Kurz vor Weihnachten wartete die britische Finanzaufsicht FCA mit verstörenden Zahlen bzw. Studienergebnissen auf:

Aktuelle Untersuchungen der FCA zeigen, dass junge Anleger wichtige Anlageentscheidungen innerhalb von Stunden treffen, anstatt sich die Zeit zu nehmen, um zu prüfen, ob das Produkt langfristig das Richtige für sie ist. Die Umfrage, an der jüngst 2.000 britische Anlegerinnen und Anleger im Alter von 18 bis 40 Jahren teilnahmen, ergab, dass zwei Drittel (66 %) ihre Anlageentscheidungen in weniger als einem Tag treffen, wobei sich jeder Siebte (14 %) in weniger als 60 Minuten zum Kauf entschließt. Weitere Ergebnisse bzw. Eckdaten laut FCA:  ++ Ein Viertel der jungen Anleger gibt zu, dass sie Anlageentscheidungen impulsiv treffen, um mit den aktuellen Trends Schritt zu halten  ++ 550 Pfund beträgt der durchschnittliche Betrag, den man für ‘gehypte Anlageprodukte’ wie z. B. Kryptowährungen ausgibt.

Die Studie zeige, so die FCA “starke Parallelen zwischen impulsgesteuerten Investitionsentscheidungen und dem Kauf von viralen Alltagsprodukten” wie bspw. Heißluftfritteusen, Smartwatches und Energydrinks. Auch die Angst, etwas zu verpassen (‘Fear of Missing Out’/FOMO), spielt eine große Rolle. Über die Hälfte (51 %) der jungen Anleger (18–40) investieren aufgrund von ‘FOMO’ mehr Geld als ursprünglich geplant. Dieses Verhalten führe häufig dazu, dass riskantere Finanzentscheidungen getroffen werden. Zudem haben Social-Media-Plattformen entsprechenden Einfluss: 85 % der jungen Anleger gaben an, dass Plattformen wie Instagram, TikTok und YouTube einen großen Einfluss auf ihre Anlageentscheidungen haben. Und 43 % nutzen diese Plattformen als ihr wichtigstes Recherchetool.

Nicht überraschend ist die ‘Investment-Reue’ anschließend sehr groß: Geschlagene 40 % bzw. zwei von fünf Anlegern bereuen den Kauf eines gehypten Anlageprodukts. Eine derartige inakzeptable Quote ist wahrlich kein Ruhmesblatt für ein Land, das von Verbraucherschützern permanent für die angeblichen Segnungen des Provisionsverbots gelobhudelt wird. Ein Grund für derart indiskutable Zufriedenheitsquoten bei Investments dürfte nicht zuletzt darin liegen, dass diese jüngeren Anleger in der Regel Selbstentscheider sind, oftmals unfreiwillige. In ihren Tipps als Schlussfolgerungen aus den verheerenden Studienzahlen verweist die FCA auf “5 wichtige Fragen, die Sie sich stellen sollten, bevor Sie investieren”. Dabei kommt die Frage “Sollte ich mir eine Finanzberatung holen?” erst an 5. bzw. letzter Stelle.

Aber selbst wenn jüngere Investoren zu solchen Überlegungen kommen, sind die Upfront-Kosten eine hohe Hürde, gerade für Jüngere: Der Stundensatz für Investmentberater variiert im Vereinigten Königreich nach offiziellen Angaben zwischen 75 Pfund und 350 Pfund pro Stunde, wobei der Durchschnittssatz bei 150 Pfund pro Stunde liegt. 150 Pfund entsprechen ca. 180 €. Für eine rudimentäre Beratung und Abwicklung sind 2–3 Stunden als Minimum anzusetzen aufgrund der diversen Explorations- und Aufklärungspflichten gerade bei neuartigen und ‘modischen’ Produkten wie Kryptoassets und NFT-Token etc. Somit wäre man schnell bei über 500 € Upfront-Kosten, Vergütungsmischformen mal außen vor gelassen. Wenn Jugendliche bzw. junge Erwachsene ohnehin bei solchen Anlässen durchschnittlich 550 Pfund ausgeben, wie die aktuelle Studie festgestellt hat, wird klar, dass derartige Beratungs-Szenarien vollkommen unrealistisch sind. Nicht umsonst versteckt die FCA ihren Hinweis, Berater zu Rate zu ziehen, ganz am Ende ihrer Tipps. Und nicht umsonst haben sich in UK und auch in den Niederlanden längst hohe Mindestanlageschwellen etabliert (vgl. ‘k-mi’ 10/23).

‘k-mi’-Fazit: Die ohnehin unplausiblen Behauptungen von Verbraucherschützern und linken Politik-Aktivisten, dass ‘keine Beratung besser sei als schlechte Beratung’, wobei mit letzterer die Provisionsberatung gemeint ist (vgl. ‘k-mi’ 11/24), erhalten weiteren Gegenwind. Stundensätze von 180 € für eine Finanzberatung kann sehr gut investiertes Geld sein, wenn eine adäquate Gegenleistung erfolgt und die Anlagebeträge entsprechend hoch sind. Durch das Provisionsverbot wurde aber in England und auch in den Niederlanden ein niederschwelliges Angebot für Finanzberatung faktisch eliminiert. Die Früchte erntet man nun dort, z. B. in Form einer hohen Investment-Reue-Quote von 40 %.

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