Fuest: Mietendeckel führt zu Korruption auf dem Wohnungsmarkt / Ökonom will Wertzuwächse auf dem Immobilienmarkt besteuern und schlägt Bürgerfonds vor

 

Der Präsident des Ifo-Instituts, Prof. Dr. Clemens Fuest, warnt vor den negativen Folgen eines Mietendeckels. “Für Geringverdiener wird es dadurch noch schwieriger, eine Wohnung zu finden”, sagte er im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin ‘Capital’ (Ausgabe 8/2019, EVT 18. Juli 2019). “Wenn der Staat den Preis reguliert, wird der Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage eben nicht mehr über den Preis, sondern anders funktionieren – zum Beispiel über Korruption: Wer das Geld hat, wird ,hintenrum’ versuchen, an die Wohnung zu kommen, indem er dem Makler oder dem Vermieter etwas zusteckt.” Ein Mietendeckel schütze letztlich diejenigen, die eine Wohnung haben. “Alle anderen müssen mehr kämpfen.” Besser sei es, das “Wohngeld in den Großstädten zu erhöhen und mehr Bauland auszuweisen”.

Dass die hohen Wertzuwächse bei Immobilien die Vermögensungleichheit in Deutschland dramatisch verstärken, bestreitet Fuest. Das Problem der zunehmenden Vermögensungleichheit werde oft überzeichnet. “Gesetzliche Rentenansprüche und Pensionen kommen in den Statistiken meistens nicht vor. Doch auch sie haben rasant an Wert gewonnen.” Dennoch spricht sich der renommierte Ökonom dafür aus, Wertzuwächse bei Immobilien so zu besteuern wie andere Einkünfte im Steuersystem auch. “Für vermietete Immobilien zumindest würde ich das für sinnvoll halten.”

Um etwas gegen Vermögensungleichheit zu tun, sollte der Staat nach Fuests Ansicht Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen beim Haus- oder Wohnungskauf besser unterstützen. “Man sollte die Bankenregulierung so anpassen, dass Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen leichter Hypothekenkredite bekommen.” Außerdem sollte der Staat die niedrigen Zinsen nutzen, für seine Bürger Geld gewinnbringend in günstigen globalen Indexfonds (ETF) anlegen. Das wäre laut Fuest besser als das meiste, was heute auf dem Markt ist – auch die Riester-Produkte. Diese nützten wegen hoher Gebühren vor allem den Anbietern, sagte er.

In dem Fonds würden nach der Vorstellung des ifo-Chefs in jedem Jahr 15 Mrd. Euro angelegt. Jeder Bürger zwischen 17 und 67 Jahren bekäme ein Konto und mit 67 Jahren bis zu 30.000 Euro ausgezahlt. “Wir würden die niedrigen Zinsen, die Deutschland als sicherer Hafen noch lange haben wird, in einen Schatz verwandeln – die hohe Bonität Deutschlands ist quasi unser Ölschatz”, so Fuest gegenüber ‘Capital’.

 

Verantwortlich für den Inhalt:

Capital Redaktion, G+J Business Channel GmbH, Eupener Straße 70, ­50933 Köln, Tel.: 0221/4908 00, Fax: 0221/5342 563, www.capital.de