Investoren setzen auf wirtschaftsfreundliche Politik – Kryptowährungen erfahren deutliche Aufwertung – Anstieg der US-Zinsen als Reaktion auf steigende Inflationsgefahren
Die Euphoriewelle an den globalen Börsen scheint kein Ende zu nehmen. Der deutliche Wahlsieg von Donald Trump hat die Zuversicht der Anleger gestärkt und den positiven Markttrend an den US-Börsen zusätzlich unterstützt. Besonders stark profitieren von Trumps Plänen vor allem Small Caps sowie der Finanz- und Technologiesektor. Noch stärker haben Kryptowährungen gewonnen. Trump gilt als ausgesprochen „kryptofreundlich“: Er möchte nicht nur die heimische Kryptomining-Industrie fördern, sondern spricht sich sogar für eine strategische US-Bitcoin-Reserve aus. Bemerkenswert sind die zuletzt gestiegenen Langfristzinsen auf US-Staatsanleihen, was einen einfachen Hintergrund hat. Denn unter Trump dürften die US-Defizite höher ausfallen. Zudem könnte eine erwartet aggressive Stimulierung in der späten Phase des US-Wirtschaftszyklus eine neue Inflationswelle auslösen.
Trump: Die Schattenseiten
Derzeit richten die Finanzmärkte ihren Fokus überwiegend auf die positiven Aspekte der Trump-Agenda, wie Steuersenkungen und Deregulierung. Allerdings steht Trump auch für einen harten Protektionismus und eine erratische Außenpolitik, die geopolitische Risiken erhöhen kann. Zudem könnte sein Bestreben, die Unabhängigkeit der Fed zu beschneiden, zusätzliche Unsicherheiten auf den Finanzmärkten verursachen. Trump startet seine Amtszeit mit viel Unterstützung auch innerhalb der Republikanischen Partei. Immerhin konnte er trotz der günstigen wirtschaftlichen Rahmendaten – solides Wirtschaftswachstum, niedrige Arbeitslosenquote, sinkende Inflationsraten und boomende Börsen – die eigentlich für Harris sprachen, einen klaren Sieg erringen. Auch sicherte sich die Republikanische Partei in seinem Windschatten eine Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses. Trump könnte daher ohne größere Hindernisse regieren, was im weiteren Verlauf jedoch erhebliche Risiken und Unsicherheiten birgt.
Zwar dürfte das aktuelle Hoch an den Märkten anhalten und möglicherweise nahtlos in die saisonal typische Jahresendrallye übergehen. Im Verlauf des Jahres 2025 könnten sich jedoch verstärkt die negativen Aspekte der Trump-Präsidentschaft bemerkbar machen, was der Börseneuphorie einen Dämpfer verpassen würde.
Autor: Dr. Eduard Baitinger
Dr. Eduard Baitinger ist seit 2015 Leiter Asset Allocation der FERI AG. Unter der Gesamtverantwortung des CIO der FERI Gruppe, Dr. Marcel V. Lähn, ist Dr. Baitinger für die quantitative Asset Allocation im CIO Office und diverse Publikationen zur Einschätzung der internationalen Finanzmärkte verantwortlich.
Vor seiner Tätigkeit bei FERI war Dr. Baitinger wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bremen und Finanzanalyst bei einem Asset Manager. 2010 schloss er sein Studium an der Universität Bremen, begleitet von einem Auslandsaufenthalt in New York, als Diplom Ökonom ab. 2014 promovierte Eduard Baitinger mit Auszeichnung über neue Ansätze für das quantitative Asset Management. Dr. Baitinger publiziert regelmäßig in akademischen Fachzeitschriften und fungiert als akademischer Gutachter.
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