Wissen schlägt Bequemlichkeit: Für Sparer ist das Verständnis der Kapitalmärkte und Investments wichtiger als ein einfacher Zugang per App

Ursprünglich als „Tag der Sparsamkeit“ ins Leben gerufen steht der Weltspartag heute eher dafür, sich die Chancen und Möglichkeiten der Geldanlage bewusst zu machen. In diesem Jahr feiert der Weltspartag sein 100. Jubiläum und so verwundert es nicht, dass viele Menschen in Deutschland mit ihren Ersparnissen auch gern auf traditionelle Sparanlagen wie das Sparbuch sowie Tages- und Festgelder setzen. Da sie sich damit aber auch die Ertragskraft des Kapitalmarkts zum Erreichen ihrer langfristigen Sparziele entgehen lassen ist die Frage, was dazu beitragen könnte, dass ein Investment für sie interessant wird. Und sprechen die Deutschen überhaupt über ihre Finanzen oder ist dies immer noch ein Thema, dass eher als „privat“ angesehen wird? Diesen Aspekten ist J.P. Morgan Asset Management mit dem „Finanzbarometer 2024“, einer repräsentativen Befragung von 2.000 Frauen und Männern in Deutschland, nachgegangen.

Die Möglichkeit, mit kleinen Beträgen anlegen zu können und ein besseres Verständnis für Kapitalmärkte sowie Finanzprodukte stehen ganz oben auf der Liste der Voraussetzungen, die Investments attraktiver machen. Als weniger wichtig wird dagegen eine einfache Umsetzbarkeit des Investments, etwa über eine App, angesehen. Vielmehr möchte ein Viertel der Befragten sich gern beim Thema Geldanlage beraten lassen. Erfreulich ist: Das Sprechen über Finanzen ist für viele Menschen in Deutschland mittlerweile kein Tabu mehr.

Was Investment-Muffel überzeugen könnte

Laut Finanzbarometer gibt es in Deutschland nach wie vor viele Menschen, die sich nicht an den Kapitalmarkt heranwagen – während 38 Prozent der Befragten bisher nur sparen, gibt es 14 Prozent, die weder sparen noch anlegen. Insgesamt scheuen somit noch mehr als die Hälfte der Deutschen Kapitalmarktinvestments. Wichtigster Punkt für die Menschen, die bislang weder in Fonds und ETFs, noch in Aktien oder Anleihen investieren ist, dass ein Investment auch mit kleinen Beträgen möglich sein muss. Dies wünscht sich mit 28 Prozent fast jeder dritte befragte Sparer. Je ein Viertel der Befragten würde gern das Thema Geldanlage besser verstehen (26 Prozent) bzw. ein besseres Verständnis für das Finanzprodukt, in das investiert wird, haben (25 Prozent). Eine gute Finanzberatung halten 24 Prozent vor einem ersten Investment für sinnvoll. Auch dass eine Finanzanlage keine versteckten Kosten hat, halten 23 Prozent für wünschenswert. Dass die Geldanlage einfach umsetzbar sein müsste, etwa über eine App, würde 18 Prozent der Befragten überzeugen, anzulegen. Dass das Investment schnell und flexibel verfügbar ist, wünschen sich wiederum 17 Prozent und 9 Prozent fänden es interessant, verschiedene Investments miteinander vergleichen zu können.

„Wissen schlägt also Bequemlichkeit, wenn es darum geht, den Weg vom Sparen zum Anlegen einzuschlagen“, fasst Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management, ein wesentliches Ergebnis der Umfrage zusammen. „Das ist bemerkenswert, weil in den letzten Jahren verstärkt der Eindruck entstanden ist, dass einfache Technologie in Form von Apps extrem wichtig ist, damit Menschen sich dem Kapitalmarkt zuwenden. Finanzwissen und das Verständnis des Kapitalmarkts sowie der Investmentprodukte sind aber tatsächlich der entscheidende Faktor“, führt Schulz aus.

Per se lässt sich feststellen, dass das Angebot von Informationen zur finanziellen Bildung in den letzten Jahren deutlich vielfältiger geworden ist – zahlreiche Initiativen, Verbraucherinstitutionen, Marktteilnehmer und Schulen bis hin zu „Finfluencern“ haben sich in dem Bereich verstärkt engagiert. Allerdings gelte es, auch eine mögliche grundsätzliche Scheu vor dem Kapitalmarkt abzulegen. Hier komme die Anlage mit kleinen Beträgen ins Spiel, denn es ist nach wie vor ein verbreiterter Mythos, dass man reich sein müsse, um zu investieren. In viele Fonds, ETFs, Aktien oder Anleihen lässt sich mit einem Sparplan aber bereits mit 50 Euro oder sogar weniger regelmäßig Geld breit gestreut am Kapitalmarkt anlegen. „Eine wichtige Botschaft ist also, dass Geldanlage bereits mit sehr kleinen Beträgen möglich ist. Es gilt vielmehr, möglichst lange Zeit investiert zu sein, um vom Zinseszinseffekt profitieren zu können – also ist es sinnvoll, früh anzufangen, selbst wenn es zunächst nur geringe Summen sind, die angelegt werden. Dies sollte noch stärker ins Bewusstsein vieler Deutscher geholt werden“, erklärt Matthias Schulz. So lassen sich mit Fonds und ETFs sehr einfach erste Erfahrungen am Kapitalmarkt sammeln.

Insbesondere langfristig bieten Investments viele Vorteile

Der Experte führt weiterhin aus, dass aktuell zwar Spareinlagen oder Tagesgelder teilweise noch mit einer attraktiven Verzinsung locken. Doch diese können vor allem langfristig nicht mit einem Kapitalmarktinvestment mithalten. „Auch wenn die Sparzinsen noch sehr attraktiv wirken, gilt es für die langfristige Anlage ein wenig weiter zu denken. Denn die ersten Zinssenkungen haben das Ertragsniveau bereits wieder sinken lassen“, betont Schulz. Er verweist darauf, dass eine Multi-Asset-Income-Strategie – das ist ein Mischfonds mit Aktien und Anleihen, der regelmäßige Ausschüttungen bietet – unabhängig vom vorherrschenden Zinsniveau Ertrag plus Kapitalwachstum erzielen kann, der das Tagesgeld langfristig übertrifft. Durch die Kombination ertragstarker Anlageklassen lässt sich mit einem solchen Investment sogar von der Zinswende profitieren. Eine langfristige Analyse zeigt, dass ein solches Mischportfolio in über 70 Prozent der Fälle besser abschneidet als Tagesgeld – sowohl bei sehr niedrigen als auch bei einem Zinsniveau, wie es aktuell vorherrscht. „Da die Zinsen bereits wieder sinken, besteht bei Fest- und Tagesgeldern zeitnah ein Reinvestitionsrisiko. Zudem fehlt diesen Anlagen das Potenzial für Kapitalgewinne, wie bei Aktien oder länger laufenden Anleihen. Das ist besonders wichtig für den langfristigen Anlageerfolg, etwa bei der Altersvorsorge“, unterstreicht Matthias Schulz.

Sprechen über Finanzen: früher Tabu, heute sehr viel alltäglicher

Eine gute Möglichkeit, das Wissen zum Thema Finanzen und das Verständnis der Märkte und Produkte zu vergrößern ist, regelmäßig über Geld zu sprechen. Herrschte lange Zeit die Meinung vor, dass man „über Geld nicht spricht“, so ändert sich dies spürbar. Inzwischen werden Geldthemen von 78 Prozent der befragten Deutschen zumindest mit dem direkten persönlichen Umfeld diskutiert. Lediglich 14 Prozent sprechen überhaupt nicht über finanzielle Angelegenheiten. Weitere 8 Prozent würden dies gern, wissen nur nicht, mit wem.

Mit 31 Prozent der befragten Deutschen hält rund ein Drittel Geldthemen lieber privat, innerhalb der engen Familie beziehungsweise der Partnerschaft. Ein Viertel der Befragten wiederum spricht regelmäßig mit der Familie über Geld, auch um den Kindern den Umgang damit zu vermitteln. Für 20 Prozent ist es in ihrem Freundeskreis selbstverständlich, über Themen wie Gehalt und Geldanlage zu sprechen. Nur 13 Prozent gaben allerdings an, gerne und häufig über allgemeine Finanzthemen, wie etwa die Entwicklung der Aktienmärkte, zu sprechen.

Generationenunterschiede werden darin deutlich, dass jüngere Menschen eher mit dem Freundeskreis als mit der Familie über Geld sprechen, bei älteren Menschen ist es genau umgekehrt. Ältere Menschen über 65 Jahre sprechen mit 22 Prozent zudem deutlich häufiger überhaupt nicht über Finanzen als 18- bis 24-Jährige mit 13 Prozent. „Es ist schön, dass für die jüngere Generation das Sprechen über Finanzen schon fast alltäglich ist. Genau damit wird die Basis gelegt, um sich stärker am Kapitalmarkt zu engagieren und auch das Investieren als Selbstverständlichkeit anzusehen“, sagt Matthias Schulz.

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