Unrentable Produkte werden quersubventioniert, anstatt Aufwände zu senken
Bei der großen Mehrheit der Bankhäuser mangelt es an interner Kostentransparenz. 72 Prozent der Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken (VR-Banken) haben keine Übersicht darüber, welche direkten und indirekten Kosten für die einzelnen Produkte und Prozesse anfallen. Zwar kann die Mehrheit der Banken den Anteil eines Produkts am Gesamtdeckungsbeitrag ausweisen, jedoch fehlen Informationen, wie sich die internen Kosten genau verteilen. Dies sind Ergebnisse der Studie “Lean Finance 2019” des Beratungsunternehmens Emporias.
Dabei kämpfen besonders Regionalbanken mit geringen Margen. Ihr Produktportfolio ist begrenzt, die Preise stehen durch die Konkurrenz von Direktanbietern und FinTechs massiv unter Druck. Der Betrieb von Filialnetzen sorgt für hohe Kosten. Zusätzlich müssen die Banken in die Digitalisierung investieren, wenn sie vor allem junge Zielgruppen nicht verlieren wollen. “Vor diesem Hintergrund überrascht es, wie Kostenrechnungen von Sparkassen und VR-Banken sind”, sagt Dr. Carsten Jacobi, Geschäftsführer bei Emporias. “Ohne genaue Zuordnung fehlt den Instituten jegliche Basis zur Bewertung, wie profitabel einzelne Produkte sind beziehungsweise wie weit die tatsächlichen Aufwände vom Optimum entfernt sind. Die Quersubventionierung geht somit munter weiter.”
Transparenz für jedes Produkt schaffen
Nur vier von zehn Bankhäusern können den Aufwand für jedes ihrer Produkte benennen. In weniger als der Hälfte der Institute existiert ein Schema zur Bewertung der Produktprofitabilität. “Wenn direkte und indirekte Kosten für ein Produkt nicht durchschaut werden, fehlt den Banken ein wichtiges Instrument bei der Preisfindung”, sagt Jacobi. Kostentransparenz ist dem Experten zufolge aber Voraussetzung, um die Profitabilität einer Dienstleistung zu steigern und dafür die richtigen Stellschrauben zu identifizieren. “Bei Produkten, die sich aufgrund der aktuellen Marktlage wenig oder gar nicht rentieren, jedoch aus strategischen Gründen angeboten werden müssen, sollten Kosten und Aufwand bestmöglich gesenkt werden”, sagt Jacobi. Angesichts der angespannten Marktlage stehen nahezu alle Retail-Banking-Produkte unter großem Kostendruck. Einerseits kann sich kaum eine Filialbank leisten, diese Produkte aus dem Portfolio zu streichen, weil sie zwecks Kundenbindung eine “Alles aus einer Hand”-Strategie fahren muss. Andererseits sorgt die Konkurrenzsituation für hohe Preissensibilität. Voraussetzung für eine Kostenoptimierung ist es, so genannte Zielkosten für Produkte zu definieren – also festzulegen, welche internen Kosten für das jeweilige Produkt im Durchschnitt nicht überschritten werden sollen. Das haben der Emporias-Studie zufolge allerdings lediglich 14 Prozent der befragten Institute umgesetzt. “Hier besteht noch Luft nach oben. Ohne die Definition von Zielkosten kann kaum sinnvoll an der Kostenschraube gedreht werden”, sagt Jacobi. “Unsere Studie zeigt auf, dass die Mehrheit der Banken ihre Möglichkeiten noch nicht ausschöpft, um die entscheidenden Hebel bei den Kosten zu identifizieren.”
Über die Studie:
Für die Emporias-Bankenstudie “Lean Finance 2019” wurden insgesamt 100 Entscheider aus Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken befragt, die für die Optimierung von Prozessen zuständig sind. Die Telefoninterviews wurden im Auftrag des Beratungsunternehmens Emporias im Dezember 2018 durchgeführt und im ersten Quartal 2019 ausgewertet.
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EMPORIAS Management Consulting, Feringastrasse 7, 85774 Unterföhring, Tel. +49 (0) 89. 9584 060, www.emporias.de