Robuste Entwicklungen bei Krediten und Einlagen belegen die Stärke des genossenschaftlichen Modells
Die 180 bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken haben im Jahr 2024 trotz herausfordernder Rahmenbedingungen ihren Erfolgskurs fortgesetzt. Sowohl das Privatkundengeschäft als auch das Geschäftskundensegment sind bei Kundengeldern und Krediten gewachsen. Die Genossenschaftsbanken haben im vergangenen Jahr 1,8 Milliarden Euro vor Steuern verdient. “Dieses Ergebnis unterstreicht die Stärke der genossenschaftlichen Institute in Bayern”, betonte Stefan Müller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), bei der Bilanzpressekonferenz der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken in München. Die positive Entwicklung spiegelt sich auch in der Bilanzsumme wider, die um 3,1 Prozent auf 210,3 Milliarden Euro anstieg.
Zuwächse bei Privat- und Geschäftskunden
Die Gesamt-Ausleihungen der Institute stiegen um 2,7 Prozent auf 142,3 Milliarden Euro. Bei Firmenkunden wuchs das Kreditvolumen um 3,2 Prozent – ein Plus von rund 2,4 Milliarden Euro. “Dieses Wachstum belegt das Vertrauen des bayerischen Mittelstands in die regionalen, genossenschaftlichen Hausbanken”, kommentierte Stefan Müller die Zahlen.
Die Kredite an Privatkunden legten um 1,7 Prozent (eine Milliarde Euro) auf 61,5 Milliarden Euro zu. Besonders der Bereich der Wohnimmobilienkredite verzeichnete einen deutlichen Aufschwung. Das Neugeschäft im Wohnungsbau belief sich auf circa 13,3 Milliarden Euro – ein Zuwachs von rund 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. “Die Talsohle bei Wohnungsbaukrediten dürfte durchschritten sein”, folgerte Alexander Leißl, Mitglied des GVB-Vorstands. Das Neugeschäft bleibt aber immer noch deutlich hinter dem Wachstum der Jahre mit Niedrigzinsen zurück. Leißl mahnte daher: “Das Thema Wohnungsbauförderung bleibt weiter auf der Agenda. Wir brauchen mehr Dynamik im Wohnungsbau. Sonderabschreibungen, eine Senkung der Grunderwerbsteuer und der Abbau bürokratischer Hürden im Baugewerbe sind dringend notwendig, um die in Deutschland benötigten neuen Wohnungen zu verwirklichen.”
Wertpapiergeschäft im Aufschwung
Die bilanziellen Kundengelder der Institute legten um 3,5 Prozent auf 161,2 Milliarden Euro zu. Die Umschichtung von Sicht- in Termineinlagen, die 2023 deutlich zu sehen war aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus, setzte sich Anfang 2024 noch fort. Inzwischen ist diese Entwicklung so gut wie zum Erliegen gekommen. Wer umschichten wollte, hat dies getan.
Die bei Verbundpartnern angelegten Kundengelder nahmen um 8,1 Prozent auf 123,1 Milliarden Euro zu. Der Trend zu Wertpapieranlagen hält an. Im vergangenen Jahr wurden rund 126.000 Wertpapierdepots bei den Banken und ihren Verbundpartnern neu eröffnet, knapp 19.000 mehr als im Jahr zuvor. “Die Deutschen verlieren zunehmend ihre Scheu vor Wertpapieren”, folgerte GVB-Präsident Stefan Müller. Das sei zu begrüßen, weil dieses Investment langfristig attraktive Renditechancen böte. “Diese gedeihende Aktienkultur gilt es weiter zu fördern, insbesondere mit Blick auf die private Altersvorsorge. Hier wäre ein staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot der richtige Weg”, forderte er.
Solide Basis für weiteres Wachstum
Das Vorsteuerergebnis der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken nach Bewertung lag mit 1,8 Milliarden Euro etwas unter dem Vorjahreswert (2,1 Milliarden Euro). Das ist darauf zurückzuführen, dass die Kreditinstitute mit Blick auf die Wirtschaftslage und die Konjunkturaussichten ihre Risikovorsorge im Kreditgeschäft erhöht haben. Das operative Betriebsergebnis der Banken lag leicht über Vorjahresniveau. “Die Volks- und Raiffeisenbanken sind und bleiben stabil. Sie haben eine solide Basis für weiteres Wachstum”, machte GVB-Vorstand Alexander Leißl deutlich.
Der Zinsüberschuss der Genossenschaftsbanken im Freistaat betrug 2024 3,5 Milliarden Euro und blieb damit auf Vorjahresniveau. Die Provisionserträge sind um 3,4 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro gestiegen. Die Banken haben dabei eine strikte Kostendisziplin bewiesen: Die Aufwand-Ertrags-Relation (CIR) lag bei 59,8 Prozent und damit noch mal niedriger als im Vorjahr (60,3 Prozent). Damit entfalten die Maßnahmen der vergangenen Jahre zur Kostensenkung ihre Wirkung.
Dank des guten Ergebnisses konnten die Banken ihre Eigenkapitalausstattung 2024 weiter ausbauen. Das harte Kernkapital beläuft sich mittlerweile auf 20,9 Milliarden Euro, ein Plus von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die harte Kernkapitalquote ist von 16,3 auf 17,2 Prozent gestiegen.
“Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken stehen für Stabilität und Verlässlichkeit. Sie wirtschaften solide, sind gut kapitalisiert und können auch in schwierigen Zeiten die Kunden in Bayern weiter mit Krediten versorgen”, betonte GVB-Präsident Müller. Mit Blick auf einzelne Fälle von Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland, die in den vergangenen Monaten in Schwierigkeiten geraten waren, plädierte Müller für eine differenzierte Betrachtungsweise: “Ja, es gibt einzelne Problemfälle innerhalb unserer Gruppe. Diese gilt es aufzuarbeiten und daraus zu lernen. Die aktuellen Fälle zeigen aber auch: Wir haben ein funktionierendes Sicherungssystem. Die Genossenschaftliche FinanzGruppe ist stark und solide. Sie kann und wird ihre Problemfälle selbst lösen. Das können nicht alle Banken in Deutschland und Europa von sich behaupten.”
Politischer Neustart notwendig
Mit dem neu gewählten Bundestag verbindet Stefan Müller die Hoffnung auf einen wirtschaftspolitischen Neustart, warnte allerdings vor voreiliger Euphorie: “Der anstehende Regierungswechsel bringt frischen Wind, doch die bisherigen wirtschaftspolitischen Probleme haben sich nicht erledigt. Um die anhaltende Konjunkturschwäche zu überwinden, braucht der Mittelstand verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Bürokratie und Genehmigungsverfahren kosten nach wie vor zu viel Zeit und Kraft. Wertschöpfung erzielt man durch Innovation und Unternehmertum, nicht durch Verwaltung.”
Mit Blick auf die in den Sondierungsgesprächen von Union und SPD vorgeschlagene Reform der Schuldenbremse und das Sondervermögen für Investitionen warnte Müller davor, auf dringend notwendige Strukturreformen und Einsparmaßnahmen zu verzichten: “Der Eifer zum Geldausgeben scheint größer als der Reformeifer. Nur weil plötzlich ein neuer Geldtopf da ist, darf das kein Grund sein, auf Reformen zu verzichten.”
Für das laufende Geschäftsjahr bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken in Bayern zeigte sich Müller optimistisch: “Die Volksbanken und Raiffeisenbanken werden ihren Erfolgskurs fortsetzen. Sie sind gut aufgestellt und können, trotz steigender Kosten, auch im laufenden Jahr ein gutes Ergebnis erwirtschaften.”
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