Genau eine Woche ist es her, dass der japanische Aktienmarkt ein Beben historischen Ausmaßes erlebte.

Sowohl der Topix als auch der Nikkei 225 Index stürzten binnen Stunden um mehr als 12 Prozent ab – ein Schock, der Anlegern auch trotzt der schnell folgenden Erholung noch eine Zeitlang in den Knochen stecken wird. Japanische Aktien bieten dennoch langfristig attraktive Chancen – auch wenn die jüngste Volatilität weiter anhalten dürfte, meint Kei Okamura, Portfolio Manager bei Neuberger Berman. In seinem Marktkommentar erklärt er, wie es zu dem Abverkauft kommen konnte und warum er dennoch optimistisch auf die kommenden Monate blickt.

Am Montag, dem 5. August, stürzten sowohl der Topix als auch der Nikkei 225 Index um mehr als 12 Prozent ab – die stärksten Einbrüche an einem Tag seit dem Schwarzen Montag im Jahr 1987. Nur um am nächsten Tag wieder um 9,3 Prozent bzw. 10,2 Prozent zuzulegen und am Mittwoch weiter leicht anzusteigen.

Normalisierung der Geldpolitik in Sicht

Ein wichtiger, wenn auch nicht der einzige, Auslöser für den Marktausverkauf war die Entscheidung der Bank of Japan vom 31. Juli, die Leitzinsen zu erhöhen und ihr JGB-Kaufprogramm (Japanese Government Bond) bis 2026 zu halbieren. Der hawkishe Ton des BOJ-Gouverneurs Kazuo Ueda wertete den Yen gegenüber anderen wichtigen Währungen stark auf und löste eine massive Auflösung von Carry Trades aus, die mit dem plötzlich teureren Yen finanziert wurden. In der Zwischenzeit sorgten sich die Anleger weltweit, dass die teureren Exporte die Unternehmensgewinne, insbesondere bei den Automobilherstellern, beeinträchtigen könnten. Die schwachen Ergebnisse der US-Halbleiterhersteller gaben ihr Übriges dazu und lösten Bedenken zur Chipnachfrage aus.

Bleibt die Frage, wie es jetzt weitergeht? Tatsächlich gibt es hier ausreichend Grund für Optimismus. So dürfte das japanische Lohnwachstum und die sich stabilisierende Inflation die BOJ mittelfristig zu einer Normalisierung der Geldpolitik veranlassen. Dabei werden sich die Währungshüter wahrscheinlich an der US-Notenbank orientieren, die bald mit Zinssenkungen beginnt. Dadurch würden sich die Zinsdifferenzen verringern, die den Yen in den letzten Jahren nach unten gedrückt haben. Ähnliche Erwartungen dürften die Optionshändler dazu veranlasst haben, auf den Yen zu setzen und Makro-Hedge-Fonds dazu motiviert, Short-Positionen in japanischen Aktien Futures aufzubauen.

Rückenwind für japanische Small- und Midcaps

Dennoch wird die Marktvolatilität in nächster Zeit wahrscheinlich anhalten. Diese Schwankungen lassen sich jedoch als Wachstumsschmerzen einer großen Volkswirtschaft im Umbruch interpretieren. Die steigenden Reallöhne im Juni – der erste Anstieg seit 27 Monaten – sind ein frühes Anzeichen dafür, dass sich der private Verbrauch zu erholen beginnt. Japanische Small- bis Mid-Cap-Aktien (SMID), die den Großteil ihrer Einnahmen auf dem Inlandsmarkt erzielen, dürfte dies Rückenwind geben. Ein weiteres Zeichen dafür, dass die Fundamentaldaten der japanischen Wirtschaft auf gesunder Basis stehen, sind die aktuellen Quartalszahlen: 60 Prozent der japanischen Unternehmen, die ihre Gewinne für das zweite Quartal bereits bekannt gegeben haben, konnten ihre Prognosen nach oben korrigieren.

So erschütternd sich die jüngste Volatilität an den japanischen Aktienmärkten auch anfühlen mag, sie ist ein Zeichen dafür, dass Japan dank einer ermutigenden Mischung aus Reallohnwachstum, stabiler Inflation und Corporate Governance-Reformen die drei “verlorenen Jahrzehnte” der wirtschaftlichen Stagnation hinter sich lässt. Für langfristige Anleger wäre es daher klug, über die kurzfristige Volatilität japanischer Aktien hinauszublicken. Die weiterhin hohe Volatilität dürfte in den kommenden Wochen attraktive Einstiegsmöglichkeiten bieten, um mittel- bis langfristig attraktive risikobereinigte Renditen zu erzielen.

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