Von François Rimeu, Senior Strategist, Crédit Mutuel Asset Management

Crédit Mutuel Asset Management ist eine Asset-Management-Gesellschaft der La Française Gruppe, der Holdinggesellschaft des Asset-Management-Geschäftsbereichs der Credit Mutuel Alliance Fédérale.

Die Möglichkeit einer Distanzierung der Vereinigten Staaten von ihren historischen Verbündeten scheint heute Realität zu sein. Jüngste Äußerungen der Trump-Regierung deuten an, dass die USA beabsichtigen, Europa als „nur einen weiteren“ Handelspartner und nicht als strategischen Verbündeten zu behandeln.

Für Europa und den Rest der Welt ist die Stabilität der Nachkriegszeit, auf die der alte Kontinent gebaut hat, um zur größten Freihandelszone der Welt zu werden, in Frage gestellt. Das Erwachen ist brutal und verdeutlicht die Abhängigkeit Europas von den Vereinigten Staaten in Sachen Sicherheit. Die gegenwärtigen Diskussionen zwischen den wichtigsten europäischen Staatschefs lassen vermuten, dass sie das Ausmaß des Wandels, der sich vor ihnen abspielt, und die Entscheidungen, die in den kommenden Monaten getroffen werden müssen, allmählich zu begreifen beginnen. Die Europäische Union war in der Vergangenheit durch strategische Differenzen gekennzeichnet, die auf den wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen ihrer Mitgliedstaaten beruhten. Bedauerlicherweise könnte die aktuelle Krise nicht ausreichen, um diese langjährigen Differenzen zu überwinden.

2023 gaben die USA etwa 3,4 % ihres BIP für die Sicherheit und damit für die Verteidigung aus. Das sind rund 962 Mrd. US-Dollar, während Russland 5,9 % seines BIP bzw. rund 118 Mrd. US-Dollar aufwandte.

Was ist mit Europa?

Wie die Tabelle zeigt, gibt es deutliche Unterschiede: Die Europäische Union gibt etwa 1,9 % ihres BIP aus, d. h. rund 355 Mrd. US-Dollar, bzw. 431 Mrd. Dollar, wenn man Großbritannien, das derzeit an den Diskussionen teilnimmt, mit einbezieht. Zum Vergleich: Chinas Verteidigungsausgaben beliefen sich 2023 auf 296 Mrd. US-Dollar (1,7 % seines BIP).

BIP

(in Mrd. $)   Verteidigungsausgaben (in % des BIP)         Verteidigungsausgaben (in Mrd. $)

USA   28.300        3,40 %        962

Russland     2.012 5,90 %        119

Deutschland 4.534 1,50 %        68

Frankreich   3.083 2,10 %        65

Italien 2.294 1,60 %        37

Spanien       1.608 1,50 %        24

Niederlande 1.137 1,50 %        17

Polen 826   3,80 %        31

Großbritannien      3.334 2,30 %        77

EU     18.667        1,90 %        355

EU + Großbritannien       22.001        1,96 %        431

Quelle: Weltbank, Bloomberg, Stand: Ende 2023

Seit mehreren Monaten veröffentlicht die Trump-Regierung zahlreiche Stellungnahmen zu diesem Thema, die sich hauptsächlich an die NATO-Mitgliedstaaten richten. Sie haben wiederholt erklärt, dass jedes Land mindestens 2 % seines BIP für Verteidigungsausgaben aufwenden sollte, entsprechend einer 2006 aufgestellten Richtlinie. 2023 hielten sich nur 23 der 32 Mitgliedsstaaten an diese Vorgabe. Der US-Präsident hat sich sogar dafür ausgesprochen, dass die 5 %-Marke erreicht werden soll.

Die europäischen Länder dürften daher gezwungen sein, ihre Verteidigungsausgaben mittelfristig schrittweise und zweifellos unter Schwierigkeiten zu erhöhen. Es gibt bereits Diskussionen über eine mögliche Streichung dieser Ausgaben aus den europäischen Schuldenberechnungsregeln. Die Vorstellung, dass die Verteidigungsausgaben in einigen Jahren zwischen 2,5 % und 3 % des BIP der EU-Länder erreichen könnten, ist daher nicht abwegig.

Natürlich können wir nicht vorhersagen, wie sich die Beziehungen zwischen den derzeitigen Großmächten entwickeln werden. Vielleicht werden alle gerade genannten Punkte in den kommenden Monaten irrelevant. Dennoch scheint ein Szenario, das deutlich höhere Verteidigungsausgaben in der Europäischen Union erfordern würde, zum jetzigen Zeitpunkt nicht unrealistisch.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen keine starke Korrelation zwischen Verteidigungsausgaben und Investitionen und folglich dem Wirtschaftswachstum, da viele Parameter ins Spiel kommen. Eine Erhöhung des Verteidigungsbudgets könnte jedoch, auch wenn nicht alle Studien darin übereinstimmen, zu einer höheren Inflation führen – und sei es nur vorübergehend.

In diesem Szenario dürften die Inflationserwartungen steigen, und die Nominalzinsen könnten aufgrund des anhaltenden Nominalwachstums nicht sinken, was die Realzinsen gegenüber den Nominalzinsen begünstigen würde. Verteidigungsunternehmen würden eine steigende Nachfrage verzeichnen, was ihre Profitabilität erhöhen würde. Letztendlich bestärkt dies nur unsere Überzeugung von Gold, das erneut ein sicherer Hafen zu sein scheint. Die Wahrscheinlichkeit einer in der Geschichte seltenen Verschiebung der „globalen Ordnung“ dürfte – abgesehen von den Zentralbankkäufen oder der Absicherung gegen das Inflationsrisiko – derzeit das wichtigste Argument für Gold sein.

Verantwortlich für den Inhalt:

La Française Systematic Asset Management GmbH, Neue Mainzer Straße 80, 60311 Frankfurt, Tel: +49 (0)40 300929 174 , www.la-francaise-systematic-am.com