Regulatorische Hemmnisse abbauen
„Impact Investing fristet aktuell ein Nischendasein“, konstatiert Dr. habil. Moritz Isenmann, Senior Impact und Sustainability Manager bei Invest in Visions. Er bezieht sich dabei auf die Ergebnisse einer Umfrage, welche die Bundesinitiative Impact Investing (BIII) durchgeführt hat. Die BIII hat das Volumen von „impact generating“ Investments, also von Investitionen mit eigenem Wirkungsbeitrag, für 2022 auf knapp 10 Milliarden Euro beziffert. Setzt man dies ins Verhältnis zum Volumen aller Fonds und Mandate in Deutschland, das laut BVI im selben Jahr 3,8 Billionen Euro betrug, kommt man – den „Mainstream“-Phantasien prominenter Branchenvertreter zum Trotz – auf einen Marktanteil von lediglich 0,26 Prozent. Was die Marktstudie der BIII auch zeigt: Nur bei einem Drittel der Assets, auf denen Impact stand, war auch Impact drin. Isenmann zeigt sich skeptisch: „Die enormen Wachstumsraten, die andere Marktstudien in den vergangenen Jahren nachweisen wollten, beruhten wohl vor allem auf dem mehr gefühlten als nachweisbaren Impact der befragten Produktanbieter“.
Zugang für Kleinanleger möglich machen
„Ob Impact Investing den Weg aus der Nische findet, wird sich nicht zuletzt daran entscheiden, ob ‚echte‘ Impact Investments für Privatanleger zugänglich gemacht werden können“, sagt Isenmann. Es spiele auch eine Rolle, ob die öffentliche Hand bereit sei, in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften mehr Geld zur Verfügung zu stellen, um das Risiko für institutionelle Investoren zu reduzieren.
Ersterem gegenüber ist der Experte positiv gestimmt: „Es wurden neue Fondsstrukturen geschaffen, über die Impact Investments nun auch für Kleinanleger möglich sind.“ Hierzu gehören beispielsweise das offene Infrastruktursondervermögen und insbesondere der reformierte European Long-Term Investment Fund („ELTIF 2.0“), der erstmals neben Mikrofinanzfonds die Darlehensvergabe als Haupttätigkeit eines Publikumsfonds ermöglicht. „In Sachen ‚blended finance‘ hat sich hingegen leider nichts getan, obwohl der erste Sustainable Finance Beirat in seinem Abschlussbericht 2021 für eine Intensivierung geworben hat“, bedauert Isenmann. Bleibe nur zu hoffen, dass der neu gewählte Sustainable Finance Beirat das Thema wieder auf die Agenda setze.
Isenmann sieht eine weitere Voraussetzung: „Investoren müssen noch stärker als bislang begreifen, dass Impact einen Wert hat, auch wenn er sich nicht sofort in zusätzlicher Rendite niederschlägt.“
Kapitalallokation im Fokus
Bedarf an Investitionen mit einer nachweisbaren positiven Wirkung gibt es laut Experten mehr als genug. Die jährliche Finanzierungslücke für das Erreichen der SDGs im Globalen Süden bis 2030 wird von der UNCTAD mittlerweile auf 4 Billionen US-Dollar geschätzt, die Hälfte davon im Bereich Energie und Infrastruktur.
„Impact Investing könnte eine wichtige Rolle beim Schließen dieser Lücke spielen“, so Isenmann. Die oft als „Königsklasse“ bezeichnete nachhaltige Investitionsstrategie habe viel Potenzial. Ob sich dieses jedoch entfalten könne, hänge von der richtigen Weichenstellung ab.
Isenmann fordert: „Wenn Impact Investing künftig stärker zum Erreichen der SDGs genutzt werden soll, muss man sich darauf besinnen, dass die eigentliche Finanzierungslücke vor allem durch die Allokation von Kapital geschlossen wird.“ Und dies könne weder durch „wirkungskompatible“ Investitionen, „beabsichtigte Impact-Investments“ oder „gekauften Impact“ erreicht werden. „Durch derartige Begriffsschöpfungen kann das Label zwar für die Marketingabteilungen der Mainstream-Anbieter nutzbar gemacht werden. Da es sich aber um Investitionen ohne eigenen Wirkungsbeitrag (Investor Impact) handelt, wird damit kein zusätzlicher Cent für Impact Investing oder das Erreichen der SDGs mobilisiert“, resümiert der Experte.
Regulatorische Hemmnisse abbauen
Der bevorzugte Weg für Investitionen mit eigenem Wirkungsbeitrag seien Investmentvehikel aus den alternativen Anlagebereichen wie Private Equity oder Private Debt, über die tatsächlich zusätzliches Kapital zur Verfügung gestellt werden kann. Wirkungsorientierte Privatmarkt-Investments waren aufgrund regulatorischer Hemmnisse lange Zeit jedoch kaum für Kleinanleger zugänglich. Sie konnten nur über geschlossene Spezialfonds mit Mindestanlagesummen im sechsstelligen Bereich sowie geringer Liquidität getätigt werden. „Von institutionellen Investoren werden sie aufgrund interner Richtlinien oft als zu risikoreich eingestuft. Und das gerade bei Investitionen in den Entwicklungs- und Schwellenländern, die am dringendsten benötigt werden“, erklärt Isenmann abschließend.
ÜBER INVEST IN VISIONS
Die Invest in Visions GmbH wurde 2006 von Edda Schröder mit der Vision gegründet, institutionellen und privaten Anlegern den Zugang zu Impact Investments zu ermöglichen, also zu Anlagen, die neben finanziellen Erträgen auch positive gesellschaftliche Auswirkungen bieten. Im Jahr 2011 erreichte Invest in Visions einen wichtigen Meilenstein und initiierte zusammen mit der HANSAINVEST die Auflegung des ersten Mikrofinanzfonds in Deutschland, der auch Privatanlegern offensteht.
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