Kommentar von Rahul Bhushan, Managing Director ARK Invest Europe

Wer am vergangenen Montag auf die internationalen Börsen blickte, brauchte starke Nerven. Maßgeblich für die Turbulenzen waren mehrere Entwicklungen, die ihre negative Wirkung mit voller Wucht auf die Aktienkurse entfalteten: Aufkommende Schwächen der US-Konjunktur, das Ende einer langjährigen, ultralockeren Geldpolitik in Japan – und zu guter Letzt eine nach wie vor vorsichtig agierende US-Notenbank, die die Zinsen trotz aller Signale noch nicht gesenkt hat. Es stellt sich die Frage, welche Rückschlüsse Marktteilnehmer nun ziehen sollten.

Jahrelang profitierten die Anleger von den niedrigen Zinssätzen in Japan, um in höher rentierliche Anlagen, wie US-Staatsanleihen und Aktien von Megakonzernen zu investieren. Dieser Handelsstrategie hat die Bank of Japan mit ihrer Abkehr von einer sehr lockeren Zinspolitik ein Ende bereitet, als sie zuletzt Ende Juli den kurzfristigen Leitzins von bislang 0-0,1 auf 0,25 Prozent erhöhte. Vor allem die großen Technologie-Giganten, die traditionell ein günstiges Investitionsumfeld bevorzugen, waren von starken Kursverlusten betroffen. Daneben zeigten ernüchternde Daten am Arbeitsmarkt und bei den Konsumausgaben der Vereinigten Staaten eine zunehmende Konjunkturschwäche der größten Volkswirtschaft der Welt. So fiel der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die dortige verarbeitende Industrie von zuletzt 48,5 im Juni im vergangenen Monat Juli auf einen Wert von 46,8.

Makro-Ausblick

Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken weltweit im Laufe der Zeit ihre Schulden zu niedrigeren Zinssätzen refinanzieren, die sich wahrscheinlich um 2,5 Prozent einpendeln dürften. Diese Refinanzierung wird große Mengen an Liquidität erfordern, um die Zinszahlungen des vergangenen Zyklus zu bewältigen, was unserer Meinung nach zu gegebener Zeit geschehen wird. Diese Liquiditätszufuhr könnte noch zunehmen, wenn andauernde geopolitische Spannungen die Unsicherheit und Volatilität der Märkte befördern.

Diese aktuell zu beobachtenden, „spastischen“ makroökonomischen Reaktionen, ähneln dem “Taper Tantrum” von 2018, als Fed die Zinsen stark erhöhte, oder dem Abschwung in China und der EU im Jahr 2016. Solche Entwicklungen sind in der Regel kurzlebig, aber heftig. Sie führen häufig zu massenhaften Liquidationen von Vermögenswerten und schaffen Chancen für langfristige Anleger, sobald der Liquiditätszyklus wieder einsetzt.

Angst und Unsicherheit dominieren – berechtigterweise?

Trotz der anhaltenden Inflation zeigen breitere Indikatoren Anzeichen für einen Rückgang der Inflation, was auf eine Lockerung der derzeit noch vorsichtigen US-Geldpolitik hindeutet. Die Anzeichen am Markt mehren sich, dass dies bald geschehen könnte und der historischen Erfahrung nach könnte dies den Markt stabilisieren und sogar beleben. So boten sowohl der Schwarzen Montag 1987, die Finanzkrise im Herbst 2008 und auch der Pandemie-Schock 2020 nach anfänglicher Panik erhebliche Kaufgelegenheiten – gerade in den von Kursrückgängen zuvor am stärksten betroffenen Sektoren. Zwar dauerte die Erholung in der Vergangenheit oft lange – 2008 etwa rund fünfeinhalb Jahre –, sie führte jedoch meist zu einer langanhaltenden Hausse, von der insbesondere die Technologie- und Innovationssektoren profitierten.

Derzeit erleben wir eine Stimmung, die wiederum von Angst und Unsicherheit geprägt ist. Dies ist allerdings im derzeitigen Konjunkturzyklus nicht unbedingt angebracht, denn dieser hat sich nicht wesentlich verändert. Wir befinden uns derzeit in der Talsohle des Konjunkturzyklus und sollten sich die finanziellen Bedingungen infolge einer lockereren Geldpolitik bessern, gibt es Anlass zu Optimismus. Zusätzlich sind neben den Aktienkursen andere Parameter zu beachten: Die Verbraucherausgaben sind zwar zurückgegangen, sind aber nach wie vor relativ solide, und die Unternehmensgewinne übertreffen weiterhin die Erwartungen. In dem Maße, wie die Rezessionsängste nachlassen und sich die Märkte stabilisieren, werden sich auch die Technologieaktien erholen.

Was Investoren jetzt berücksichtigen sollten

Die aktuelle Situation mag zu raschen Entscheidungen verleiten, kluge Investoren sollten jedoch nur mit sorgfältigem Blick auf die entscheidenden Faktoren handeln. Dazu zählen zum einen die Reaktionen der Zentralbanken – allen voran der Fed –, die mit aggressiven Zinssenkungen reagieren könnten, aber dem Markt auch mit einem ausbalancierten Handeln Stabilität und Unterstützung gleichermaßen bringen könnten.

Anlegern ist demzufolge zu raten, ihre Portfoliokonzentration zu überprüfen und eine mit ihren langfristigen Zielen übereinstimmende Diversifizierung anzustreben. Werte im Bereich Technologie und disruptive Innovation kommen dafür nicht nur wegen des aktuell günstigen Einstiegszeitpunks in Betracht: Während eine nachlassende Inflation zu höherer Nachfrage und Gewinnmargen führen könnte, bieten Leitzinssenkungen Chancen für erhöhte Investitionen durch Unternehmen.“

Über ARK Invest Europe

ARK Invest Europe (ehemals Rize ETF) ist erster europäischer Spezialist für thematische ETFs. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, eine umfassende ETF-Plattform aufzubauen, die sowohl revolutionäre Innovationen als auch nachhaltige Investitionen umfasst und eine Mischung aus aktiven und Index-Strategien bietet. Rize ETF wurde 2019 von den thematischen ETF-Pionieren Rahul Bhushan, Stuart Forbes, Anthony Martin und Jason Kennard gegründet und legte die ersten ETFs des Unternehmens im Februar 2020 auf. Das Gründerteam ist ein bewährtes Team von ETF-Experten mit zusammen über 40 Jahren Erfahrung.

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