Kommentar von Andy Acker und Daniel Lyons, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors

  • In den letzten zwei Jahren lag der Gesundheitssektor so weit hinter dem S&P 500 Index zurück wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
  • Wir halten die Verkäufe für übertrieben, da der Markt die Innovationsbeschleunigung im Gesundheitswesen nicht richtig einschätzt und auf kurzfristige Gegenwinde überreagiert.

Ende letzten Jahres lag der Gesundheitssektor das zweite Jahr in Folge hinter dem S&P 500® Index zurück. Zwar kann der Sektor manchmal hinter dem Markt zurückbleiben, das Ausmaß der Underperformance war jedoch äußerst ungewöhnlich. Im Zweijahreszeitraum bis Ende letzten Jahres blieb Healthcare 53 % unter dem Index – der größte Abstand in einem rollierenden Zweijahreszeitraum seit mindestens 1991.

Zu Jahresbeginn stellt sich die Frage, wie der Gesundheitssektor seine Talfahrt beenden kann. Vielleicht ist etwas Geduld erforderlich: Die Unsicherheit, die durch die Nominierung von Robert F. Kennedy Jr. für die Leitung des Gesundheitsministeriums (HHS) entstanden ist, hat den Sektor Ende 2024 stark belastet und könnte kurzfristig weiterhin für Volatilität sorgen.

Anleger könnten aber auch von der Erkenntnis profitieren, dass der Sektor viele andere positive langfristige Faktoren aufweist. Auch wenn diese kurzfristigen Gegenwinde weniger stark ins Gewicht fallen könnten, haben sie doch zu attraktiven Bewertungen geführt, von denen die Anleger profitieren können.

Relativierte Politik

Der Gesundheitssektor wird derzeit mit einem Abschlag von etwa 20 % gegenüber dem S&P 500 gehandelt. Dieser Abstand zwischen Benchmark und Sektor kommt nur selten vor. Ein Großteil dieses Abschlags entstand Ende letzten Jahres nach der Nominierung von Kennedy – einem Impfgegner und offenen Kritiker der Food and Drug Administration (FDA) – für die Leitung des HHS. Die Nominierung und andere Vorschläge der neuen Trump-Regierung schaffen unserer Meinung nach ein unvorhersehbares Umfeld und sollten in den kommenden Monaten genau beobachtet werden.

Anleger im Gesundheitssektor neigen oft dazu, bei politischen Reformankündigungen vorschnell zu verkaufen, weil sie das Schlimmste befürchten – noch bevor die genauen Details bekannt sind, die meist viel nuancierter sind, als sie zunächst erscheinen. Dies dürfte diesmal nicht anders sein. Der Leiter des Gesundheitsministeriums kann beispielsweise ohne Rechtsakt relativ wenig tun, um die Arbeitsweise der FDA zu ändern oder den Arzneimittelzugang zu beschränken. Der von Präsident Donald Trump für das Amt des FDA-Kommissars nominierte und angesehene Arzt Dr. Martin Makary könnte als Gegengewicht fungieren. Außerdem hat Trump andere Themen, die vor Healthcare Vorrang haben dürften, darunter Steuern, Einwanderung und Handel.

Gegenwind lässt nach

Schon vor Kennedys Nominierung hatte der Sektor mit anderen Gegenwinden zu kämpfen. Aufgrund einer unerwartet starken US-Wirtschaft waren die traditionell defensiven Eigenschaften des Gesundheitswesens für Anleger weniger attraktiv. Erhöhte Zinssätze führten zu einer Verknappung auf den Kapitalmärkten (einschließlich der Börsengänge) und belasteten Biotechnologie. Einige Rückschläge bei klinischen Studien für hochkarätige Arzneimittelkandidaten ließen die Aktien der berichtenden Unternehmen abstürzen. Außerdem hat die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage nach der Pandemie die Aussichten einiger Unternehmen (z. B. Hersteller medizinischer Geräte) verbessert, während die Gewinne anderer Unternehmen (z. B. Versicherer und Hersteller von Corona-Produkten) zurückgingen.

Einige dieser Trends könnten sich nun aber zum Besseren wenden. 2024 nahm die (wenn auch immer noch verhaltene) IPO-Tätigkeit allmählich zu, und Biotechnologie verzeichnete die zweitgrößte Anzahl an Folgeemissionen in den letzten zehn Jahren. Zudem haben die Zentralbanken ihre aggressive Zinserhöhungspolitik eingestellt, und die Krankenversicherer ihre Leistungen und/oder Prämien an die steigenden Kosten angepasst, was die Gewinnspannen in diesem Jahr entlasten könnte.

Potenzial für einen Aufschwung

Wichtig ist auch, dass der Sektor weiterhin Innovationen hervorgebracht hat. Letztes Jahr hat die FDA 60 neue Medikamente zugelassen, nach einem Rekord von 72 Zulassungen im Jahr 2023. Einige dieser Produkte setzen neue Maßstäbe in der Patientenversorgung, darunter die erste Behandlung für die Fettlebererkrankung (oder MASH, die häufigste Ursache für Lebertransplantationen) und ein Hormonersatzpräparat für Hypoparathyreoidismus, eine seltene endokrine Störung mit begrenzten Behandlungsmöglichkeiten.

Die Fortschritte sorgen für Umsatzwachstum. So meldeten einige Unternehmen mit neuen Pulsfeld-Ablationssystemen für Vorhofflimmern 2024 zwei- oder dreistellige Umsatzzuwächse in der Elektrophysiologie in aufeinanderfolgenden Quartalen gegenüber dem Vorjahr. GLP-1-Medikamente zur Behandlung von Fettleibigkeit und Gewichtsabnahme, die erst in den letzten zehn Jahren auf den Markt kamen, erzielen bereits einen Jahresumsatz von über 50 Milliarden US-Dollar.

Die Pipelines der Industrie sind erfreulicherweise auf Rekordniveau. Für 2025 erwarten wir einige wichtige Studienergebnisse aus der Spätphase, darunter die ersten entscheidenden Daten für orale GLP-1-Therapien und neue Behandlungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die durch erhöhte Lipoprotein(a)-Werte verursacht werden und bis zu 25 % der Weltbevölkerung betreffen.

Diese und andere neuartige Therapien könnten Fusionen und Übernahmen (M&A) fördern, die die Begeisterung für den Sektor beflügeln oder hemmen können. Der Mangel an größeren Transaktionen im letzten Jahr (im Wert von 5 Mrd. US-Dollar oder mehr) könnte ein Grund dafür sein, dass der Gesundheitssektor im Jahr 2024 vernachlässigt wurde. Angesichts der attraktiven Bewertungen des Sektors und sofern die Trump-Regierung wie erwartet eine gefälligere Federal Trade Commission einsetzt, könnte das Transaktionsvolumen jedoch zunehmen. Die Nachfrage nach Fusionen und Übernahmen liegt auf der Hand: Große Biopharmaunternehmen müssen ihre Pipelines vergrößern, da bis zum Ende des Jahrzehnts über 250 Milliarden US-Dollar an Einnahmen durch den Wettbewerb mit Generika gefährdet sind.

Auch die Anleger interessieren sich zunehmend für Innovationen in ihren Portfolios. 2024 stiegen Biotech-Aktien nach einer positiven Datenmeldung um durchschnittlich 31 %. Zum Vergleich: 2022, als sich die Biotech-Branche mitten in einer Baisse befand, waren es nur 13 %. Dies deutet auf eine zunehmende Begeisterung für das Gesundheitswesen hin.

Wir bleiben deshalb optimistisch, was die Aussichten des Sektors angeht, und glauben, dass Anleger, die sich auf den intrinsischen Wert und die vielen vielversprechenden neuen medizinischen Fortschritte konzentrieren und dabei die Politik im Auge behalten, gut aufgestellt für potenzielle Gewinne sein könnten.

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