Kommentar von Celia Soares, Client Portfolio Manager (Fixed Income), Janus Henderson Investors
Die Zentralbanken auf der ganzen Welt senken die Zinssätze in unterschiedlichem Tempo. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) war eine konsequente Senkung angesichts der Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum. Dies spiegelt weitere Risiken am Horizont wider, wie etwa die Schwäche des Arbeitsmarktes und Handelskonflikte.
Die EZB ließ nicht, wie von einigen erwartet, ihre Formulierung fallen, die Geldpolitik so lange wie nötig ausreichend restriktiv zu halten, um das Inflationsziel von 2 % zu erreichen. Sie hielt an ihrem datenabhängigen Ansatz fest und traf ihre Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung. Es besteht also Ungewissheit über das Tempo der Zinssenkungen, die in Zukunft erfolgen werden.Alles in allem tendierte die Sitzung eher zu einer dovishen Haltung. Es wurden jedoch auch einige hawkistische Aspekte betont, darunter die Feststellung, dass „die inländische Inflation nach wie vor hoch ist“ und „die Löhne weiterhin schnell steigen“. Dennoch deutete der größte Teil der Diskussion auf ein wachsendes Vertrauen in den disinflationären Trend hin, was in der Bemerkung gipfelte, dass wir „gut auf Kurs“ seien.
EZB-Präsidentin Lagarde wies auf die Schwäche aller Wirtschaftsindikatoren hin. Die europäischen Primär- oder Kernwirtschaften zeigen Anzeichen von Wachstumsschwäche, insbesondere in Kernländern wie Deutschland und Frankreich. Ein anhaltender Abschwung im verarbeitenden Gewerbe in Verbindung mit einem stagnierenden Wachstum im Baugewerbe hat dazu geführt, dass der Dienstleistungssektor die zentrale Wachstumsquelle der Wirtschaft darstellt. Länder, die stark vom verarbeitenden Gewerbe abhängig sind, haben in letzter Zeit schlechtere Ergebnisse erzielt, wobei das Wirtschaftswachstum in Deutschland in den letzten fünf Jahren, mit Ausnahme von 2020, zu den niedrigsten in der Region gehörte.
Wenn man sich jedoch auf die wichtigsten Zahlen konzentriert, übersieht man die makroökonomischen Unterschiede, die zwischen den Ländern des Euroraums bestehen. Die Peripherieländer weisen ein starkes positives Wachstum auf, was insbesondere in Spanien, aber auch in Griechenland und Portugal zu spüren ist. Dies führte auch dazu, dass die Ratings mehrerer Banken der Peripherieländer heraufgestuft wurden.
Europäische Anleihemärkte
In früheren Zinssenkungszyklen war die EZB bestrebt, die Anleiherenditen der Peripherieländer zu stabilisieren; in diesem Zyklus hat sich der Schwerpunkt jedoch auf die Unterstützung der Kernländer verlagert.
Was bedeutet dies nun für die Unternehmensanleihen? Zinssenkungen wirken sich positiv auf die Dynamik der Gesamtrendite aus, da ein Rückgang der Renditen zu Kapitalgewinnen für Anleiheinvestoren führt.
Abgesehen von Q4 2023 und der Corona-bedingten Rallye in Q2 2020 muss man 12 Jahre zurückgehen, um ein besseres Quartal für die Gesamtrendite von Euro-Investment-Grade-Credits zu finden. Infolgedessen hat sich die Dispersion an den Euro-IG-Märkten verringert. Für aktive Anleger geht es darum, die Gewinner unter denjenigen herauszufiltern, die vom günstigeren Zugang zu Kapital profitieren.
Einige Sektoren, wie z. B. Immobilien und Versorgungsunternehmen, könnten von den sinkenden Zinssätzen stärker profitieren als andere, doch bei anderen ist das Zusammenspiel differenzierter. Die Gewinne der Banken werden durch niedrigere Zinssätze beeinträchtigt, aber weniger Kreditausfälle wirken sich positiv aus. Europäische Banken reagieren in der Regel weniger empfindlich auf die Auswirkungen von Zinsschwankungen als ihre US-amerikanischen Pendants. Sie verfügen häufig über Absicherungsmaßnahmen, um dieses Risiko zu steuern.
Angesichts der engen Spreads könnte es bei einem „Risk-Off“-Szenario zu einer vereinzelten Ausweitung der Spreads kommen, wie wir es im Automobilsektor gesehen haben. Trotz der starken Performance von IG-Credit erscheinen hochwertige IG-Anleihen im Vergleich zum breiteren Euro-IG-Markt immer noch günstig.
Positiv für die Spreads ist, dass die Mittelzuflüsse tendenziell den Renditen folgen. Historisch fließen nach der ersten Zinssenkung die Mittel tendenziell in hochwertige IG-Credits im Vergleich zu Euro-High-Yield, und das war auch in diesem Zyklus bisher der Fall.
Risiken – wie z. B. die Politik – bleiben am Horizont, aber die Renditen von IG-Credits bleiben attraktiv. Unserer Ansicht nach wird die Titelauswahl der Schlüssel zu den Erträgen sein – mit anderen Worten, die Auswahl des richtigen Renditeniveaus, damit das Risiko angemessen berücksichtigt wird.
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