Altersvorsorgedepot in Deutschland eher 08/15

Marktkapitalisierung der alternativen Asset Manager legt kräftig zu

Rentenaufstockung am Kapitalmarkt? Ohne Garantie und Sicherheitsnetz? Aber dafür die Chance auf attraktive Renditen? „Die deutsche Regierung plant die Einführung eines kapitalmarktbasierten Altersvorsorgekonzepts, das für hiesige Verhältnisse schon fast revolutionär anmutet, im internationalen Vergleich aber wohl eher als ‚08/15‘ zu bezeichnen ist“, sagt Michael Klimek, Geschäftsführer der Dolphinvest Capital. Wie schon zuvor bei der Nahles-Rente sollen die Bürger auch beim „Altersvorsorgedepot“, die Möglichkeit erhalten, ihre Einkünfte aus der staatlichen Rente mit Erträgen aus Kapitalanlagen aufzustocken – allerdings ohne Sicherheitsnetz und Garantien.

Während die Nahles-Rente an fehlender Akzeptanz scheiterte, versucht es die Regierung nun erneut und setzt mit dem „Altersvorsorgedepot“ zweierlei Anreize: Steuerfreiheit auf die Kapitalerträge während der Ansparphase und Bezuschussung des Sparbetrags mit maximal 600 Euro pro Jahr. „Das toppt die 175-Euro-Grundzulage bei der Riester-Rente um ein Mehrfaches. Das ist nicht nichts“, so Klimek.

Auch die EU-Kommission hat Pläne: Aus der unvollendeten Kapitalmarktunion soll eine Savings-and-Investments-Union werden. „Löblich an der Initiative ist zweifellos, den Privatkunden nicht mehr nur als Steuerzahler und Konsument zu sehen, sondern ihn als Investor an der wirtschaftlichen Zukunft der Europäischen Union teilhaben zu lassen“, resümiert der Branchenexperte. In den USA sei man viel weiter: Die dortigen Unternehmen nehmen mehr Kapital an den Kapitalmärkten auf als bei Banken, in Europa ist es umgekehrt.

EU und USA – getrennte Kapitalmarkt-Welten

Obwohl die EU hinsichtlich ihrer Bevölkerungsgröße die USA um 30 % überragt, ist der US-amerikanische Kapitalmarkt um ein Mehrfaches größer als sein EU-Pendant. „Die Kapitalmarktgröße bestimmt die Größe der Asset-Management-Branche, da diese zentraler Dienstleister auf der Buyside der Kapitalmärkte ist“, weiß Klimek.

Aktuell gibt es vier etablierte, börsennotierte Asset Manager in der Europäischen Union, die mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 1 Mrd. Euro (Q2 2024) von nennenswerter Größe sind: die italienischen Unternehmen Anima und Azimut, die französische Amundi und die deutsche DWS. In den USA gibt es 18 Asset Manager gleichen Profils: u. a. Blackrock und Blackstone, Invesco, Templeton und Cohen & Steers. Der Branchenexperte dazu: „Somit gibt es ‚nur‘ etwa 4,5mal so viele Asset Manager in den USA wie in der EU, die in diese Kategorie von Marktteilnehmern fallen, obwohl der US-Kapitalmarkt deutlich größer ist. Weil die Kapitalisierung aller im MSCI USA erfassten Unternehmen insgesamt das Siebenfache der Kapitalisierung der Unternehmen im MSCI European Union beträgt, verwaltet der durchschnittliche Asset Manager in den USA mehr Finanzkapital.“

Da die EU immer noch aus 27 lokalen Kapitalmärkten bestehe, sei sie laut Klimek meilenweit entfernt von den Effizienzvorteilen einer Kapitalmarktunion. Vor allem aber seien es wohl die weitaus größeren Steueranreize für die nicht-staatliche Altersvorsorge in den USA, die sich positiv auf das Wachstum des US-Kapital- und Asset-Management-Marktes in den letzten Jahrzehnten auswirkten.

Die ersten 401(k)-Altersvorsorgepläne kamen 1978 an den US-Markt. Die staatlich geförderte Riester-Rente in Deutschland existiert dagegen erst seit 2002, die Rürup-Rente seit 2005, die Nahles-Rente und mit ihr die rein kapitalgedeckte Altersvorsorge ohne Garantieansprüche schließlich erst seit 2018. „Deutschland hinkt den USA, was die Entwicklung eines nicht-staatlichen Rentensystems betrifft, erstens zeitlich, nämlich um mehrere Jahrzehnte, hinterher und zweitens in der Umsetzung und Akzeptanz: Die Nahles-Rente, die in der Konzeption dem 401(k)-Plan nahekommt, wird mehrheitlich von Arbeitnehmern wie Arbeitgebern abgelehnt“, bedauert der Experte.

Profitabilität im Vergleich

Die vier oben genannten EU-Asset-Manager steigerten im Fünfjahresvergleich – Q2 2019 bis Q2 2024 – die Gesamteinnahmen insgesamt um 24 %, und das Vorsteuerergebnis stieg sogar um 56 %. Anders die Situation in den USA: Hier wuchsen die Gesamteinnahmen der 18 Asset Manager um 40 %, also deutlich stärker als in der EU, während das Gesamtergebnis vor Steuern sich um nur 29 % erhöhte, also deutlich weniger als in der EU.

Während der Fokus bei der Unternehmensführung von EU-domizilierten Asset-Management-Unternehmen innerhalb der letzten fünf Jahre offensichtlich auf der Steigerung von Effizienz und Profitabilität lag, lag er in den USA auf Wachstum. Den US-Asset-Management-Markt zeichnet insbesondere der Aufbau neuer Geschäftsfelder in den Private Markets aus, in denen sich vergleichsweise hohe Einnahmen aus Managementgebühren erzielen lassen.

Aussagekräftige Entwicklung der Marktkapitalisierung

Im Zehnjahreszeitraum von 2014 bis 2024 erfuhren börsennotierte Asset Manager in den USA den höchsten Zuwachs an Marktkapitalisierung im Vergleich mit anderen Finanzdienstleistern wie Banken, Versicherungen und Spezialfinanzierern. „Diese positive Entwicklung für die US-Asset-Management-Branche ist aber ausschließlich dem kometenhaften Aufstieg der alternativen Asset Manager zu verdanken“, weiß Klimek. Während in den zehn Jahren die Gesamtmarktkapitalisierung aller US-Finanzwerte um etwa 50 % zunahm, konnte die Marktkapitalisierung von börsennotierten Alternatives um gut 350 % zulegen. Gelistete traditionelle Asset Manager bildeten dagegen mit 0 Prozent Steigerung das Schlusslicht im Universum der US-Financials.

Michael Klimek befürchtet Fehler in der EU-Version: „In den bislang öffentlich vorliegenden Details des neuen ‚Altersvorsorgedepots‘ in Deutschland kommt trotz des Investmentnotstands in der Infrastruktur das Thema ‚private Kapitalmärkte‘ nicht vor. Und trotz der negativen Erfahrungen mit fehlenden oder unzureichenden Steuer- und anderen finanziellen Anreizen bei den EU-Fondsvehikeln EuVeCa und ELTIF unternimmt die EU-Kommission keinerlei erkennbare Anstrengung, an der fehlenden Incentivierung etwas zu ändern.“ Diskutiert werde in Brüssel vielmehr die Frage, ob ein zentraler Regulator besser sei als 27 nationale.  „Mario Draghi hat sich unlängst, durchaus nachvollziehbar, für den zentralistischen Ansatz ausgesprochen. Das lässt zumindest hoffen“, so der Branchenexperte.

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