Von David Wehner, Do Investment AG
Sparkurs bei Volkswagen, Schrumpfkurs bei ZF Friedrichshafen, starke Konkurrenz aus China und Asien – Deutschlands Schlüsselindustrie scheint im Krisenmodus. Das zeigt sich auch an den Aktienkursen. Besser läuft es da für die Nutzfahrzeughersteller. Warum für Anleger dennoch auch bei Lkw-Aktien „Halten“ besser als „Kaufen“ sein könnte.
Für Investoren scheint es derzeit attraktivere Anlagen zu geben als Autoaktien. Die Kurse von Mercedes-Benz, Volkswagen und Porsche sind derzeit günstiger als noch vor einem Jahr. Lediglich BMW verteuerten sich und bescherten den Anlegern ein Plus. Ebenfalls abgestraft wurden Zulieferer wie Continental oder Schaeffler. Dieser Entwicklung haben wir bei Do Investment Rechnung getragen, unser Portfolio entsprechend angepasst: Volkswagen sowie Porsche wurden aus dem Fonds Do Global Opportunities herausgenommen. Behalten haben wir BMW und Ferrari.
Die Gründe sind vielfältig: Regulatorische Herausforderungen wie das politisch verordnete Verbrenner-Aus und die damit verbundene Fokussierung auf Elektroautos, deren Nachfrage allerdings rückläufig ist, machen es den Autoherstellern schwer. Zugleich ist der technologische Vorsprung der deutschen Hersteller angesichts der Transformation der Branche hin zur Elektromobilität geschmolzen. Insbesondere die Konkurrenz aus Asien macht den heimischen Autobauern das Leben zunehmend schwerer. Denn: Längst sind Autos aus China keine billige Kopie mehr, sondern hochentwickelte Fahrzeuge, die zudem preisgünstiger hergestellt und vertrieben werden. Dies ist ein besonderes Problem, denn deutsche Neufahrzeuge werden immer teurer und damit in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten zu einem Luxusgut, das sich immer weniger Menschen leisten können oder wollen.
Gute Zeiten für die Herren der Laster
Besser sieht es dagegen im Reich der Laster aus. Wenige Tage vor der am 17. September beginnenden Leistungsschau der Nutzfahrzeughersteller, der IAA Transportation in Hannover, ist die Brummi-Branche an der Börse in ruhigerem Fahrwasser. Daimler Truck notiert auf Jahressicht im Plus, Volvo ebenso und Traton gar um mehr als 50 Prozent. Der wesentliche Grund: Die Nachfrage nach Gütern ist stabil und die Orderbücher der Hersteller sind noch voll. Zwar müssen auch die Lkw-Bauer ihren Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrs beitragen, doch haben sie dafür bis 2050 Zeit und setzen anders als die Pkw-Hersteller, die fast ausschließlich auf Batterien setzen, neben batterieelektrischen, auch auf wasserstoff- und brennstoffzellenbasierte Lösungen. Nachhaltige Impulse dürfte die Branche durch die Investitionen in Straßenbau, Autobahnausbau oder Stadtentwicklung erhalten. Auch die Industrialisierung in Schwellenländern mit dem einhergehenden wachsenden Bedarf an Transportlösungen dürfte zum Wachstum des Marktes beitragen.
Investieren oder nicht – das Warten auf den Zündfunken
Trotz der aktuellen Kurse weisen die deutschen Automobil-Unternehmen nach wie vor hohe Gewinne auf, was sich in niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) widerspiegelt. Das macht die Aktien zwar theoretisch attraktiv, doch das unsichere Marktumfeld könnte eher gegen ein Investment in Pkw-Papiere sprechen. Ähnlich verhält es sich auch bei den Nutzfahrzeugherstellern, deren Wachstum neben dem konjunkturellen Umfeld hauptsächlich durch den zunehmenden Fokus auf Elektrifizierung, Logistik, und die Implementierung fortschrittlicher Technologien wie autonomes Fahren und Telematik angetrieben wird. Auch in diesem zyklischen Bereich sollte derzeit trotz der ordentlichen Entwicklung, sorgfältig erwogen werden, ob sich ein Engagement auszahlt. Denn: Sollte sich die Konjunktur im dritten und vierten Quartal weiter abschwächen, dürften auch die Nutzfahrzeughersteller und entsprechend die Kurse Federn lassen.
Was grundsätzlich fehlt, ist der entscheidende Zündfunke. Sollte es der Politik und den Notenbanken gelingen, innerhalb der kommenden anderthalb Jahre einen neuen positiven Konjunkturzyklus zu starten, könnte es zu einer Trendumkehr kommen und sowohl den Pkw-Sektor als auch den Nutzfahrzeugbereich zu einer interessanten Anlagemöglichkeit machen. Vor diesem Hintergrund scheint es mir ratsam, bestehende Positionen lediglich zu halten. Zu unsicher sind die Marktbedingungen. Daher scheint es vorteilhafter zu sein, auf Zeichen einer konjunkturellen Stabilisierung oder positiven Trendumkehr zu warten, bevor neue Investitionen getätigt werden.
Über den Autor:
David Wehner ist Head of Liquid Assets beim unabhängigen Münchener Vermögensverwalter Do Investment.
Verantwortlich für den Inhalt:
Do Investment AG, Oettingenstraße 35, 80538 München, Tel: 089 954119330, www.do-investment.de