Ein Marktkommentar von Markus Fehn
Viele Marktbeobachter rechnen mit einer Deregulierung des amerikanischen Kryptomarktes durch die Trump-Regierung. Dadurch entstünde ein Umfeld, das das Thema Krypto in den USA und weltweit weiter voranbringen könnte.
An den Antritt der zweiten Trump-Regierung in den USA am 20. Januar knüpfen sich weltweit zahlreiche Erwartungen, positive wie negative. Für die Kryptowelt überwiegen die Hoffnungen auf Deregulierung des US-Marktes. Ein wichtiger Faktor sind dabei die handelnden Personen, namentlich die designierte Justizministerin und der künftige Chef der amerikanischen Börsenaufsicht SEC, die den rechtlichen und aufsichtsrechtlichen Rahmen vorgeben. Beide Positionen werden von Trump neu besetzt. Und die aktuell gehandelten Kandidaten verfolgen eine klare Pro-Krypto-Agenda.
Krypto Assets künftig Off Balance Sheet Items
Mit den neuen Akteuren wird vermutlich auch eine Besonderheit des amerikanischen Kapitalmarktes wegfallen: Bislang müssen US-Banken Krypto Assets ihrer Kunden in ihrer Bilanz als Verbindlichkeiten ausweisen. Das kostet Eigenkapital und macht es für die Institutionen entsprechend unattraktiv, Krypto Services anzubieten. Diese Regelung, die so genannte SAB 121 Accounting Rule, wird nun sehr wahrscheinlich von der kommenden Trump-Administration aufgehoben. Damit könnten für Kunden verwahrte Krypto Assets künftig als Off Balance Sheet Items verbucht werden – so wie andere Assetklassen auch. Diese Gleichstellung würde die Durchlässigkeit zwischen der Kryptowelt und dem klassischen Finanzmarkt deutlich vergrößern.
Außerdem ist damit zu rechnen, dass mehr institutionelles Geld in den Markt kommt. Institutionelle Anleger sind bislang sehr zurückhaltend in Bezug auf Krypto Assets, da ein dauerhaft gesichertes, regulatorisch konformes Umfeld für sie oberste Priorität genießt. Jetzt wird in den USA erwartet, dass auch die Retirement Plans – etwa die Pensionspläne der betrieblichen Alterversorgung – für alternative Investments geöffnet werden. Bisher hielt die Regulierung dieses 40-Milliarden-US-Dollar-Investmentmarktes die meisten Sparer davon ab, in alternative Anlagen zu investieren. Durch Schaffung neuer rechtlicher Rahmenbedingungen wird das jetzt wahrscheinlicher und ein Weiterdenken in Richtung Krypto Assets ist mehr als naheliegend.
Bitcoin als neue strategische Reserve
Der Höhenflug von Kryptowährungen wie Bitcoin ist eine bereits sichtbare Folge der Deregulierungs-Bestrebungen. Bitcoin wird zunehmend als digitales Gold angesehen – ein Glaube, der durch die Pläne der neuen US-Regierung noch gefördert wird. So ist bereits der Aufbau einer strategischen Bitcoin-Reserve im Gespräch, ähnlich wie die berühmte Goldreserve in Fort Knox. Was beim ersten Hören aberwitzig klingt, hat durchaus seine Berechtigung. Denn letztendlich geht es nicht darum, Gold oder andere Assets komplett durch Kryptowährungen zu ersetzen, sondern lediglich eine Anlagestrategie durch Beimischung zu diversifizieren. Es stellt sich zudem die Frage, welchem Zweck eine strategische Reserve für einen Staat dient. Sollte eine Bitcoin-Reserve den strategischen Zweck unterstützen, sollte eine Allokation in Betracht gezogen werden.
Natürlich birgt die Deregulierung des US-Kryptomarktes sowohl Chancen als auch Risiken. Zum einen lässt sich das Disruptionspotenzial von Krypto so besser testen und damit die Entwicklung beschleunigen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass der Markt schneller überdreht. Um das zu vermeiden, bleibt es eine Aufgabe für die SEC, an der ein oder anderen Stelle geeignete Barrieren einzuziehen. Jeder Markt braucht Regeln, ohne geht es nicht.
Weiteres Spannungsfeld zwischen EU und den USA
Zu beobachten bleibt, ob es einen Spill-over-Effekt nach Europa und Deutschland geben wird. Die EU hat mit der Mica-Verordnung über Märkte für Kryptowerte erst kürzlich einen eher engen Regulierungsrahmen gesetzt. Die europäischen Finanzmärkte müssen daher aufpassen, keinen dauerhaften Wettbewerbsnachteil zu haben. Sollten Krypto-Unternehmen in Europa an rechtliche Grenzen stoßen, werden sie mutmaßlich in die USA gehen. Das wäre exakt das Gegenteil dessen, was die EU mit Mica erreichen wollte.
Dass die von den USA vorgegebene Marschroute eindeutig in Richtung Öffnung und Gleichstellung geht, ist auch ein wichtiges Zeichen für alternative Assets im Allgemeinen. So könnte eine Krypto-Deregulierung letztendlich auch neue Chancen und Möglichkeiten für die Tokenisierung von Anlageobjekten und die Nutzung von Blockchain-Technologien schaffen. Als Anbieter von Krypto-Infrastruktur bereiten wir uns deswegen auf ein Wachstum des Marktes vor.
Über den Autor:
Markus Fehn ist Managing Director bei Chartered Investment und verantwortlich für die Tokenisierungsplattform e-Sec. Die e-Sec GmbH wurde 2021 gegründet, um Emittenten bei der Emission von Krypto-Wertpapieren als Registerführer zu unterstützen. Durch die Nutzung der Blockchain Technologie erschließt die e-Sec neue Finanzierungswege und verbindet On-Chain Netzwerke mit On-Chain Finanzprodukten. Das Team der e-Sec kombiniert dabei juristisches und technisches Know-How mit einer langjährigen Expertise im Financial Engineering.
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