Lange als Nischensegment betrachtet, stehen Banknachranganleihen heute im Fokus vieler Anleger.

Denn der Bankensektor präsentiert sich stabiler und profitabler als je zuvor. James MacDonald von RBC BlueBay Asset Management erklärt, wie er Marktchancen gezielt nutzt.

Nachranganleihen 2025: Stabile Banken, starke Erträge

Die Finanzkrise 2008 markierte einen Wendepunkt für den Bankensektor. Seither wurden die Regulierungen verschärft, Kapitalquoten erhöht und jeder Stresstest hat das System widerstandsfähiger gemacht. Heute sind die Bilanzen robuster, die Puffer höher und die Ertragslage so gut wie lange nicht. Seit 2020 ist die Profitabilität europäischer Banken um 70 Prozent gestiegen – vor allem dank des höheren Zinsniveaus.

Von dieser Entwicklung profitieren vor allem Nachranganleihen. Diese Titel, die Banken zur Stärkung ihres Eigenkapitals begeben, stehen in der Kapitalstruktur hinter vorrangigen Anleihen und bergen mehr Risiko, bieten dafür aber deutlich höhere Kupons. Laut James MacDonald, Senior Portfolio Manager bei RBC BlueBay Asset Management, hat die fundamentale Stärke von Banken zu einer strukturellen Marktineffizienz geführt. „Wir sehen eine Anlageklasse mit High-Yield-Renditen, getragen von erstklassigen Emittenten“, so der Experte. Er managt den BlueBay Financial Capital Bond Fund, der seit 2015 in Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) investiert – dem flexiblen Eigenkapitalbaustein vieler Banken. Im Gespräch mit Manqing Sun, Senior Analystin bei Scope, erläutert MacDonald, worauf es bei der Titelauswahl ankommt.

Portfoliobau: Konzentration, Selektion und Disziplin

Der BlueBay Financial Capital Bond Fund setzt auf Konzentration und gezielte Titelauswahl nach Bottom-up-Prinzip. Im Portfolio finden sich 50 bis 60 Anleihen von 25 bis 35 Banken. Die Emittenten verfügen im Schnitt über ein Rating von A-, die Anleihen liegen meist im BB-Bereich – ein sorgfältig austariertes Rendite-Risiko-Profil.

Die Zahlen belegen den Erfolg: Im laufenden Jahr erzielte der Fonds eine Performance von 14,4 Prozent bei einer laufenden Rendite von 7,1 Prozent. Seit Auflage kommt er auf durchschnittlich 8,4 Prozent pro Jahr. Damit schlägt er nicht nur Euro-High-Yield-Benchmarks, sondern auch globale Hochzins- und Schwellenländerindizes. „Unsere durch den Zyklus erwartete Rendite liegt bei sechs bis neun Prozent“, sagt MacDonald. Für den Portfoliomanager steht nicht das Spekulieren auf Marktbewegungen im Vordergrund, sondern Disziplin, aktive Einzeltitelauswahl und der Aufbau eines Portfolios, das durch attraktiven Carry auch in unruhigen Phasen überzeugt.

Holistische Marktanalyse

Die Marktreaktion nach dem Ausfall der Credit Suisse 2023, als AT1-Anleihen abgeschrieben wurden, zeigte, wie wichtig differenzierte Analyse ist. „Solche Einzelfälle dürfen nicht pauschal als Zeichen systemischer Schwäche interpretiert werden“, betont MacDonald. Vielmehr geht es darum, solche Situationen richtig einzuordnen und Chancen zu erkennen.

Sein Analyseansatz kombiniert harte Finanzkennzahlen mit makroökonomischen Einschätzungen, regulatorischen Vorgaben und geldpolitischen Entwicklungen. Geopolitische Risiken, Rohstoffmärkte, Zinsbewegungen und Trends in Schwellenländern fließen ebenso ein wie Kapitalanforderungen und Liquiditätsregeln. Auch fiskalische Entwicklungen spielen eine immer größere Rolle. Staatliche Investitionsprogramme in Infrastruktur, Energie und Verteidigung könnten 2025 zusätzlichen Rückenwind liefern – vor allem für europäische Banken.

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