Am Sonntag wird ein neuer Bundestag gewählt. Wenn sich die Umfragen bestätigen, wird künftig die CDU mit ihrem Partei- und Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz als Bundeskanzler eine zwei- oder drei-Parteienkoalition anführen.
Was das für die Finanzmärkte bedeutet, erläutert Dr. Björn Ohl, Ökonom der apoBank:
„Der neue Bundeskanzler und seine Regierung stehen wirtschaftlich vor einer Ausnahmesituation.
Die deutsche Volkswirtschaft droht nach zwei Jahren Rezession auch in diesem Jahr zu schrumpfen.
Während andere Länder, insbesondere die USA, wachsen, sticht die anhaltende deutsche Konjunkturschwäche im internationalen Vergleich hervor.
Das hiesige Erfolgsmodell der 2010er Jahre mit haushaltspolitischer Sparpolitik, Lohnzurückhaltung, Deckelung der Produktionskosten und Exportorientierung der wettbewerbsfähigen Industrie hat ausgedient.
Spätestens seit Chinas globaler Industrieoffensive und den Kostensteigerungen infolge des Kriegs in der Ukraine braucht das deutsche Wirtschaftsmodell ein Upgrade.
Aus wirtschaftlicher Sicht drängen sich eine umfassende Reform des Arbeitsmarkts und eine Lockerung der Schuldenbremse auf.
Im Gegensatz zu den jüngsten Präsidentschafts- und Kongresswahlen in den USA spielt die Bundestagswahl für die Finanzmärkte eine untergeordnete Rolle.
Tatsächlich hängt der DAX weder von der deutschen Politik noch von der deutschen Wirtschaft ab: Die vierzig größten im DAX gelisteten Unternehmen erzielen nur noch rund 20 Prozent ihrer Umsätze in Deutschland.
An den Aktienmärkten haben Anleger seit dem Bruch der Ampel-Regierung einen wirtschaftsfreundlicheren Kurs der künftigen Bundesregierung bereits vorweggenommen.
An den Anleihemärkten haben deutsche Staatspapiere eine Lockerung der Fiskalpolitik ebenfalls eingepreist.
Nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass die AfD stärkste Kraft werden und am EU- und Euro-Austritt festhalten sollte, wäre mit einer Abwertung des Euro zu rechnen.
Während der künftige Bundeskanzler vor einer Herkulesaufgabe steht, wird die Bundestagswahl für die internationalen Finanzmärkte mit großer Wahrscheinlichkeit nur eine Randnotiz bleiben.“
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