Von Marie Lassegnore, Leiterin der Abteilung ESG und Credit Research, Crédit Mutuel Asset Management

Crédit Mutuel Asset Management ist eine Asset-Management-Gesellschaft der La Française Gruppe, der Holdinggesellschaft des Asset-Management-Geschäftsbereichs der Credit Mutuel Alliance Fédérale.

Wie können 300 Mrd. US-Dollar zu wenig sein? Die Industrieländer haben sich auf der COP29 auf ein neues Finanzierungsziel geeinigt: Die Klimafinanzierung für Entwicklungsländer soll verdreifacht werden. Die reichsten Länder verpflichteten sich, bis 2035 jährlich mindestens 300 Mrd. US-Dollar bereitzustellen.

Ursprünglich forderten die Entwicklungsländer von den Industrieländern bis 2030 knapp 1 Milliarde US-Dollar pro Jahr (und 1,3 Milliarden US-Dollar bis 2035). Diese Zahl stellt inzwischen ein übergreifendes Ziel dar, das die Mobilisierung aller Sektoren erfordert – sowohl des öffentlichen als auch des privaten. Warum ist die Finanzierungsquelle wichtig? Laut der jüngsten Studie der Independent High-Level Expert Group on Climate Finance (IHLEG) erfordert der Klimaschutz bis 2030 jährliche Investitionen in Höhe von 6,5 Mrd. US-Dollar und bis 2035 in Höhe von 7,6 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Davon benötigen die Schwellen- und Entwicklungsländer (ohne China) bis 2030 etwa 2,4 Mrd. US-Dollar pro Jahr (1,4 Mrd. US-Dollar aus inländischen und 1 Mrd. US-Dollar aus externen Mitteln).

Auch wenn die Investitionen aus verschiedenen Quellen kommen dürften, sind die Kapitalkosten ein Schlüsselelement für die Begünstigten, insbesondere für die am stärksten gefährdeten Länder. Die Maximierung des öffentlichen Engagements aus externen Finanzierungsquellen würde die zusätzliche klimabedingte Schuldenlast der Begünstigten tatsächlich minimieren.

„Jeder Investitionsrückstand vor 2030 wird den Druck auf die Folgejahre erhöhen und einen steileren und potenziell kostspieligeren Weg zur Klimastabilität schaffen“. – Die Ergebnisse des IHLEG-Berichts deuten darauf hin, dass sich die Investitionsmöglichkeiten (vermiedene Kosten und Zusatznutzen von Klimamaßnahmen) im Jahr 2030 auf 15-18 % des globalen BIP belaufen könnten. Zum Vergleich: Der jährliche Investitionsbedarf für Klimaschutzmaßnahmen in Höhe von 6,5 Mrd. US-Dollar entspricht 6 % des weltweiten BIP im Jahr 2023.

Mit etwas Abstand betrachtet ist der tatsächlich für die Klimafinanzierung zugesagte Betrag von geringem Wert, solange es kein stärkeres Bekenntnis zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe gibt (wie letztes Jahr eingeführt, aber enttäuschenderweise dieses Jahr außerhalb der Powering Past Coal Alliance nicht bekräftigt) oder die Ziele in den NDCs der Länder nicht verstärkt werden (unter Berücksichtigung der bei Artikel 6 erzielten Fortschritte). Im Emissionslückenbericht 2024 wird geschätzt, dass eine Fortsetzung der derzeitigen Klimaschutzmaßnahmen zu einer Erwärmung von ca. 3,1°C führen würde. Würden jedoch die bedingungslosen und bedingten Zusagen vollständig umgesetzt, könnte der globale Temperaturanstieg auf ca. 2,6°C reduziert werden.

Auf der COP äußerte John Kerry Zweifel daran, ob es überhaupt möglich sei, das 1,5°C-Ziel zu erreichen. Die Rückkehr zum Ziel würde bedeuten, dass die Emissionen bis 2030 um 42 % und bis 2035 um 57 % reduziert werden müssten. Die Chancen dafür stehen zwar schlecht, aber ein starker Anstieg der Investitionen des Privatsektors in Klimaschutz und -anpassung könnte die Hoffnung bewahren.

Das weltweit verwaltete Vermögen (AuM) belief sich im Juni 2024 auf 132 Bio. US-Dollar (davon entfallen rund 10 % auf Privatvermögen). Dies bedeutet, dass nur 1 % bis 6 % der weltweiten AuM in globale Klimaschutzmaßnahmen fließen müssten, um die von der IHLEG genannten jährlichen Investitionsziele zu erreichen. Privatkapital, Infrastruktur und zweckgebundene Schuldtitel sind Anlageklassen, die eine maximale zusätzliche Wirkung sowie soziale und ökologische Vorteile bieten.

Das im Oktober 2024 in Frankreich in Kraft getretene „loi industrie verte“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie privates Kapital zur Finanzierung des Klimawandels gesammelt wird. Private Kapitalbeteiligungen zur Finanzierung der Energiewende werden durch die systematische Zuweisung eines Teils von Lebensversicherungs- oder Altersvorsorgegeldern finanziert. Auch in Frankreich werden im Januar 2025 „Obligations de transition“ eingeführt.  Kleine und mittlere Unternehmen haben dann Zugang zu einer neuen Finanzierungslösung für ihre Transformation oder die Entwicklung von Energiewende-Lösungen. Während diese Rahmenwerke die inländischen Erfolge maximieren, gibt es ähnliche Investitionsprogramme zur Finanzierung von wirkungsvollen Projekten in Entwicklungsländern.

Wenn und wo die öffentliche Finanzierung nicht ausreicht, sollten private Finanzierungsquellen die Lücke füllen. Während Umfang und Geschwindigkeit der Bereitstellung von Klimafinanzierungsmitteln für die Erreichung der Klimaziele entscheidend sind, besteht die Hauptkomplexität darin, die Finanzströme so zu kanalisieren, dass ihre zusätzliche Wirkung maximiert wird.

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