Aktien: Der Schub durch den Zinsrückgang ist erschöpft, Voraussetzung für eine nachhaltige Erholung sind anziehende Unternehmensgewinne
Viele Anlageklassen werden 2020 Schwierigkeiten haben, mit den starken Vorjahresgewinnen mitzuhalten. Ungewöhnlich an 2019 war bisher, dass die Rallye bei Staatsanleihen – die einen Wachstumsrückgang widerspiegelt – einherging mit noch besseren Renditen für Aktien und Kredite.
Aktien: Gesunde Gewinne gesucht
Aktienanleger haben sich auf die Vorteile niedrigerer Zinssätze und die Wiederaufnahme der geldpolitischen Lockerung durch die Zentralbanken konzentriert, statt sich Sorgen um die Abschwächung des BIP-Wachstums in weiten Teilen der Welt zu machen. Daher sind die Aktienrenditen in erster Linie aus einem Rückgang der Aktienrisikoprämien und einer Senkung des Diskontsatzes, nicht jedoch aus Hoffnungen auf höhere Gewinne, entstanden. Diese Kombination ist langfristig nicht nachhaltig.
Für eine nachhaltige Erholung des Aktienmarktes braucht es steigende Unternehmensgewinne. Doch in einem Umfeld mit bescheidenem Wirtschaftswachstum, hohen Margen und steigenden Arbeitskosten ist unklar, ob die Unternehmen ihre Gewinne deutlich steigern können. Für 2020 ist mit einer Rückkehr zu zweistelligen Gewinnzuwächsen in den USA und den Schwellenländern sowie im mittleren einstelligen Bereich in Europa zu rechnen. Unter Annahme einer gewissen Normalisierung der Multiples in den USA und stabiler Bewertungen anderswo dürften die Renditen am Aktienmarkt im nächsten Jahr insgesamt unter 10 Prozent liegen.
Wir bei BNP Paribas Asset Management bevorzugen nach wie vor den Technologiesektor, wenn auch selektiv: Eine Folge des Handelsstreits der USA und China sind steigende Risiken für Unternehmen, die in Bezug auf Technologien, Produktion und Absatz stark von China abhängig sind, aber auch erhöhte Chancen für Unternehmen, die davon unabhängig sind.
Anleihen: Rückwärts statt vorwärts
Die im vergangenen Jahr geweckten Hoffnungen auf eine teilweise Normalisierung der Geldpolitik haben sich als kurzlebig erwiesen. Die Politik bewegt sich rückwärts: In den USA wurden zwei Zinssenkungen rückgängig gemacht und die EZB hat die quantitative Lockerung wieder eingeführt. Die geldpolitische Kehrtwende in den USA ist zurückzuführen auf die Sorge um das Wirtschaftswachstum und die Erkenntnis, dass das Risiko, die Inflation zu befeuern, gering ist.
Ein Großteil des Rückgangs der zehnjährigen US-Treasury-Renditen im letzten Jahr lässt sich durch die Abschwächung des Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers Index, PMI) erklären. Dies deutet darauf hin, dass der Rückgang der Treasury-Renditen weniger ein Signal für eine bevorstehende Rezession war, sondern lediglich die derzeitige Wachstumsrate widerspiegelt. Wenn die aktuellen Schätzungen für das BIP-Wachstum von 1,7 Prozent im Jahr 2020 eintreffen, ist sowohl beim PMI als auch bei den Anleiherenditen mit weiteren Rückgängen zu rechnen.
Die Kombination aus gedämpftem Wachstum und verhaltener Inflation spricht für einen mäßigen Anstieg der Renditen bei US-Treasuries. In der Eurozone werden die Aussichten für Anleihen der Kernländer durch die personellen Veränderungen bei der EZB getrübt – nicht nur die Amtsübernahme von Christine Lagarde, sondern auch durch den Beitritt eines neuen Mitglieds zum EZB-Direktorium.
Das Umfeld aus moderatem Wachstum und stabiler Inflation dürfte Unternehmensanleihen weiter stützen. Wie immer gilt es, Chancen und Risiken gegeneinander abzuwägen. Die Spreads von Investment-Grade- und High-Yield-Unternehmensanleihen sind im historischen Vergleich relativ niedrig. Vor allem in den USA war ein deutlicher Anstieg des Schuldenniveaus zu verzeichnen, was die fast unvermeidliche Folge der quantitativen Lockerung war: Durch die Refinanzierung bestehender Schulden zu niedrigeren Zinssätzen verschaffen sich die Unternehmen zusätzlichen finanziellen Spielraum.
Schwellenländeranleihen weiterhin attraktiv
Auch den Schwellenländeranleihen kommt die Wende in der US-Geldpolitik zugute, da das Risiko steigender Treasury-Renditen sinkt. Die Bewertungen von Anleihen in Lokalwährungen erscheinen allerdings recht hoch; die Rendite des Morgan GBI-EM Index etwa liegt nahe ihrem Allzeittief. Die Spreads von Hartwährungsanleihen scheinen dagegen nahe ihrem fairen Wert zu liegen, obwohl zwischen den Spreads von Investment-Grade-Anleihen – die in den letzten zehn Jahren in der Nähe des 25. Perzentils lagen – und Hochzinsanleihen – die näher am 75. Perzentil lagen – ein deutlicher Unterschied besteht. Angesichts der weitgehend stabilen Wachstumsaussichten in den Schwellenländern ist die zusätzliche Rendite, die diese Anlageklasse bietet, weiterhin attraktiv.
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