst, jedoch haben nur 71 Prozent ihre Renditeziele im zurückliegenden Jahr erreicht (Vorjahr: 96 Prozent), wie Willis Towers Watson in einer aktuellen Studie zeigt. Regulierte Investoren allokieren ihre Pensionsvermögen zu 65 Prozent in Anleihen (2018: 66 Prozent), zu 10 Prozent in Aktien (2018: 12 Prozent) und zu 25 Prozent in Immobilien, Alternatives und Kasse (2018: 22 Prozent). Unregulierte Investoren haben die Allokation in Anleihen zugunsten Alternativer Investments reduziert. Sie setzen zu 44 Prozent auf Anleihen (2018: 58 Prozent), zu 21 Prozent in Aktien (2018: 25 Prozent), zu 22 Prozent in Alternatives (2018: 5 Prozent) sowie 14 Prozent in Immobilien und Kasse (2018: 12 Prozent). Dies ergibt die Studie „Pension Risk Management und Anlage von Pensionsvermögen 2019“ der Unternehmensberatung Willis Towers Watson.

Pensionsanleger verharren in alten Anlagemustern. Dabei nutzen regulierte Pensionsanleger den vorhandenen Risiko-Spielraum nicht aus. Mit dieser Portfolio-Struktur können die erforderlichen Renditen nicht erwirtschaftet werden.

„Pensionsanleger verharren in alten Anlagemustern“, kommentiert Nigel Cresswell, Leiter Investmentconsulting bei Willis Towers Watson in Frankfurt, diese Entwicklung. „Die Empfehlung zur Reallokation in alternative, illiquide Anlageklassen, um dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld zu begegnen, hat sich bei den Investoren weiterhin noch nicht umfassend durchgesetzt. Aktuell sehen wir starke Zuflüsse nur in einzelnen Anlageklassen wie zum Beispiel Private Equity, was auch hier schrumpfende Renditeniveaus zur Folge haben wird und den Trend, in bestimmten Anlagemustern zu verharren, unterstreicht“, so Cresswell.

„Pensions-Portfolios werden weiterhin von Anleihen dominiert. Illiquiditätsprämien werden zwar genutzt, jedoch zu Lasten anderer Renditequellen anstatt die Anleihequote zu reduzieren. Dabei nutzen regulierte Pensionsanleger den vorhandenen Risiko-Spielraum nicht aus. Mit dieser Portfolio-Struktur können die erforderlichen Renditen nicht erwirtschaftet werden“, führt Cresswell aus.

Outsourcing-Pläne weitgehend umgesetzt

Ein Vergleich zur ersten Auflage der Studie vor zehn Jahren zeigt zwar, dass der Anteil an alternativen Anlagen deutlich gestiegen ist: von durchschnittlich sechs Prozent im Jahr 2010 auf heute neun Prozent bei regulierten und 22 Prozent bei unregulierten Investoren. „Wir hätten jedoch einen noch stärkeren Anstieg erwartet“, erläutert Tobias Bockholt, Senior Investment Consultant bei Willis Towers Watson. Den Grund für das zögerliche Vorgehen der Investoren sieht Bockholt in den hohen Governance-Anforderungen für diese Anlageklasse. „Insbesondere kleinere Anleger verfügen nicht über ausreichend Ressourcen, um das hierfür notwendige Know-how aufzubauen. Mit Blick auf die erforderlichen Renditen wären jedoch ein dynamischeres Anlageverhalten und eine informierte Risikonutzung angebracht“, so Bockholt.

Mit Blick auf diese Problematik zeigt sich unter Pensionsanlegern ein wachsender Trend (von drei Prozent im Vorjahr auf sieben Prozent im Jahr 2019), Investment-Entscheidungen insbesondere im Bereich der illiquiden Anlageklassen auszulagern. In den „klassischen“ Bereichen dürften Outsourcing-Pläne bereits weitgehend umgesetzt oder zurückgestellt worden sein, wie sich aus der Studie schließen lässt. Durch ein Outsourcing wollen Anleger insgesamt vor allem eine verbesserte Kosteneffizienz sowie eine höhere Portfoliorendite erreichen. „Über eine Stärkung der Governance könnten Pensionsanleger nicht nur verstärkt Nischenthemen mit attraktiven Risiko- und Renditeprofilen besetzen, sondern auch ihre Entscheidungswege verkürzen, um dynamisch auf kurzfristige Marktopportunitäten zu reagieren“, sagt Bockholt.

„In diesem Zusammenhang ist im Hinblick auf die prognostizierten Renditeerwartungen der regulierten Anleger diesen nicht nur eine Stärkung der Governance zu empfehlen, sondern die bisherige Kapitalanlage generell neu aufzustellen, einschließlich der Möglichkeit des vollständigen Outsourcings. Im Rahmen dieser Überlegungen sollte vielleicht auch angestoßen werden, die relativ starren und quotenbasierten Anlagevorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes im Kontext des Niedrigzinsumfelds einer Überarbeitung und Anpassung zu unterziehen“, merkt Bockholt an.

 

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