Gold oder Silber? Im Schmuckgeschäft ist das vor allem eine Frage des persönlichen Geschmacks und der Dicke des Portemonnaies.

Bei einem Investment sind jedoch eine Reihe von Eigenheiten der beiden Edelmetalle zu beachten. Welche das sind, zeigt der Leitfaden von Ophirum.

Anleger fragen immer wieder, was denn das bessere Investment ist: Gold oder Silber? Angesichts der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Edelmetalle ist das keineswegs eine triviale Frage. Denn was das bessere Investment ist, hängt sowohl von der künftigen Marktentwicklung ab, die niemand mit Sicherheit prognostizieren kann, als auch vom Fragesteller. Denn entscheidend ist sicherlich, welches Ziel der Anleger mit einem Edelmetallinvestment verfolgt und welchen Betrag er investieren will. Ist eine maximale Rendite das Ziel? Geht es um Inflationsschutz und eine Krisenwährung? Oder geht es um die Diversifikation des Vermögens und damit um mehr Stabilität im Vermögensportfolio?

Gold und Silber als alternative Zahlungsmittel

Fakt ist: Gold und Silber haben einige Gemeinsamkeiten. Beides sind Edelmetalle, sie rosten also nicht und sind unbegrenzt haltbar. Und beide sind nur begrenzt verfügbar. Als natürlich vorkommende Rohstoffe müssen sie aus dem Boden gefördert oder aus Altmetall zurückgewonnen werden. Dabei kommt Silber auf der Erde rund 20-mal häufiger vor als Gold.

Sowohl Gold als auch Silber haben eine Werterhalt- und Zahlungsmittelfunktion. Weil sich Gold und Silber nicht künstlich herstellen lassen, können beide Edelmetalle nie wertlos werden und dienen schon seit Jahrtausenden als Zahlungsmittel. Darüber hinaus bieten sie auch einen gewissen Inflationsschutz. In der Regel steigen der Gold- und Silberpreis mit der Inflation, was wiederum die Kaufkraft der beiden Edelmetalle anders als Papiergeld auf Dauer erhalten sollte.

Deshalb dienen Gold und Silber vielen Anlegern als Krisenversicherung. Selbst wenn ein ganzer Währungsraum zusammenbricht, können Gold und Silber immer noch weltweit gegen Geld, Waren oder Dienstleistungen eingetauscht werden. Das ist auch ein Grund dafür, warum Privatanleger und institutionelle Investoren gerne Silber und vor allem Gold kaufen, wenn Wirtschafts- und Währungskrisen oder an der Börse starke, länger anhaltende Kursverluste drohen.

Trotz dieser Gemeinsamkeiten gibt es eine Reihe von Unterschieden zwischen Gold und Silber. Der auffälligste: Gold ist aktuell gemessen am Preis einer Feinunze mehr als 80-mal teurer als Silber. Erst Ende September 2024 erreichte Gold mit einem Preis von rund 2.628 Dollar pro Feinunze ein neues Allzeithoch. Das Rekordhoch für eine Feinunze Silber datiert hingegen noch aus dem Jahr 1980 bei etwa 49,45 Dollar je Feinunze. Dieses Niveau wurde erst im April 2011 kurzzeitig wieder erreicht. Im September 2024 notiert Silber zwischen 28 und 31 Dollar je Feinunze und damit deutlich unter dem Allzeithoch.

Industrie braucht mehr Silber als Gold

Der große Preisunterschied liegt zum einen an den deutlich geringeren Goldvorkommen im Vergleich zu den natürlichen Silberressourcen. Dementsprechend sind die Kosten für die Gewinnung einer Unze Gold deutlich höher als für eine Unze Silber. Daneben spielt auch die Verwendung der Metalle eine große Rolle. Gold ist vor allem in Form von Schmuck, Münzen und Barren gefragt, aber auch als Zahngold oder in der Elektrotechnik. Insgesamt stammen 48,7 Prozent der Nachfrage von den Schmuckherstellern, 44,6 Prozent dienen der Geldanlage. Dabei kommt gut die Hälfte der Nachfrage nach Anlagegold von den Zentralbanken weltweit, die knappe andere Hälfte fragen Anleger und Investoren nach. Der Anteil der industriellen Nachfrage liegt bei Gold somit bei weniger als sieben Prozent.

Bei Silber hingegen dominiert die industrielle Nachfrage, vor allem aus den Bereichen Elektrotechnik, Medizintechnik, Fotografie und Glasbeschichtung. Insgesamt verwendet die Industrie Silber 33-mal häufiger als Gold. Mehr als die Hälfte des Silberangebots wird von der Industrie absorbiert. Damit ist die industrielle Nachfrage auch der wesentliche Bestimmungsfaktor für den Silberpreis. Das macht den Silberpreis auch konjunktur- und damit auch schwankungsanfälliger als Gold.

Preisverhältnis Gold-Silber gibt Signale

Der Silberpreis ist historisch eng mit dem Goldpreis verknüpft. Aus diesem Grund spielt das Preisverhältnis Gold zu Silber für einige Edelmetallkäufer eine bedeutende Rolle. Diese Gold-Silber-Ratio gibt an, wie viele Feinunzen Silber für eine Feinunze Gold aufgewendet werden müssen. Seit der Jahrtausendwende schwankt die Gold-Silber-Ratio zwischen Werten von 45 und 95. In der Corona-Pandemie gab es 2020 sogar einen kurzen Ausreißer auf 123, weil die Konjunktur lahmte und der Goldpreis deutlich anstieg. Ein solch hoher Wert wurde noch nie zuvor erreicht.

Gemeinhin signalisiert eine Gold-Silber-Ratio von mehr als 80 einen Aufholbedarf von Silber gegenüber Gold. Ende September 2024 lag die Gold-Silber-Ratio trotz der vorangegangenen Silberpreisrally immer noch bei 85. Nach dieser Lesart könnte der Silberkurs also noch durchaus Luft nach oben haben.

Mehr Steuern auf Silber

Für Anleger besonders wichtig sind die großen und nicht zu unterschätzenden Unterschiede in der Besteuerung der Edelmetalle. Während Goldkäufe von Anlagemünzen und -barren grundsätzlich von der Mehrwertsteuer befreit sind, müssen Käufer von Silbermünzen oder -barren die 19-prozentige Mehrwertsteuer bezahlen. Damit Anleger ein Plus machen, müssen sie nach dem Silberkauf also zunächst die Mehrwertsteuer und die Händlermarge zurückverdienen, während der Goldkäufer nur die Händlermarge wieder reinholen muss. Beim Verkauf sind beide Metalle hingegen gleichgestellt. Wer sein Gold- oder Silberinvestment erst nach Ablauf von zwölf Monaten wieder verkauft, bleibt von der 25-prozentigen Abgeltungsteuer auf den Gewinn befreit.

Gold hat als Anlagemetall klar die Nase vorn

Unter dem Strich hat Silber gewichtige Nachteile gegenüber Gold: Der Silberpreis schwankt aufgrund seines Charakters als Industriemetall stärker, beim Kauf wird Mehrwertsteuer fällig und dank des höheren Vorkommens in den Minen ist es weniger selten als Gold. Es gibt also einige gute Gründe, weshalb die langfristige Wertentwicklung von Gold erheblich besser ist als die von Silber.

Hinzu kommt: Anleger benötigen für Silbermünzen oder -barren deutlich mehr Platz als bei einem Goldinvestment für den gleichen Betrag. Die sichere Verwahrung des Silberschatzes ist also im Verhältnis zum Gegenwert aufwändiger und teurer. Zumindest können Anleger bei einer Verwahrung in einem Zollfreilager die Mehrwertsteuer umgehen, allerdings können sie dann ihr Silber auch nicht einfach zur Hand nehmen und zudem entstehen natürlich Lagerkosten.

In jedem Fall sollten Anleger darauf achten, dass die Gold- oder Silberposition in ihrem Vermögensportfolio höchstens einen Anteil von zehn Prozent ausmacht. Bis zu dieser Höhe verleihen Edelmetalle einem Depot mehr Stabilität und sorgen für eine bessere Risikostreuung.

Silber als Industrierohstoff-Investment, Gold für die Sicherheit

Wägen Anleger die verschiedenen Vor- und Nachteile gegeneinander ab, wird in den meisten Fällen die Wahl auf Gold fallen. Lediglich wer auf einen langfristig steigenden Silberbedarf seitens der Industrie setzen will, kann mit Silber darauf wetten. In allen anderen Fällen, insbesondere als Krisenversicherung und Inflationsschutz, ist Gold das weitaus sinnvollere und im Vergleich der Nebenkosten auch deutlich günstigere Investment. Die Performance der vergangenen 25 Jahre spricht ebenfalls für Gold: Während sich der Silberpreis in dieser Zeit ungefähr verfünffacht hat, ist der Goldpreis auf rund das Achtfache gestiegen.

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