In vier Wochen gelten strengere Regeln für neue Fonds, die in ihrem Namen mit Nachhaltigkeit werben wollen.

Ab Mai 2025 müssen sämtliche Produkte diese Vorgaben erfüllen. Mehr als 2.400 Fonds sind betroffen, hat Scope ermittelt.

Rund 2400 Fonds in Deutschland mit einem Volumen von mehr als 1,2 Bio. Euro sind von der neuen ESMA-Leitlinie zu Fondsnamen betroffen – mehr als jeder fünfte mit deutscher Vertriebszulassung. Die Leitlinie der europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) regelt die Verwendung von Begriffen, die einen Bezug zum Thema Nachhaltigkeit haben. Ziel ist es zu verhindern, dass sich Fonds einen „grüneren“ Anstrich geben, als sie tatsächlich haben (Greenwashing). Neu aufgelegte Portfolios müssen die Vorgaben vom 21. November 2024 an erfüllen, ab 21. Mai 2025 gelten diese für sämtliche Fonds.

Die ESMA-Leitlinie setzt sich mit der Frage auseinander, unter welchen Bedingungen ein Fonds in seinem Namen Wörter wie Umwelt (environment), Soziales (social), gute Unternehmensführung (governance) oder andere nachhaltigkeitsbezogene Begriffe verwenden darf. Für jeden Begriff gilt, dass sich ihm künftig mindestens 80% der Vermögenswerte im Portfolio zuordnen lassen müssen. Bei einigen gibt es zusätzliche Vorgaben. Diese Zuordnung muss für externe Prüfer nachvollziehbar sein.

Fondsgesellschaften müssen reagieren

Asset Manager, die in Deutschland nachhaltige Fonds anbieten oder anbieten möchten, müssen nun entscheiden, den nachhaltigen Begriff aus dem Fondsnamen zu streichen oder durch Anpassung des Namens und notwendige Reallokation die Anforderungen der Leitlinie zu erfüllen. Letzteres ist aus Sicht von Scope mit einigen Herausforderungen verbunden. Es müssen compliance-sichere Datenbanken aufgebaut bzw. zugänglich gemacht werden. Ziel ist es, die Einhaltung der Anforderungen laufend so zu überwachen, dass dies einer externen Prüfung der geltenden Schwellenwerte, Mindestausschlüsse und zusätzlichen Vorgaben standhält.

Aus Sicht von Scope ist die kurzfristige Umsetzung der ESMA-Leitlinie für die Produktanbieter erheblich erschwert. Denn die im Markt angebotenen ESG-Datenbanken sind für eine laufende Überwachung nicht aktuell genug, nur schwer zugänglich und untereinander kaum vergleichbar. So unterscheidet sich beispielsweise die Analysetiefe in Bezug auf Kontroversen in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens bei jedem ESG-Datenanbieter und der Einfluss auf die ESG-Unternehmensbewertung kann je nach Sektor sehr unterschiedlich sein.

Dutzende Begriffe mit Nachhaltigkeitsbezug in Verwendung

Um festzustellen, wie viele Fonds von der ESMA-Leitlinie betroffen sind, hat Scope die Datenbanken durchsucht: zum einen nach den von der ESMA explizit benannten Begriffen, zum anderen nach weiteren englischen und deutschen nachhaltigkeitsbezogenen Wörtern, die nach Ansicht von Scope mit den sechs Begriffsgruppen in Verbindung stehen. Insgesamt wurden 51 Begriffe in die Suche einbezogen. Mit großem Abstand am häufigsten findet sich der Begriff „ESG“ in Fondsnamen (783 Mal), gefolgt von „Sustainable“ mit 401 Nennungen. Auf den folgenden Plätzen: SRI, Climate, Green und Impact. Dagegen tauchen einige Begriffe – etwa „Governance“, „Woma/en“ oder „Solidarity“ – in keinem einzigen Fondsnamen auf.

Die ermittelten 2.401 Fonds sind in diversen Scope-Peergroups vertreten, längst nicht alle gehören zu expliziten Nachhaltigkeits-Peergroups. Lediglich 570 Fonds sind den Vergleichsgruppen Aktien Nachhaltigkeit/Ethik Welt, Aktien Nachhaltigkeit/Ethik Europa, Aktien Ökologie Welt, Aktien Ökologie Europa und Aktien Alternative Energien zugeordnet.

Je nach Begriffsgruppe sind mindestens 89% der Fonds, die nachhaltige Begriffe im Namen tragen, gemäß Artikel 8 oder 9 SFDR klassifiziert und berücksichtigen nachhaltige Aspekte (Artikel 8) oder verfolgen nachhaltige Ziele (Artikel 9).

Scope erwartet in den kommenden Monaten bis Mai 2025 ein umfangreiches Re-Branding, Re-Naming und Re-Structuring für die mehr als 2.400 betroffenen Fonds, begleitet von einer „Re-Allocation“ der Portfolios.

Die vollständige Auswertung können Sie hier herunterladen.

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