Kommentar von Hamish Chamberlayne, Head of Global Sustainable Equities, Janus Henderson Investors

  • Die Vergangenheit lehrt, dass auf Nachhaltigkeit zielende Investitionen auch unter weniger auf Klimaziele ausgerichteten Regierungen gedeihen können.
  • Der globale Wandel zu Elektrifizierung und Digitalisierung ist unumkehrbar; China ist führend bei der Erzeugung sauberer Energie und bei Innovationen – ein Beleg für die Bedeutung eines Engagements in diesen langfristigen Anlagethemen.
  • Die Entwicklung zu einer nachhaltigeren und kohlenstoffärmeren Wirtschaft hängt nicht nur von der Politik ab; Unternehmen verpflichten sich zunehmend zu langfristigen Dekarbonisierungsstrategien – bedingt durch Wirtschaftlichkeit, Verbrauchernachfrage und unternehmerische Verantwortung.

Ein guter Zeitpunkt für nachhaltige Investitionen?

Die Schlagzeilen zeichnen ein düsteres Bild für nachhaltig orientierte Anleger. Einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie zufolge erreichten die wichtigsten Klimaindikatoren – Erwärmung der Ozeane, Anstieg des Meeresspiegels, Verlust der antarktischen Meere und Gletscherschwund – 2023 Rekordwerte und bestätigten es als das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn.[1] Da die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) immer noch steigen, dürften diese Rekordwerte erneut überschritten werden, sobald die Daten für 2024 vorliegen.[2]

Im November erlitt die COP29 eine Vertrauenskrise, nachdem dem Gastgeberland Aserbaidschan vorgeworfen wurde, die Veranstaltung zu nutzen, um fossile Brennstoffe zu fördern[3]. Zudem wird erwartet, dass Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus aufgrund seiner Politik gegen saubere Energie kurzfristig negative Auswirkungen auf den Klimaschutz haben wird.[4]

Trotz negativer Marktstimmung und der verständlichen Erwartung einer rückläufigen Entwicklung bei nachhaltigkeitsbezogenen Anlagethemen gehen wir davon aus, dass wir uns einem günstigen Zeitpunkt für Investitionen nähern könnten – sofern die Vergangenheit ein Anhaltspunkt ist.

Wirtschaft treibt Wandel an

Das Marktumfeld 2016, als Trump zum ersten Mal ins Weiße Haus einzog, ist noch präsent. In jenem Jahr gab es einen ähnlichen „Trump-Trade“, der zu einer Underperformance vieler nachhaltigkeitsbezogener Anlagen führte. Dies ebnete jedoch den Weg für einige starke Erträge, und 2017, 2019 und 2020 waren einige der erfolgreichsten Jahre für nachhaltige Anlagemöglichkeiten.

Das Investitionswachstum in erneuerbare Energien dürfte sich in den USA unter einer Trump-Regierung zwar verlangsamen, wir rechnen jedoch nicht mit einem Rückgang. Viele republikanische Bundesstaaten profitieren von Investitionen in erneuerbare Energien, und Wind- und Solarenergie sind auch ohne Steuergutschriften/Subventionen weiterhin die kostengünstigsten Formen der Stromerzeugung. Außerdem: Während Trumps erster Amtszeit sind die Investitionen in Solar- und Windenergie sogar gestiegen.

Der IEA-Bericht zum Weltenergieausblick 2024 stellt außerdem fest, dass die globalen Emissionen in allen Übergangsszenarien – auch in Szenarien ohne Subventionen wie dem „Szenario des wirtschaftlichen Übergangs (ETS)“ – vor 2030 ihren Höchststand erreichen werden. Wie schnell sie danach zurückgehen, ist jedoch sehr unterschiedlich. Tatsächlich nähern sich die Investitionen in saubere Energien rasch der Marke von 2 Billionen US-Dollar pro Jahr und sind damit fast doppelt so hoch wie die Mittel für neue Öl-, Gas- und Kohleprojekte. Außerdem sinken die Kosten für saubere Technologien nach der Pandemie wieder.

Wie Abbildung 1 zeigt, stehen wir kurz vor dem Wendepunkt beim Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung, selbst unter dem ETS-Szenario, bei dem angenommen wird, dass die Umstellung allein aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt (ohne Unterstützung durch Subventionen).

Die Zukunft ist elektrisch

China ist weltweit führend in der Erzeugung sauberer Energie und stellt laut Daten der IEA mehr als 80 % der PV-Solarmodule und EV-Batteriezellen weltweit her. 2023 erreichte seine PV-Produktionskapazität über 850 GW und stellte damit die globalen Installationen von 425 GW in den Schatten. Die Batterieproduktionskapazität stieg auf 2.140 GWh und übertraf damit bei weitem die globale Nachfrage von etwa 870 GWh. Diese enorme Kapazität untermauert Chinas Rolle als Motor für den massiven Einsatz erneuerbarer Technologien im Inland.

Innovation und Nachhaltigkeit sind untrennbar miteinander verbunden. Wir halten es für unwahrscheinlich, dass US-amerikanische oder europäische Unternehmen China weiterhin die Vorherrschaft in den Bereichen Elektrofahrzeuge und saubere Technologien überlassen werden. Außerdem ist es sehr unwahrscheinlich, dass Unternehmen ihre Dekarbonisierungsstrategien verwerfen; diese Pläne überleben die Amtszeit eines jeden Präsidenten. Die Verlagerung zum direkten Kauf sauberer Energie ist ein langjähriger Trend, der sich fortsetzen wird, angetrieben durch die Kosteneffizienz großer Wind- und Solarprojekte und die steigenden Preise für Netzstrom, die durch KI-Investitionen weiter unter Druck geraten. Einfach ausgedrückt: Die Zukunft ist immer noch elektrisch, und sie ist immer noch grün.

Trotz der Nachrichten über den (erneuten) Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen und die Kürzung von Subventionen ist der Trend zur Elektrifizierung, Digitalisierung und Dekarbonisierung ungebrochen. Trumps wachstums- und unternehmensfreundliche Haltung, inkl. niedrigerer Steuern, dürfte Unternehmensinvestitionen sowie die Verbrauchernachfrage ankurbeln und ein günstiges Umfeld für Aktien schaffen. Sollte die Inflation wieder steigen, könnte dies zudem Investitionen in Effizienz und Produktivität fördern.

Darüber hinaus ist saubere Energie nur eines der zehn Nachhaltigkeitsthemen, in die wir mit einer bestimmten prozentualen Aufteilung investieren. Unser Exposure erstreckt sich auf ökologische und soziale Themen und konzentriert sich auf Enabler wie Halbleiter, Elektroinfrastruktur und Anbieter elektronischer Komponenten.

Angst versus Realität

Die erste Amtszeit von Trump hat gezeigt, dass die Befürchtungen nicht mit der Realität übereinstimmen. Trotz potenziell negativer ESG- und Nachhaltigkeitspolitik rechnen wir nicht mit signifikanten Auswirkungen. Die Unternehmen arbeiten nach Zeitplänen, die über die vierjährige Amtszeit hinausgehen, und halten wahrscheinlich ihr Nachhaltigkeitsengagement aufrecht.

Unser Schwerpunkt liegt auf Investitionen in Unternehmen, die nicht auf staatliche Subventionen angewiesen sind – wohl wissend, dass Nachhaltigkeit aus eigener Kraft wirtschaftlich tragfähig sein muss. Mit dem richtigen Blickwinkel betrachtet, glauben wir, dass sich durch die Konzentration auf Unternehmen, die für den Planeten und die Menschen wertvolle Güter und Dienstleistungen anbieten, weiterhin gute Chancen bieten, trotz verschiedener politischer Hintergründe Vermögen zu schaffen.

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